Absturz eines Segelflugzeugs geklärt
17.12.2021Der Absturz eines Segelflugzeugs am 6. Juli 2016 im Bereich des Mittaghore an der Lenk ist geklärt. Laut dem Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) war Selbstverschulden des Piloten unfallursächlich.
Beim Piloten handelte es sich laut dem Schlussbericht der SUST um einen Teilnehmer des alljährlichen Segelfuglagers in Saanen. Als langjähriges Mitglied der Segelfluggruppe Bern habe der erfahrene Pilot schon des Öfteren an Segelfuglagern in Saanen teilgenommen und sei mit den örtlichen Abläufen und Gegebenheiten vertraut gewesen.
Auf dem Flug zur tausendsten Flugstunde verunglückt
«Für den Flug vom 6. Juli plante der Pilot einen Lokalflug in der Region Saanenland-Simmental, um seine tausendste Flugstunde zu erreichen, heisst es im Bericht der SUST. Dazu wäre eine Flugzeit von 1 Stunde 50 Minuten nötig gewesen. Er startete mit dem Segelflugzeug DG-800 S um 12.15 Uhr in Saanen und klinkte das Schleppseil in der Region Eggli aus. Der 67-Jährige, der alleine unterwegs war, flog zuerst in die Region Spitzhore, dann Richtung Sanetschpass und wendete beim Arpelistock. Um 12.56 Uhr erreichte er das Niesehore westlich des Iffigsees. Rund 30 Minuten lang hielt er sich in der Region Iffigsee/Trütlisbergpass auf, bevor er um 13.30 Uhr das Niesehore von Norden her kommend westlich passierte. Darauf flog die HB-3358 auf konstanter Flughöhe von rund 2700 Metern über Meer an der Nordflanke des Schnidehore entlang in Richtung Mittaghore. Um 13.33 Uhr kollidierte der rechte Flügel mit dem Gelände im Bereich des Gipfels des Mittaghore, worauf das Flugzeug ins Trudeln geriet und in die Ostseite des Mittagshore prallte. Anschliessend rutschte das Flugzeug rund 140 Meter in Rückenlage talwärts. Die von Wandernden umgehend alarmierten Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des Piloten feststellen.
War der Pilot abgelenkt?
Laut dem Untersuchungsbericht startete der Pilot nach einer Flugdauer von einer Stunde und siebzehn Minuten mit seinem Mobiltelefon eine Videoaufzeichnung. Das Mobiltelefon wurde nach dem Unfall oberhalb des Flugzeuges weitgehend unbeschadet gefunden. Die Videoaufnahme, welche mit dem Navigationssystem des Flugzeugs zeitlich synchronisiert werden konnte, dokumentiert die letzten Flugminuten der HB-3358. Der Untersuchungsbericht schliesst technische Mängel des Flugzeugs ebenso aus wie – aufgrund der Autopsie – gesundheitliche Probleme des Piloten und geht letztlich davon aus, dass der Pilot wohl durch das Filmen abgelenkt war und infolgedessen ins Unglück flog.
PD/KEREM S. MAURER