Seit 67 Jahren Schindelmacher mit Leidenschaft

  25.02.2022 Abländschen

Martin Schuwey aus Jaun kennt Hans Dänzer aus Abländschen schon seit einem halben Jahrhundert und mindestens genauso lange ist er fasziniert von dessen Leidenschaft, Schindeln herzustellen. Vor einigen Jahren begann er, dem heute 78-jährigen Dänzer ein wenig genauer zuzuschauen und stellt seither auch selbst Schindeln her. Für den «Anzeiger von Saanen» verfasste er eine kleine Hommage an seinen «Lehrmeister» und an das traditionelle Handwerk.

Im zarten Alter von 12 Jahren fertigte Hans Dänzer unter Anleitung von Vater Robert die ersten Schindeln an, welche für das Kirchlein von Abländschen vorgesehen waren. Seitdem hat ihn diese Leidenschaft nicht mehr losgelassen. Das Schindelnmachen zog er dem Schulbesuch vor. Seither sind Abertausende von Schindeln durch seine fleissigen Hände geglitten.

In all den Jahren hat sich vieles verändert. Das mühselige Fällen der Tannen mit der Hobelzahnsäge sowie das Spalten der Rundlinge mit der Axt wurden mit dem Einsatz der Motorsäge und der Spaltmaschine erheblich erleichtert.

Der erste Schritt zur Herstellung von Schindeln ist die Begutachtung der Fichte im Wald. Der Baum muss einen gradlinigen, feinfaserigen und astarmen Stamm mit wenig Drehwuchs haben. Hängende Äste sind auch ein gutes Zeichen. Sind diese Anforderungen erreicht, schneidet er am Wurzelfuss ein Stück weg und prüft die Spaltfähigkeit. Sind all diese Kriterien erfüllt, kann die Fichte gefällt werden.

Nach dem Fällen wird in der Mitte des Stamms ein Rundling von ca. 45 cm Länge herausgesägt.

Lässt sich dieser Rundling gut spalten, ist der Schindeltest bestanden. Anschliessend werden die Rundlinge in konische Klötze, genannt «Müseli», geteilt. Im Verarbeitungsraum werden aus diesen Klötzen 5-6 mm dicke und 9-14 cm breite Schindeln gemacht.

Mit exakten, gekonnten Handgriffen mit dem Schindeleisen verarbeiten Hans und seine Mitarbeiter Klotz für Klotz mit Präzision zu Schindeln.

Anschliessend werden sie zu Bündeln à 224 Stück gebunden. In der Regel wird beim Decken eines Schindeldaches drei- bis vierfach überdeckt. Demnach reicht ein Bündel aus, um einen Quadratmeter zu decken.

Zum Trocknen werden die Bündel in Reih und Glied aufgestapelt. Welch ein Blickfang vor seinem Heim in Abländschen!!

Übrigens – seine Nachkommen werden sicher in die Fussstapfen des Grossvaters treten. Sind sie doch schon fleissig an der Mitarbeit beteiligt. Somit kann man hoffen, dass dieses traditionelle Handwerk noch lange weitergeführt werden wird.
MARTIN SCHUWEY

 


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