Zurück im Büro – die Freude ist gross

  22.02.2022 Saanenland

Am letzten Mittwoch wurden die meisten Coronamassnahmen quasi über Nacht auf den Donnerstag aufgehoben. Auch die Homeoffice-Empfehlung und die Maskenpflicht am Arbeitsplatz. Doch einige Firmen wollen die neu entdeckte Flexibilität auch in Zukunft beibehalten.

KEREM S. MAURER
Unten Jogginghose, oben Hemd oder Bluse – bereit für die Zoommeetings im Homeoffice. Obschon dies auf den ersten Blick locker und lässig klingt – was es ja im Grunde genommen für viele auch war –, wurde zu Hause offenbar effizient und gewissenhaft gearbeitet. Das Homeoffice als anfänglich lästige Pflicht war für viele Branchen eine gangbarer Versuch, die Mitarbeitenden vor einer etwaigen Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus zu schützen. Interessant ist, dass sich die Homeoffice-Pflicht als flexibles Geschäftsmodell bewährt hat, welches bei vielen Firmen in der einen oder anderen Form auch in Zukunft beibehalten werden dürfte. Seit dem letzten Donnerstag sind wieder viele Mitarbeiter:innen aus ihren Homeoffices an die Arbeitsplätze zurückgekehrt. Und auch die Artikel für den «Anzeiger von Saanen» werden seit Beginn dieser Woche wieder in der Redaktion in Gstaad geschrieben und nicht mehr in Saanen, in der Oeschseite, in Château-d’Oex oder Boltigen.

Homeoffice auch künftig denkbar
Eines haben die Coronamassnahmen von Bundesrat und BAG deutlich gemacht: Zu Hause arbeiten ist nicht nur für viele möglich, sondern es klappt auch richtig gut. So gut, dass sich die eine oder andere Firma vorstellen kann, auch in Zukunft eine gewisse Flexibilität beibehalten zu wollen. Bei der T&R Treuhand in Gstaad beispielsweise, wo rund die Hälfte der Mitarbeitenden im Homeoffice war, will man es künftig den Mitarbeitenden überlassen, ob sie in gewissen Situationen im Homeoffice arbeiten wollen oder im Büro. Bei Gstaad Marketing konnten alle Mitarbeiter während der Homeoffice-Pflicht von zu Hause aus arbeiten. Auch in Zukunft wird bei entsprechenden Arbeiten sowie auf die Bedürfnisse angepasst am Homeoffice festgehalten. «Wenn es darum geht, Konzepte oder Programme auszuarbeiten, kann dies oftmals zu Hause in Ruhe effizienter erledigt werden», sagt Claudia von Siebenthal, stellvertretende Geschäftsführerin von Gstaad Marketing auf Anfrage. Dasselbe gilt auch für die Innendienstmitarbeiter:innen der Vaudoise Versicherungen. «Bei entsprechenden Arbeiten und in geregelter Form können wir uns dies auch vorstellen», sagt Markus Rubin, Leiter Kundensupport der Vaudoise Versicherungen in der Generalagentur Berner Oberland.

Nicht alle wollen zu Hause arbeiten
Was für die einen locker und lässig ist, war für andere eher ein notwendiges Übel, denn das Homeoffice bietet nicht nur Vorteile. Während man im Büro einfach die Mitarbeiterin schnell mal etwas fragen oder etwas abklären kann, muss man in solchen Fällen bei denen zu Hause zum Telefon greifen und erst einmal eine Nummer wählen – und warten, bis die verlangte Person den Anruf entgegennimmt. Dies macht den Arbeitsprozess weder schneller noch einfacher. Auch der soziale Aspekt sollte im Homeoffice nicht unterschätzt werden. Dazu noch einmal Claudia von Siebenthal: «Ich finde es wichtig, dass man zum Beispiel die Kaffeepause zusammen verbringen und sich persönlich austauschen kann.» Zusammengehörigkeitsgefühl und Teamgeist könnten im Homeoffice auf die Dauer zu kurz kommen. Auch sonst bietet das Homeoffice nicht für alle den passenden Arbeitsrahmen. Entweder weil die privaten Arbeitsgeräte nicht so optimal sind wie im Geschäft oder weil ihnen die eigene Decke auf den Kopf fällt. Und: Man vermisst die geschätzten Kolleginnen und Kollegen. Dass nicht alle fürs Homeoffice geschaffen sind, bestätigt auch Markus Rubin, Leiter Kundensupport der Vaudoise Versicherungen im Saanenland. «Ich arbeite viel lieber im Büro als zu Hause. Ich schätze die geregelten Arbeitszeiten sowie den persönlichen Kontakt mit den Mitarbeitenden und dass am Feierabend auch wirklich Arbeitsschluss ist», sagt er und weist auf die Distanz zwischen Arbeitsort und Wohnort hin, die zuweilen sehr wichtig sein kann, um nach der Arbeit abzuschalten und die Batterien wieder für den kommenden Tag neu aufzuladen.

Neues Lebensgefühl
Während die Homeofficler bei einigen Firmen wie der T&R Treuhand in Gstaad oder auch bei Gstaad Marketing direkt nach der Aufhebung der Homeoffice-Empfehlung schon am letzten Donnerstag ins Büro zurückkehrten, war es den Mitarbeitenden der Vaudoise selbst überlassen, ob sie erst gestern Montag wieder persönlich im Büro erscheinen wollten. Auch im «Anzeiger von Saanen» ist die Redaktion erst seit gestern wieder besetzt. Doch eines dürften wohl alle zurückgekehrten Homeofficler:innen mit ihren Kolleginnen und Kollegen, welche vor Ort die Stellung hielten, gemeinsam haben: Die Wiedersehensfreude war gross und dies erst noch ohne Masken! Wie lange ist das jetzt her? Viele sprachen gar von einem neuen Lebensgefühl, das einem im wahrsten Sinne des Wortes wieder sichtbar entgegenlächelt. Bleibt zu hoffen, dass diese zurückerhaltene Normalität möglichst lange anhält.


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