70 Defibrillatoren sorgen für flächendeckende Erste Hilfe

  16.09.2022 Saanenland

Die First Responder Obersimmental-Saanenland haben den Auftrag erhalten, ein flächendeckendes Netz von AED-Anlagen zu erstellen. Rettungssanitäter Daniel Deubelbeiss erklärt, wieso ein First Responder Leben rettet.

JOCELYNE PAGE
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute. Eine funktionierende Rettungskette ist deshalb entscheidend. Ersthelfer und First Responder sind ein wichtiges Glied dieser Kette. Denn neben einer raschen Alarmierung ist die frühe Wiederbelebung durch Herzdruckmassage und Beatmung wesentlich. Massiv erhöht werden die Überlebenschancen, wenn ein AED-Gerät – auch bekannt als Defibrillator – frühzeitig eingesetzt wird. Im Saanenland und Obersimmental sind diese Geräte nun flächendeckend vorhanden. Wie der Verein firstresponder.be und der Rettungsdienst der Spital STS AG mitteilen, stehen jetzt insgesamt 70 Defibrillatoren rund um die Uhr der Bevölkerung zur Verfügung.

AED-Geräte in jeder Gemeinde
Für eine flächendeckende AED-Geräte-Abdeckung im Obersimmental und Saanenland sind seit 2019 27 öffentlich zugängliche Defibrillatoren installiert worden, drei weitere werden noch folgen, wie Daniel Deubelbeiss, Teamleiter Rettungsdienst bei der Spital STS AG, angibt. Zudem wurden bereits acht vorhandene Geräte mittels beheizbarer sowie kühlender Wandkästen 24 Stunden zugänglich gemacht. Es handelt sich um Defibrillatoren, die in einem Geschäft vorhanden waren, nun aber an eine öffentliche Stelle montiert wurden und damit 24 Stunden zugänglich sind. Finanziert wird dieses AED-Projekt durch die Gruppe Private Supporter Trauma Notfall-Ersteinsatz Saanenland, die ein Budget von 150’000 Franken gesprochen hat, so Deubelbeiss.

Doch wo befestigt man diese Geräte am besten? Gemäss Daniel Deubelbeiss brauche es verschiedene Voraussetzungen: Für den Wandkasten muss Strom vorhanden sein, «und schon das ist oftmals eine Herausforderung». An einem Ort, wo es Gewerbe, Tourismusvereine und Menschenansammlungen gebe, mache es am meisten Sinn. Weiter müsse der Defibrillator an einer gut ersichtlichen Stelle montiert und auch gut erschlossen sein. «Oftmals fahren die First Responder zu einem Defibrillator, packen ihn ein und fahren weiter zum Notfallort. Eine gut zugängliche Zufahrt zum AED ist deshalb unabdingbar», erklärt Deubelbeiss.

Der Unterhalt der Geräte sei überschaubar: Nach jedem Einsatz würde der Verein firstresponder.be die Elektroden – die Pads, über welche die Energie vom Gerät abgegeben wird – kostenlos ersetzt. Die Wartung der Geräte erfolge alle vier Jahre, worum sich der Verein und die Eigentümer kümmern würden. Nach und nach habe man jedes Dorf ausgestattet und auch jedes Tal. Beim Lauenensee beispielsweise habe es nun auch ein AED-Gerät, weitere Standorte seien noch in Abklärung, so Deubelbeiss.

Berührungsängste sind unbegründet
«Ohne ausreichende Wiederbelebungsmassnahmen sinkt die Überlebenschance bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand pro Minute um zehn Prozent», erklärt der Rettungssanitäter. Ein schnelles Vor-Ort-Sein rette deshalb Leben, dies sei die Aufgabe der First Responder. «Sie sind nicht nur durch die medizinische Erste Hilfe wertvoll, sondern auch wegen ihrer regionalen Ortskenntnisse.»

Jede und jeder könne First Responder werden, die Anforderungen seien nicht hoch: Die regionalen Samaritervereine bieten den Kurs «BLS-AED-Komplett» an. Die Teilnehmenden lernen dabei die wichtigsten lebensrettenden Massnahmen zur Wiederbelebung. Sie müssen mindestens 18 Jahre alt und im Besitz eines Smartphones sein. In einem weiteren Kurs, welcher der Verein firstresponder.be kostenlos anbietet, erhalten die zukünftigen First Responder alle Informationen zur Tätigkeit und zu den möglichen Einsätzen sowie zur Alarmierungs-App für ihr Smartphone.

«Klar muss man physisch und psychisch bereit sein, um bei einem Notfall Erste Hilfe zu leisten. Die Handhabung eines Defibrillators muss allerdings niemand fürchten», sagt Deubelbeiss. Denn die heutigen AED-Geräte seien so konzipiert, dass sie mit Anweisungen leiten würden. «Das angeschaltete Gerät spricht zu einem und erklärt Schritt für Schritt, was zu tun ist.»

Mehr erfahren an der Gstaader Messe
Wer es sich nicht vorstellen kann, hat an der Gstaader Messe die Möglichkeit, einen Defibrillator zu bedienen. Mit einem Stand ist der Rettungsdienst der Spital STS AG und der Verein firstresponder.be vertreten. «Umso mehr First Responder wir sind, umso mehr Leben können wir retten», ist Deubelbeiss überzeugt. Ausserdem werden die verschiedenen AED-Standorte der Bevölkerung gezeigt.

www.firstresponder.be


WAS IST EIN FIRST RESPONDER?

First Responder – die «Ersteintreffenden» – werden bei medizinischen Notfällen (Herz-Kreislauf-Stillstand, Brustschmerz, bewusstlose Person) parallel zum professionellen Rettungsdienst durch die kantonale Sanitätsnotrufzentrale 144 per App aufgeboten. Sie überbrücken die Zeit bis zum Eintreffen eines Rettungsmittels mit wichtigen lebensrettenden Massnahmen (Lagerung, Herzdruckmassage, Anwenden eines AED-Gerätes). AED sind automatische externe Defibrillatoren, welche an öffentlich zugänglichen Orten zur Verfügung stehen.

Jeder First Responder könne individuell auf der App angeben, in welchen Gemeinden er sich aufhält und Erste Hilfe leisten kann. Kommt eine Anfrage an, kann dieser angenommen oder abgelehnt werden. Sieht die Notrufzentrale, dass der First Responder weiter weg ist als der Rettungsdienst, werden die First Responder nicht zum Einsatz zugelassen.

PD

Eine Übersicht aller öffentlich zugänglichen AED-Geräte finden Sie auf der Homepage www.firstresponder.be.


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