Das Hochwasser ging, Schäden blieben
30.11.2023 SaanenlandDie Schäden nach dem Hochwasser Mitte November sind noch nicht beziffert. In einer ersten Bilanz zeigt sich, dass Beschädigungen an Häusern und in der Landschaft einerseits schon behoben wurden, andererseits noch länger bestehen werden.
Das Hochwasser, ...
Die Schäden nach dem Hochwasser Mitte November sind noch nicht beziffert. In einer ersten Bilanz zeigt sich, dass Beschädigungen an Häusern und in der Landschaft einerseits schon behoben wurden, andererseits noch länger bestehen werden.
Das Hochwasser, das aus den massiven Niederschlagsmengen Mitte November resultierte, hat an vielen Orten im Saanenland Schäden hinterlassen. Die Einsatzkräfte der Feuerwehren haben an vielen Orten Schlimmeres verhindert. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Hotel schwer getroffen
Das Hotel Ultima Gstaad wurde von den Überschwemmungen schwer getroffen. «Das Wasser drang von hinten in das Hotel ein», wurde von der Hoteldirektion bestätigt. «Es war das Wasser der Saane, das die beiden unteren Stockwerke unseres Hauses mit Wasser gefüllt hat.» In der ersten unteren Etage befinden sich unter anderem das Spa und der Fitnessbereich. Im Stockwerk darunter befinden sich das Kino und auch das Parkhaus. «Glücklicherweise war der Parkplatz zu jener Zeit fast leer», erklärt die Direktion. Das Erdgeschoss und die oberen Stockwerke blieben verschont.
«Auf Initiative der Feuerwehr wurden die Personen, die sich im Hotel befanden, evakuiert. Es handelte sich um mehrere Gäste und Angestellte. Allen geht es gut und die Evakuierung verlief ruhig», bestätigen die Verantwortlichen auf Anfrage. Der Strom musste aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden, als sich abzeichnete, dass die Räume in beiden Stockwerken überflutet werden würden.
Die Feuerwehr und spezialisierte Einsatzkräfte pumpten über 1,5 Millionen Liter Wasser aus den Untergeschossen. «Die Feuerwehr und die Spezialisten sowie die lokalen und kantonalen Behörden haben sehr kooperativ gearbeitet, wir sind sehr dankbar für ihre Unterstützung und Effizienz angesichts dieser Situation», lobt die Hotelleitung. «Zurzeit sind unsere Architekten in enger Zusammenarbeit mit den Versicherungen mit der Inventarisierung und der Bewertung der Schäden beschäftigt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, um das Ausmass der Schäden und die damit verbundenen Kosten zu beziffern.
Sicher ist, dass das Ultima Gstaad während der Wintersaison geschlossen bleiben wird. Erst wenn das Ausmass der Schäden feststeht, kann gesagt werden, wann das Hotel wieder geöffnet wird. Für die Mitarbeiter wurden schnelle Lösungen gesucht. Wir konnten viele unserer Mitarbeiter in anderen Lokalen der Ultima-Kette in der Schweiz oder im Ausland unterbringen. Für Mitarbeiter, die in Gstaad bleiben möchten, arbeitet unsere Personalabteilung aktiv an Lösungen, um sie während des Winters zu beschäftigen, zum Beispiel in Partnerunternehmen in der Region.»
Glück im Unglück
Auch das Hotel Alpenland Lauenen wurde von den Wassermassen Mitte November heimgesucht. Die Terrasse und das Untergeschoss des Hotels wurden komplett überflutet.
«Innert Stunden stieg der Wasserspiegel des Lauibachs an und bildete einen See – ausgerechnet vor den Toren des Chalet-Hotels Alpenland Lauenen», erklärt die Direktion in einer Medienmitteilung. «Die Wassermassen drangen via Lichtschächte ins Untergeschoss ein und überfluteten dieses komplett.» Dort sei der Wellnessbereich mit der Sauna untergebracht. Glücklicherweise seien keine Personen zu Schaden gekommen. Der Hydraulikantrieb des Liftes sei ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und komplett beschädigt worden.
«Dank enormem Teameffort von Feuerwehr, Experten, Bauunternehmern und freiwilligen Helfern konnten die Aufräumarbeiten in den letzten zwei Wochen pausenlos durchgeführt werden.» Unterdessen sei der Betrieb komplett gereinigt und die Trocknungsarbeiten seien im Gang.
«Wir sind – wider Erwarten – startklar für diese Wintersaison. Statt am 1. Dezember öffnen wir unsere Türen nun mit grosser Dankbarkeit und viel Optimismus am 8. Dezember», berichten Michael Ming und Sonja Gübeli, das Führungsteam im Hotel Alpenland Lauenen.
«Die Instandstellungsarbeiten können mit grösster Wahrscheinlichkeit bis zu den Festtagen abgeschlossen werden, sodass auch die minimalen Einschränkungen bis dahin aufgehoben sein werden.» Sollte dieser Plan nicht aufgehen, halte das Gastgeberteam auch hierfür eine attraktive Alternative bereit: «Unsere Gäste erhalten in diesem Falle selbstverständlich Gratis-Gutscheine für das Sport- und Wellnessbad mit Saunalandschaft in Gstaad», erklärt Sonja Gübeli.
Auch bezüglich des defekten Liftes sei für Ersatz gesorgt und das Hotel Alpenland verfüge diesen Winter wie gewohnt über einen Lift über alle vier Geschosse. «Wir werden die Sanierung in der Frühlingspause 2024 in Angriff nehmen, sodass die Gäste nicht durch Umbauarbeiten während der Saison gestört werden.» Sämtliche Zimmer, Appartements und der Gastronomiebereich blieben unbeschadet. Dass das Hotel Alpenland in einem der zahlreichen Hotel-Rankings in die Top-20 gerutscht sei, erfreue dabei umso mehr. «Das war wirklich ein enormer Lichtblick und Motivationsschub in diesen anspruchsvollen Zeiten», freut sich Michael Ming.
Erdmassen warten
Der Erdrutsch, der die Strasse zwischen Gsteig und Feutersoey blockierte, wurde innert Kürze beseitigt. Der Graben oberhalb der Strasse wurde in einer ersten Begehung begutachtet. Dies wurde notwendig, um die Strasse für den Verkehr wieder freizugeben. «Im Frühling wird das Gelände nochmals begutachtet, um weitere Bewegungen ausschliessen zu können», wurde durch die Gemeinde Gsteig bestätigt.
Die Schäden auf der Zufahrt zur Alp Arnen werden voraussichtlich nach Winterende behoben. Vom Wasser verursachte Schäden an Wanderwegen werden ebenfalls im Frühjahr gesichtet und repariert.
Ebenfalls länger beschäftigen wird auch der Erdrutsch bei der Alp Hintere Schneit. Ein Hangrutsch von etwa 200 Metern Länge und 70 Metern Breite verschüttete rund 1,7 Hektare Sömmerungsweide. Dies war das Ergebnis einer Begehung mit dem Liegenschaftsverwalter Kaspar Westemeier und dem Bauunternehmer Markus von Siebenthal. Da Sömmerungsweiden nicht gegen Elementarschäden versichert werden können, gehen die Kosten zu Lasten der Eigentümerin, in diesem Fall der Gemeinde Saanen.
Im Meielsgrund wurde im Bereich Jaggis Vorschess Wiesen- und Weideland mit einer Fläche von rund einem Hektar beschädigt. «Dieser Schaden wurde der Schweizer Hagelversicherung gemeldet», erklärt Eigentümer Daniel Hauswirth. Ein Gutachter habe sich das Schadensausmass bereits angesehen. Bereits oberhalb Jaggis Vorschess seien Schäden sichtbar geworden. Sie wurden bei einer Begehung mit Klaus Mösching, Präsident der Schwellenkooperation Saanen, und Ruedi Hefti, Schwellenmeister, begutachtet. Gemeinsam suche man nun nach Lösungen, so Hauswirth, um weitere Schäden zu vermeiden.
«Am liebsten hätten wir mit den Aufräumarbeiten sofort begonnen», sagt Daniel Hauswirth abschliessend. «Doch das unbeständige Wetter und die durchnässten Böden lassen derzeit keine Arbeiten zu.» So werde wohl im kommenden Frühling, sobald es die Rahmenbedingungen zulassen, mit den Arbeiten gestartet.
PD//JST
RENATURIERTE SAANE HÄLT ERSTER ÜBERSCHWEMMUNG STAND
Der neue Flussarm oberhalb der Verney-Brücke in Rougemont wurde Anfang Oktober mit dem Fluss verbunden (wir haben berichtet). Gemäss einer Medienmitteilung der Generaldirektion des Kantons Waadt für Umwelt nahm der Fluss zunächst seinen Lauf entsprechend der vorgenommenen Gestaltung (siehe Foto 1). Bei den Unwettern Mitte November erreichte die Saane den Wasserstand eines 100-jährigen Hochwassers (Foto 2). Dabei formte sich das Flussbett neu und tendiert nun zu einer Morphologie mit abwechselnden Kiesbänken (Foto 3), was gemäss Olivier Stauffer, Leiter der Revitalisierung in der Generaldirektion für Umwelt, durchaus im Rahmen der Erwartungen liegt. Als erstes Ergebnis zeige dieses Hochwasser die Relevanz der Flussbreite an dieser Stelle und bestätige die Annahmen der für die Studie erfolgten Berechnungen.
Die Generaldirektion des Kantons Waadt führt die Arbeiten entlang der Saane seit 2020 durch. Ziel des Projekts war es, der Saane ihre Regimebreite zurückzugeben − d.h. die Breite, die der Fluss einnehmen würde, wenn er naturbelassen wäre − und damit die Biodiversität ihrer Ufer zu erhöhen. Vor der Korrektur ihres Verlaufs floss die Saane nach Belieben und bei Hochwasser bildeten sich Sedimentbänke.
Die in diesem Herbst durchgeführten Arbeiten, die an die Arbeiten vom Jahr 2020 anknüpften, umfassten unter anderem die Entfernung sämtlicher Schutzvorrichtungen des alten Ufers, den Bau eines Nebenarms und die Schaffung eines Deflektors am Oberlauf, um den Fluss in den neuen Nebenarm umzuleiten.
Da der Prozess erst am Anfang steht, wird sowohl eine regelmässige Überwachung wie auch eine Überwachung nach jedem Naturereignis durch die Generaldirektion des Kantons Waadt gewährleistet. Diese sollen insbesondere sicherstellen, dass die Sedimentablagerungen die Infrastrukturen flussaufwärts nicht gefährden, dass es keine unerwünschte Erosion der Ufer gibt und dass die Verney-Brücke oder die Trinkwasserleitung am linken Ufer nicht in Gefahr ist.
GENERALDIREKTION FÜR UMWELT/SWO





