Und plötzlich war die Bahnhofstrasse in Zweisimmen voller Menschen. Die eine Woche vorher platzierten und bis letzten Freitag unter blauen und schwarzen Kehrichtsäcken versteckten Skulpturen wurden an der Vernissage letzten Freitagabend enthüllt. Begleitet von Klarinettenmusik des Trios «Zaargo», den ausstellenden Künstlern und gelungener Verpflegung wurden die Kunst und die Kultur gefeiert. Die Objekte aus Holz, Ton, Stein und Metall zogen und ziehen noch bis am 12. November die Blicke der Besucher und Passanten der Bahnhofstrasse auf sich. Die Liste der ausgestellten Objekte liegen in den Geschäften auf. «Und wenn die nun geschlossen haben?», fragten sich sowohl Künstler als auch Gäste an diesem Abend. «Daran haben wir auch gedacht», wusste Jules van Enckevort, Mitorganisator der Ausstellung, zu berichten. «Unsere Lösung ist eine Art Briefkasten am oberen Ende der Bahnhofstrasse, in dem die Handzettel jederzeit verfügbar sind.» Es war eindrücklich zu beobachten, wie die verschiedenen Künstlerinnen und Künstler die Skulpturen der jeweils anderen betrachteten und sich später untereinander austauschten. Die Organisatoren der Kulturnacht Zweisimmen hatten die Ausstellung als Ersatz für die abgesagte, oder besser verschobene Kulturnacht initiiert. Wie überraschend gross die Lust auf Kunst ist, zeigte sich daran, dass einige Objekte, die bereits kurz nach ihrer Enthüllung reges Kaufinteresse weckten, noch an diesem Abend einen neuen Besitzer fanden.

JENNY STERCHI