Ein Lichtermeer zum Geburtstag

  14.08.2020 Saanenland

Zum 100-Jahr-Jubiläum hatte der SAC Oldenhorn ein Feuerwerk an Aktivitäten geplant. Einige mussten coronabedingt verschoben werden, das Lichtspektakel auf der Gastlosenkette aber fand am vergangenen Samstag statt und leuchtete weit.

BLANCA BURRI
58 SAC-Mitglieder trugen 320 Kerzen auf die unzähligen Gipfel der Gastlosenkette und zündeten sie am vergangenen Samstag um 21.15 Uhr an. Das Lichtermeer war weitherum zu sehen. Unter den Zuschauerinnen und Zuschauern, waren zahlreiche Bergfreunde. Von Château-d’Oex über Charmey und Jaun bis hin zum Saanenland stiegen sie deshalb auf diverse Berggipfel, um in die Mystik der glühenden Bergspitzen einzutauchen.

Verbindendes Erlebnis
«Das war ein unglaublich schönes Erlebnis, es hat eine einzigartige Verbundenheit der SAC-Mitglieder kreiert», sagt André Oehrli, seines Zeichens Präsident der feierenden Sektion, im Gespräch vom vergangenen Montag. Jedes der 21 Teams habe sich selbst organisiert, weshalb sich die Alpinisten nur aus der Distanz physisch sahen. Die Verbundenheit habe man beim gemeinsamen Bräteln am folgenden Tag gespürt. «Die Alpinisten hatten leuchtende Augen, eine unbändige Freude», sagt Mario Bircher, kein Mann der grossen Worte, markig. Auf die Idee waren die JO-Leiter Daniela Teuscher und Mario Bircher gekommen, als sie sich Gedanken über die Feier machten. Das findet André Oehrli extrem schön, denn es zeige, dass die Jugend damit die Zukunft des SAC in die Hand nimmt. «Die JO hat super ‹Büetz› geleistet», lobte der Präsident. Einen schöneren Abend für das Vorhaben hätte die Sektion nicht wählen können. Die Sterne funkelten und die Sternschnuppen glühten an einem wolkenlosen Himmel. Deshalb waren die Lichter weit herum zu sehen.

Ziel erreicht
Ziel der Initianten Teuscher und Bircher war es, einen Anlass zu organisieren, an dem jedes SAC-Mitglied mitmachen kann. «Da die Gastlosenkette einfachere Wander- und anspruchsvolle Klettergipfel beinhaltet, war sie für dieses Vorhaben ideal», resümiert Mario Bircher. Mitgemacht haben knapp sechzig Menschen im Alter zwischen zehn und 70 Jahren. André Oehrli hob auch hier die JO hervor, welche ein sehr hohes Niveau aufweise: «Es gibt einige anspruchsvolle Gipfel, welche sich die JO-Mitglieder ausgesucht haben. Von dort seilten sie sich nachts ab. Alles verlief unfallfrei, was die hohe Qualität der Ausbildung unterstreicht.»

Erst galt der SAC als elitär
Aus Erzählungen weiss der mehrfache Patrouille-des-Glaciers-Teilnehmer André Oehrli, dass der SAC früher als elitär galt. Sicherlich hat es damit zu tun, dass es sich nicht jedermann leisten konnte, Ferien zu machen und in den Bergen herumzuklettern. Entstanden ist er eigentlich unter dem Druck der ausländischen Bergsteiger, wie auf der SAC-Website zu lesen ist. In den 1850er-Jahren eroberten vor allem englische Bergsteiger in Begleitung von Schweizer Bergführern die Schweizer Alpen. Um ihnen nicht das Feld zu überlassen und den Schweizer Alpinismus zu fördern, wurde der Schweizerische Alpenclub 1863 gegründet. Am Ende des Gründungsjahres zählte er bereits sieben Sektionen mit total 358 Mitgliedern. Sie wollten nicht nur das Bergsteigen ankurbeln, sondern auch die Berge erforschen.

In den 1920er-Jahren gab es dann eine Welle von Sektionsgründungen. Damals entstand auch die Sektion Oldenhorn, und zwar auf Einladung von Ingenieur H. Theiler im Hotel Rössli in Gstaad, erster Präsident war H. Hutzi. Es war nicht einfach, Mitglied zu werden. Man musste über gewisse Fähigkeiten verfügen und einen Götti haben. Auch Frauen waren erst ganz ausgeschlossen und ab 1931 im eigenen Club unter dem Präsidium von Nelly (Hermenjat-)von Siebenthal organisiert. Heute zählt der Schweizer Alpenclub 132 Sektionen. Alleine die Sektion Oldenhorn hat 624 Mitglieder – sie ist gegenüber Zürich mit 9500 Mitgliedern eine kleine Sektion.

Aus dem Alltag entfliehen
«Die Welt dreht sich immer schneller. Wenn man aber in den Bergen weilt, kann man für einen Moment aus diesem Karussell ausbrechen», erklärt André Oehrli die heutige Hauptaufgabe des SAC. Bei geführten Touren mit diversen Schwierigkeitsgraden kann dies gut gelingen. Daneben sind das Rettungswesen und die Ausbildung weitere wichtige Aufgaben. Zudem gehören der Sektion zwei der insgesamt 153 SAC-Hütten der Schweiz.

«Gefahr läuft mit»
Immer wieder hört man von Bergunfällen, die manchmal ein tragisches Ausmass annehmen. Dazu sagt der Präsident: «Die Gefahr läuft in den Bergen immer mit.» Deshalb ist es dem SAC ein grosses Anliegen, die Ausbildung ernst zu nehmen – bei der Jugend, aber auch bei den Erwachsenen. Die Sektion bietet seiner Jugend regelmässiges Kinderklettern (KIBE), JO-Training sowie zwei Ausbildungswochenenden für die Erwachsenen an. Alle Angebote werden rege genutzt. Wenn doch etwas passiert, empfiehlt Oehrli Folgendes: «Es braucht einen Prozess, um Unfallerlebnisse zu verarbeiten, und der verläuft nicht bei jeder Person gleich. Ich empfehle dringend, das Gespräch zu suchen.» Das könne mit Bergsteigerkollegen oder mit dem Vorstand vom SAC sein. Es sei ebenfalls immer möglich, Fachpersonen aufzubieten, die solche Prozesse begleiten. «Es ist wichtig, dass alle Personen der betroffenen Unfallgruppe sich der Verarbeitung stellen», ist Oehrli überzeugt.

Der Club wächst
Viele Vereine haben zurzeit mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen, nicht so der SAC Oldenhorn. «Die Jugendförderung läuft sehr gut und sie ist für unsere Zukunft sehr wichtig», betont Oehrli. Mario Bircher, der die Bergführerausbildung ins Auge fasst, erklärt, weshalb er seine Freizeit gerne mit den Jugendlichen verbringt: «Ich mag es, die Jugend zu fördern, ihnen die Freude am Bergsteigen weiterzugeben und sie durch die intensive Ausbildung für dieses Hobby zu stärken.» Dabei übernehmen die Jugendlichen schon früh Verantwortung in der Tourenplanung und beim Führen. «Natürlich sind wir da und begleiten sie, aber wir greifen nur ein, wenn es wirklich nötig ist, so können sie Erfahrungen sammeln», sagt Bircher. Vor jeder Tour gibt es also das Briefing, dann wird die Tour durchgeführt und anschliessend analysiert. Korrigiert wird vor allem am Schluss, oder wenn es zu gefährlichen Situationen führen könnte, während der Tour. «So geht man seriös z Bärg», hält Bircher fest. Oehrli fügt an, dass dies die Führungserfahrung stärkt und diese kommt auch dem Berufsalltag zugute.

Länger feiern, als geplant
André Oehrli hofft, auch den Jubiläums-Sternenmarsch auf das Oldenhorn am 13. September durchführen zu können und darauf, dass Corona 2021 unter Kontrolle ist, damit das Freilichttheater «Der Chrüzwäg vom Castellan» und das Arpelirennen, welche dieses Jahr hätten stattfinden sollen, noch nachgeholt werden können. Er kann der Verschiebung sogar etwas Positives abgewinnen: «Jetzt feiern wir einfach zwei Jahre lang!»

www.sac-oldenhorn.ch


DIE GESCHICHTE DES SAC

– 1920 Gründungsfeier mit 32 Personen auf dem Oldenhorn. Patenverein sind der Männerchor «Echo vom Olden» und der Turnverein Saanen-Gstaad.
– 1926 Einweihung der ersten Sektionshütte, welche als Teil einer Sennhütte auf der inneren Gelten am Fuss des Wildhorns entstanden ist.
– 1931 Gründung des Frauen-Alpen-Clubs Gstaad.
– 1938 Erstmals wird zu einem Herrenabend (später Familienabend) eingeladen. Das Menu, Rehpfeffer mit Salat, kostet Fr. 2.50.
– 1949 Die Sektion hilft mit, den Geltenschuss unter Naturschutz zu stellen.
– 1960 Entschluss, die Grubenberghütte zu erwerben und als Clubhütte umzubauen.
– 1969 Einweihung der an neuem Standort erstellten Geltenhütte.
– 1972 Der amtierende Präsident Hans Reiser verunfallt mit seinem Seilgefährten Ueli Aecherli an den Pucelles tödlich.
– 1980 Elisabeth Müller wird als erste Frau in den Vorstand gewählt und vertritt dort die Frauengruppe.
– 1988 Neubau Mehrzweckhalle Schönried mit Kletterwand.
– 1991 Erstes einwöchiges Lager für Kinderbergsteigen in der Grubenberghütte.
– 1995 Die Sektion zählt 380 Mitglieder.
– 2014 Umbau Geltenhütte.
– 2020 Jubiläumsjahr: Beleuchtung Gastlosenkette und Sternenmarsch aufs Oldenhorn, die Sektion hat 624 Mitglieder.
– 2021 voraussichtlich Freilichttheater «Der Chrüzwäg vom Castellan».


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