Aussergewöhnliche Scherenschnittkunst
20.09.2024 NachbarschaftFaszinierende Details, humorvolle Figuren und berührende Porträts – die Papierschnitte von Monika Flütsch im Hüsy überraschen und begeistern. Am letzten Sonntag war die Vernissage.
«‹Monika hat sehr viel Sinn für ...
Faszinierende Details, humorvolle Figuren und berührende Porträts – die Papierschnitte von Monika Flütsch im Hüsy überraschen und begeistern. Am letzten Sonntag war die Vernissage.
«‹Monika hat sehr viel Sinn für Schönes!› Diesen Satz hat ihre Lehrerin bereits in der zweiten Klasse ins Schulzeugnis eingetragen», sagte der Scherenschnittkünstler und Wirt Hans-Jürgen Glatz am Sonntag, 15. September in der Laudatio für Monika Flütsch.
Wie die Jungfrau zum Kind
Schon vor zehn Jahren stellte Monika Flütsch im Hüsy aus. «Es ist so traditionell hier, dass ich Angst hatte auszustellen, besonders mit meinen grossformatigen Bildern», erzählte die Künstlerin, die als junge Erwachsene künstlerisch vor allem dreidimensional in verschiedenen Materialien unterwegs war. «Ich bin zum Scherenschnitt gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Als wir klein waren, hatten wir ein Märchenbuch mit Scherenschnittillustrationen und ich konnte gar nichts damit anfangen. Auch nach einem Kurs mit der Berufs-Scherenschneiderin Susanne Schläpfer sagte mir das Traditionelle nicht zu. Ich begann dann, meine Kuhbilder zu schneiden. Susanne meldete mich an der Schweizer Scherenschnitt-Ausstellung an und es wurde mir mitgeteilt, das seien Comics und nicht Scherenschnitte. Nach langer Abwägung wurde ich trotzdem zugelassen und seitdem bin ich dabei», erinnert sich Flütsch.
Meisterhaft raffiniert
Die meisterhaften Papierschnitte haben eine fast magische Anziehungskraft. Fridolin, das Murmeltier, guckt selbstbewusst und kriegerisch aus seinem Erdloch, zweibeinige Kühe treten hervor, Tiere und Blumen tanzen leichtfüssig über die wellenförmigen Linien der Alpabzüge. Ergreifend sind die Porträts der älteren Bewohner der Walsersiedlung St. Antönien: der Schafscherer, der Mäher, die Frauen in ihren Blumengärten.
Von Blüten übersät sind auch die Röcke, die Strickmuster der Pullover – und die Textur der Hosen und Hemden sind im Detail wiedergegeben. Farbtupfer tauchen hier und da auf, graue Elemente teilen die Bildfläche ab und sorgen für Tiefe, bräunlicher Hintergrund aus vergilbtem Zeitungspapier oder Notenblättern bilden eine spannende und raffinierte Struktur.
«Menschen haben mich schon immer fasziniert»
«Plötzlich wollte jeder eine Kuh, die golft, Musik macht oder Ski fährt, mit dem Namen der beschenkten Person. Es wurde mir zu viel und ich legte das Sujet weg», erzählte die Künstlerin. «Menschen haben mich schon immer fasziniert, auch die zweibeinigen Kühe sind ja menschlich. Die älteren Leute in St. Antönien wie der Schafscherer, der Mäher und die Frauen sind richtige Walsercharaktere, sie faszinieren mich. Es ist auch eine Sehnsucht nach den Persönlichkeiten einer alten und noch gesunden Welt.»
Monika Flütsch ist Mitglied des Vereins Prättigauer Kunstschaffende Präkuscha und stellt oft zusammen mit der Gruppe aus. «Sie inspiriert mich sehr. Ich begann, dieselben Leinwände zu verwenden, die grauen Elemente sind aus Steinpigment aus dem Prättigau, die Zeitungen im Hintergrund sorgen für bräunliche Töne. Ich habe wenig Kontakt mit dem traditionellen Scherenschnitt.»
CHARLOTTE ENGSTAD/SIMMENTAL ZEITUNG
Die Ausstellung im Hüsy in Blankenburg läuft bis am 17. November.