Besser Angst vor der Angst haben?
18.11.2024 SchönriedUnter dem Zitat des Dichters Antoine de Rivarol (1753–1801): «Viele Leute haben nichts von ihrem Vermögen als die Angst, es zu verlieren» fand der diesjährige Börsenbarometer der Saanen Bank, moderiert von Prof. Dr. Erwin W. Heri, statt. Kritische Themen und ...
Unter dem Zitat des Dichters Antoine de Rivarol (1753–1801): «Viele Leute haben nichts von ihrem Vermögen als die Angst, es zu verlieren» fand der diesjährige Börsenbarometer der Saanen Bank, moderiert von Prof. Dr. Erwin W. Heri, statt. Kritische Themen und insbesondere die Frage nach dem neuen US-Präsidenten prägten den Abend.
ELISA OPPERMANN
Angst vor Verlusten, ist ein altbekanntes Problem. «Wenn Sie 50 Prozent an der Börse verlieren, wie viel Gewinn müssen Sie dann machen, um wieder aufzuholen? 100 Prozent! Und deswegen verstehe ich, wenn Sie Angst haben», so eröffnete Prof. Dr. Erwin W. Heri den diesjährigen Börsenbarometer der Saanen Bank. Bereits zum dritten Mal im Saanenland vermittelte der Finanzexperte den geladenen Gästen sein Wissen in Form eines Vortrages. Das Thema der diesjährigen Veranstaltung war geprägt vom Zitat des Dichters Antoine de Rivarol: «Viele Leute haben nichts anderes von ihrem Vermögen als die Angst, es zu verlieren.» Laut Heri ist bemerkenswert, dass ein solches Zitat aus dem 18. Jahrhundert damals genauso zutraf wie heute. «Ich werde Ihnen heute Abend ebenfalls erst einmal Angst machen, aber dann zeige ich Ihnen, wie Sie mit dieser Angst umgehen können», kündigte der Professor lächelnd an. Sein Vortrag gliederte sich in drei Themenblöcke: Angst, Währungen und Budget.
Der Umgang mit der Angst
«Viele Menschen haben Angst, weil ihnen das so gesagt wurde», begann Heri. Anhand einer Grafik des amerikanischen Börsenmarktes von 1900 bis 2019 zeigte er, dass viele Anleger befürchten, eine kontinuierliche Entwicklung wie die des Dow Jones könne nicht ewig so weitergehen. Als Beispiel nannte er: «Am 12. März 1956 lag der Dow Jones bei 500 Punkten, am 24. März 2020 bei 30’000 Punkten.» Doch was steckt dahinter? «Der Witz ist, dass Finanzmärkte im Grunde nichts anderes sind als eine Abbildung des Zinseszinses», erklärte Heri und ging dabei auch auf das Thema Logarithmieren ein, eine mathematische Methode zur besseren Darstellung exponentieller Entwicklungen.«Die Geschichte wiederholt sich an den Aktienmärkten, und die Unternehmensgewinne definieren die Aktiengewinne», fasste Heri zusammen.
Donald Trump – wirtschaftlicher Aufschwung auf Pump
Auch das Thema des neuen US-Präsidenten liess sich nicht umgehen. «Ich bin wirklich kein Fan von Donald Trump, aber der Wirtschaft in Amerika wird es vorerst gut gehen», so Heri. Dieser Aufschwung basiere jedoch auf einem immensen Schuldenberg, der langfristig zur Belastung werden könnte. Die USA stünden derzeit mit 36’000 Milliarden US-Dollar in der Kreide – eine Schuldenquote von 123 Prozent. Zum Vergleich: Die EU verzeichne Schulden in Höhe von 13’300 Milliarden Euro, was einer Quote von 87 Prozent entspreche.
Medien und die Angst vor der Übertreibung
Zum Abschluss thematisierte Heri den Einfluss der Medien auf die Wahrnehmung vieler Anleger. Nachrichten, wie etwa jene der Tagesschau, tendierten oft dazu, Angst zu verstärken, indem sie bestimmte Entwicklungen überdramatisierten. «Dabei ist es an der Börse wichtig, Ruhe zu bewahren und Ausdauer zu zeigen», betonte der Professor. Wer langfristig investiere und sich nicht von kurzfristigen Schwankungen oder negativen Schlagzeilen verunsichern lasse, könne die Mechanismen des Marktes zu seinem Vorteil nutzen.
Mit diesen Worten schloss Prof. Dr. Erwin W. Heri seinen Vortrag und ermutigte die Gäste, sich mit Wissen und Geduld den Herausforderungen der Börsenwelt zu stellen.