Zum Wochenstart stellte sich der «Anzeiger von Saanen» der Herausforderung Black Wall: der neu eröffneten präparierten Piste von Glacier 3000, die mit 46 Grad zu den steilsten der Welt gehört. Noch mit zitternden Knien am Tunneleingang nahm unsere Journalistin ...
Zum Wochenstart stellte sich der «Anzeiger von Saanen» der Herausforderung Black Wall: der neu eröffneten präparierten Piste von Glacier 3000, die mit 46 Grad zu den steilsten der Welt gehört. Noch mit zitternden Knien am Tunneleingang nahm unsere Journalistin allen Mut zusammen und stürzte sich ins Abenteuer. Ein Erlebnisbericht.
JOCELYNE PAGE
Ab und zu über den eigenen Schatten zu springen, formt den Charakter, davon bin ich überzeugt. Dachte ich zumindest. Denn als ich am Montagmorgen zuoberst an der neuen Glacier- 3000-Piste Black Wall stand, bekam ich Bammel. In meinem Kopf begannen die Selbstgespräche. «Allein der Name schreit nach einer halsbrecherischen Aufgabe! Ich hätte mir zweimal überlegen sollen, ob ich mitmache», verunsicherte mich mein kritisches Ich. Zum Glück trage ich auch ein mutiges Selbst in mir, welches mich beruhigte und mir befahl, nicht zu stark an meinen Fähigkeiten als Skifahrerin zu zweifeln. So viel vorweg: Ich bin heil unten angekommen, elegant ist aber etwas anderes. Die Abfahrt war Teil der Einweihung des neuen Tunnels und der neuen schwarzen Piste von Glacier 3000. Das Interesse war gross, viele Medien waren vertreten. Als Gruppe meisterte sich die Herausforderung auch leichter. Bernhard Tschannen, CEO von Glacier 3000, freute sich über das rege Interesse und sprach stolz über die Superlativen des Projektes: Die Black Wall reihe sich unter die Grossen wie die Streif und das Lauberhorn ein, da sie durch ihr Gefälle von 46 Grad zu den steilsten präparierten Pisten der Welt gehöre. Der Tunnel, der das Gebiet erschliesst und mit einem Indoor-Skiteppich ausgestattet ist, führt 265 Meter durch den Berg. Beim Ausgang steht ein grosses Garagentor, welches sich bei unserer Ankunft öffnete und die Pistenmaschine zum Vorschein brachte. Sie ist mit einer 1400 Meter langen Seilwinde verbunden, die in der Felswand befestigt ist, damit der obere Teil der Piste präpariert werden kann.
Und um ehrlich zu sein: Ich hätte auch sehr gerne ein Seil um meine Hüfte getragen für die ersten paar Schwünge, denn die ersten Hänge sind wirklich steil… Augen zu und durch: Ich stiess mich mit den Skistöcken ab und stürzte mich ins Abenteuer – im wahrsten Sinne: Mit aller Kraft versuchte ich, die frischen 20 Zentimeter Neuschnee wegzustossen. Meine Skiwahl war wenig vorteilhaft, so hätte mir ein breiter Freerideski bestimmt mehr Skigenuss beschert als der schmale Slalomski, mit dem ich nun ein wenig zu kämpfen hatte. Ich liess mir den Spass aber nicht verderben und strengte mich – mit brennenden Beinmuskeln – an, die Black Wall zu bezwingen. Und es hat geklappt.
Mein Fazit: Ungeachtet der Ästhetik meines Fahrstils war die Abfahrt ein spannendes und sportliches Erlebnis. Zuoberst noch sehr steil, nimmt das Gefälle mit jedem gefahrenen Meter etwas ab, sodass man sich seine Kräfte gut einteilen kann. Trotzdem ist die Neigung der Piste nicht zu unterschätzen. Dank des frischen Pulverschnees und einer guten Unterlage hatten wir genügend Widerstand. Eisige Verhältnisse hätten mehr technisches Können und Kraft verlangt. Je nach Skilevel ist es deshalb ratsam, sich vorgängig über die Pistenverhältnisse zu erkundigen, bevor man in den Tunnel zur Black Wall fährt. Denn einmal am Ende angekommen, gibt es kein Zurück mehr.