Ein Strauss bunter Melodien auf dem «Zmorgetisch»
28.10.2024 Schönried
Das mittlerweile zur Tradition gewordene Chörli-Zmorge fand am vergangenen Sonntag wiederum in der Mehrzweckhalle in Schönried statt. Die gemischten Chöre der Bäuerten Saanenmöser-Schönried und Gruben erwarteten hungrige und gesangsfreudige Gäste. Der ...
Das mittlerweile zur Tradition gewordene Chörli-Zmorge fand am vergangenen Sonntag wiederum in der Mehrzweckhalle in Schönried statt. Die gemischten Chöre der Bäuerten Saanenmöser-Schönried und Gruben erwarteten hungrige und gesangsfreudige Gäste. Der von fleissigen Händen gedeckte Frühstückstisch erhielte bei Gault-Millau wahrscheinlich die Höchstnote von 20 Punkten.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Gegen 100 Besucher:innen freuten sich an den sorgfältig ausgewählten kulinarischen Leckerbissen und dem breit gefächerten Repertoire der Lieder. Im Vergleich zu vorangegangenen Jahren blieben leider viele Stühle unbesetzt. Die Gründe hierfür könnten in der Bauernregel «Altweibersommer» oder mit den gar vielen Anlässen im Saanenland in Verbindung gebracht werden.
In Anlehnung an das Sprichwort «Les absents ont toujours tort» ist zusätzlich zum fürstlichen Morgenessen der glitzernde «Diamant» des sonntäglichen Anlasses, die beiden Chörli, hervorzuheben. Unter der Leitung der Dirigentinnen Brigitte Zahnd (Chörli Schönried-Saanenmöser) und Agnes Welten (Chörli Gruben) freuten sich die Besuchenden an insgesamt 16 Vorträgen. Die Titel «Lueget, vo Bärgen und Tal» und «Le vieux chalet» wurden von den Chören im Verbund vorgetragen, abwechselnd geleitet von den beiden Dirigentinnen. Ganz allgemein standen die Volkslieder im Vordergrund, ab und an mit einem Jodel versehen. Vor allem das Chörli Gruben scheint dem Jodel eher zugetan, möglicherweise historisch begründet oder auf die ländliche Umgebung und Bevölkerungsstruktur zurückzuführen.
Die Trachten
Was für die Ohren der Gesang, waren für die Augen die Trachten der Sängerinnen und Sänger. Im Buch «Trachten des Saanenlandes einst und jetzt» schreibt Heinrich Hauswirth: «Die Tracht ist gewachsen, wie eine Pflanze wächst, dem Angehörigen des Stammes gewissermassen auf den Leib gewachsen, und sie hat wie eine Pflanze ihre Wurzeln im Volksstamm, in seinen Bedürfnissen und Gewohnheiten, in seinen besonderen Begriffen von Schönheit und Gefälligkeit.» Die zu den Frauen-Festtagstrachten am besten passenden Männertrachten sind die «Halblinige», aber auch der «Mälchrock». Ob Sängerin oder Sänger, egal von welchem Chörli, sie tragen das herausragende Kleidungsstück selbstsicher oder gar mit Stolz.
Gemeinsames Singen
Brigitte Zahnd lud die Zuhörenden ein, «ds Gfell-Lied» des einheimischen Komponisten Jakob Hurni zusammen mit den beiden Chören zu singen. Vielleicht der Mittagszeit geschuldet, erklang diese Improvisation eher schüchtern. Aller Anfang ist schwer! Henry van Dyke (1852–1933), ein US-amerikanischer Geistlicher und Schriftsteller, schrieb: «Nutze die Talente, die du hast. Die Welt wäre sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen» (Website Chörli Schönried-Saanenmöser).
EIN BESONDERER HÖRGENUSS
Aus der Vielfalt an von den beiden Chören vorgetragenen Liedern – geprägt durch den Charakter und das Wesen der beiden Dirigentinnen – sollten die folgenden Beiträge hervorgehoben werden:
Chörli Gruben
– «Tue eis singe» von Margrith Inäbnit. Dieses leicht beschwingte Jodellied handelt von Alltagssorgen, Freude und Leid.
– «Härztön», ein Naturjodel von Michi Wallimann. Hörte man da die pochenden Herzen der Singenden oder der Zuhörenden, die vorübergehend Löffel und Gabel im Teller liegen liessen?
Chörli Schönried-Saanenmöser
– «Amboss-Polka» von Albert Parlow. Im lebhaften bis raschen Zweivierteltakt vorgetragen schien es, als ob die Zuhörerschaft mit Pferd und Wagen froh durch die schöne Landschaft (Saanenland) traben würde.
– «s’Träumli» von den «Bossbuebe». «Plötzli stosch im Urwald da – im dicke, höche Busch – da chunnt en Mönschefresser drus – und wott di fresse, husch!» (Konnte sich wohl jemand an diesen Hit, der vor 66 Jahren viele Schweizerinnen und Schweizer verzauberte, erinnern?)
GDH