Ein Gewinn, Erneuerungswahlen und ein spannendes Referat
28.03.2024 SaanenmöserDie Dorforganisation Saanenmöser vermeldete an ihrer Dorfversammlung einen positiven Rechnungsabschluss, erfolgreiche Projekte im letzten Jahr und in Zukunft sowie die Wiederwahl von vier Vorstandsmitgliedern.
JENNY STERCHI
Zügig schritt ...
Die Dorforganisation Saanenmöser vermeldete an ihrer Dorfversammlung einen positiven Rechnungsabschluss, erfolgreiche Projekte im letzten Jahr und in Zukunft sowie die Wiederwahl von vier Vorstandsmitgliedern.
JENNY STERCHI
Zügig schritt Präsidentin Solveig Lanz durch die Traktanden am letzten Samstag in Saanenmöser. Ihr sassen eine Reihe von Einheimischen und Gästen gegenüber.
Gewinn in Jahresrechnung
Die Dorforganisation sei, wie Lanz betonte, in einer finanziell beruhigenden Lage. «Wir verfügen über ein Guthaben von rund 33’000 Franken, mit dem wir viele Investitionen tätigen können», erklärte die Präsidentin. Dennoch sei es wichtig, in nachhaltige Projekte und Vorhaben zu investieren, um das Dorf weiterhin einladend erscheinen zu lassen.
Dazu gehörten neben der Weihnachtsbeleuchtung, die einen immensen Posten in der Rechnung verursacht habe, auch die Blumenkübel vor dem Dorfladen und die finanzielle Unterstützung des Lernparks unterhalb der Mittelstation, des Slopesound Festivals und der Viehversteigerung im Sommer auf dem Hornberg. Das alles führte im vergangenen Geschäftsjahr zu einem Gesamtaufwand von 20’730 Franken. Dennoch schloss die Rechnung mit einem Gewinn von 2055 Franken ab.
Die Erneuerungswahlen der Vorstandsmitglieder Judith von Grünigen, Beatrice Reichenbach und Philippe Bigler sowie der Präsidentin Solveig Lanz waren Formsache. Sie alle wurden einstimmig für eine weitere Amtszeit (2024-2026) gewählt.
Was liegt 2024 an?
Der Möserstammtisch, eine neu ge-Ausserdem seien in allen Dörfern des Saanenlandes neue Dorfeingangstafeln an der Strasse geplant. «Mit einem einheitlichen Erscheinungsbild machen die Dörfer einen professionellen Eindruck», ist Solveig Lanz und der Vorstand überzeugt. Derzeit nagt an diversen Tafeln der Zahn der Zeit.
Zudem würden beim Bahnhof Saanenmöser eine Infotafel und ein Willkommensschild in nächster Zukunft installiert werden, informierte Lanz.
Bevor die Sitzung mit dem Referat von Dieter Bratschi, einem Forstingenieur, der mitunter im Saanenland daheim ist, zu Ende ging, warb Solveig Lanz für politisches Engagement der Dorfbevölkerung: «Wenn wir in Kommissionen und Ausschüssen mitwirken, werden wir politisch gestärkt in der Gemeinde vertreten sein.»
EINE STACHELLOSE BIENE RETTET DEN REGENWALD
Es gibt Menschen, die auf besondere Weise mit dem Saanenland verbunden sind. Dieter Bratschi ist so ein Mensch. Er kennt Saanenmöser seit seiner Kindheit. Er studierte Forstwirtschaft, zog in die weite Welt und verliebte sich schliesslich – in den Amazonas.
Seit nunmehr 30 Jahren ist er regelmässig unterwegs in den Regenwäldern entlang des Stroms im nördlichen Südamerika. Schnell wurde ihm klar, dass der Regenwald mit seiner sagenhaften Artenvielfalt höchst bedroht ist. Die Tierhaltung und die Rinderzucht machten Flächen nötig, was mit der Rodung des Regenwaldes einherging.
Mit der Gründung der NTFP-Foundation rief er eine Stiftung ins Leben, die mit Nicht-Holz-Produkten aus dem Wald auf den bedrohten Lebensraum aufmerksam machen wollte. Seine und die Idee seiner Mitstreiter war es, den Einheimischen zu zeigen, wie sie mit dem Wald Geld verdienen können, ohne gegen ihn zu arbeiten oder ihn gar zu zerstören.
Basis für diese Idee war die Melipona-Biene. Und Dieter Bratschi weiss alles über sie und gibt das Wissen gerne weiter. Die dort heimische Biene besitzt keinen Stachel. Das macht ihre Haltung einfacher als die der Apis-Biene, die wir aus unseren Breiten kennen. Der Honig dieser, unserer Honigbiene in Grösse und Produktivität ähnlichen, Art wurde aufgrund seiner medizinischen Wirksamkeit schon von den frühen Hochkulturen sehr geschätzt.
Wenns den Bienen gut geht, geht es auch den Menschen und vor allem dem Wald gut. Diese Erkenntnis und der markante Rückgang im Rindfleischabsatz bewegten eine Reihe ehemaliger Fleischproduzenten, auf die Bienenzucht und Honigproduktion umzusteigen. Das Modell ist nachhaltig. Zum Starten bekommt jeder Interessent von der Stiftung drei Bienenvölker zur Verfügung gestellt. Bei guter Pflege vermehren sich diese vergleichsweise kleinen Völker recht zügig. Ist die Population auf 15 Völker angestiegen, gehen drei Völker wieder zurück an die Stiftung, um anderen den Start zu ermöglichen.
Dennoch heisst es, weiterhin Sorge zu den fleissigen Tieren zu tragen. Denn die Bedrohung kommt derzeit aus den eigenen Reihen. Einige Exemplare der afrikanischen Apis-Biene wurden eingeschleppt. Sie gelten als natürlicher Feind der Melipona-Biene. Und darum gilt es, den heimischen Völkern beste Bedingungen zu schaffen.
Die Produktion des süssen Goldes Amazoniens, wie der Honig auch genannt wird, steigt stetig an, mittlerweile wurde eine Verarbeitungsfirma gegründet. Im letzten Jahr wurden fünf Tonnen Melipona-Honig exportiert. In Zusammensetzung und Beschaffenheit unterscheidet sich der Honig von dem uns bekannten Bienenhonig. Er wird weniger als Brotaufstrich, sondern viel mehr in medizinischen Produkten genutzt.
JENNY STERCHI
Weitere Informationen unter https://ntfpfoundation.org/