Christine Schopfer folgt auf Rolf Schwenter
02.04.2024 SchönriedNach elf Jahren als Präsident der Dorforganisation Schönried hat Rolf Schwenter demissioniert. Zu seiner Nachfolgerin wurde Christine Schopfer gewählt und neu in den Vorstand gewählt wurden Irene Eggenberg und Tatjana Röthlin.
ANITA MOSER
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Nach elf Jahren als Präsident der Dorforganisation Schönried hat Rolf Schwenter demissioniert. Zu seiner Nachfolgerin wurde Christine Schopfer gewählt und neu in den Vorstand gewählt wurden Irene Eggenberg und Tatjana Röthlin.
ANITA MOSER
Rolf Schwenter blickte an der Hauptversammlung der Dorforganisation Schönried am Gründonnerstagabend nicht explizit auf das ereignisreiche Jahr 2023 zurück, sondern vielmehr auf seine elf Jahre als Präsident der Organisation. Es sei eine spannende, intensive, aber auch eine herausfordernde Zeit gewesen, so Schwenter. Dass verschiedene Themen immer wieder diskutiert worden seien, aber wenig umgesetzt werden konnte, sei ihm beim Durchlesen der Protokolle von früheren Sitzungen bewusst geworden.
Er sprach die Verkehrsplanung Ortsdurchfahrt Schönried an, die seit zwölf Jahren auf dem Tisch liegt. Er erwähnte weiter das Neubauprojekt der Hornegglibahn mit Parkhaus und Infrastrukturen für Skischule, Langlauf, Bike usw.
Immer wieder Thema sei auch die Erschliessung des Rellerli. Der Ball liege derzeit beim Amt für Gemeinden und Raumordnung, erklärte Heinz Welten, Präsident der Freunde des Rellerli, auf Nachfrage von Rolf Schwenter zur Projektvision Rellerli. Er sei immer noch zuversichtlich, dass ein Projekt realisiert und auch finanziert werden könne, so Welten.
«30 Jahre und kein bisschen weiter» sei man hingegen beim Wanderweg Lädeli–Solsana, betonte Schwenter. Für eine durchgehende Verbindung fehlen circa 200 Meter. «Es ärgert mich wirklich, dass wir das in 30 Jahren nicht geschafft haben», so Schwenter. «Bleibt hartnäckig», ermunterte Rolf Schwenter seine Vorstandskolleginnen und -kollegen.
Klimatische Herausforderungen
Die warmen Temperaturen und der wenige Schnee stellten die Verantwortlichen vor grosse Herausforderungen. Und dennoch konnten – dank grossem Engagement der Verantwortlichen – zahlreiche Events bei besten Bedingungen stattfinden. Auch habe dieser Winter – oben weiss und unten grün – gezeigt, dass der Lägerlift immer wichtiger werde. «Wenn alles gut läuft, wird er auch nächstes Jahr in Betrieb sein», informierte Schwenter. Auch die Teilnehmer:innen am Langlaufcross – für einmal ohne Cross – hätten eine bestens präparierte Langlaufloipe vorgefunden.
«Klimaerwärmung und Energiewende sind Herausforderungen, die wir angehen müssen», so Schwenter. «Wir müssen kompromissbereit sein, unabhängiger werden. Alle sind gefordert.»
Die Geehrten, stehend von links: Reto Siegrist (Betriebsleiter Molkerei Schönried), Chiara Lanz, Luc Herrmann, René Martin; sitzend von links: Lionel von Grünigen und Noel von Grünigen. Es fehlen: Sascha Gyger und Sue Piller. FOTOS: ANITA MOSER
Rücktritt nach elf Jahren
Gemäss Statuten ist nach drei mal drei Jahren im Vorstand Schluss. Mangels Interessentinnen und Interessenten haben Rolf Schwenter und der an der Versammlung abwesende Johny Wyssmüller zwei Jahre angehängt respektive gingen in die Verlängerung, wie Fussballfan Rolf Schwenter sich im Fussballjargon ausdrückte. Einen eigentlichen Grund für seine Demission nannte der scheidende Präsident nicht, aber man spürte doch etwas Verdrossenheit.
Neu eine Präsidentin
Mit Applaus wurde Christine Schopfer – sie ist seit vier Jahren im Vorstand – zur neuen Präsidentin gewählt. Mit Akklamation neu in den Vorstand gewählt wurden ebenfalls Irene Eggenberg und Tatjana Röthlin. Für Röthlin ist es ein Comeback – sie engagierte sich bereits von 2016 bis 2020 im Vorstand der DO Schönried. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Christine Schopfer (Präsidentin), Laura Riedi, Michel Dieckmann, Matthias Reichenbach, Fabrice Thormann, Joe Bürki, Irene Eggenberg (neu) und Tatjana Röthlin (neu); Olivia Schwenter, Sekretärin GST.
Nach vier Austritten und ebenso vielen Eintritten zählt die Dorforganisation Schönried aktuell 241 Mitglieder. 61 nahmen an der diesjährigen Versammlung im Ermitage teil, ebenso zwölf Nichtmitglieder.
«Freude über das Defizit»
Die Versammlung genehmigte die Jahresrechnung, die bei einem Ertrag von knapp 27’550 Franken und einem Aufwand von rund 41’450 Franken mit einem Defizit von rund 13’900 Franken abschliesst, und entlastete den Vorstand. Grösster Posten auf der Einnahmenseite sind die Mitgliederbeiträge von 19’550 Franken. Auf der Ausgabenseite schlagen die 20’000 Franken an den neuen Spielplatz zu Buche. Das Vermögen beläuft sich jedoch immer noch auf knapp 92’900 Franken. «Gibt es jeweils ein Defizit, freue ich mich», meinte Oliver Waser, Präsident von Gstaad Saanenland Tourismus, in seinem Gruss- und Dankeswort. Aber mit fast 93’000 Franken habe die Dorforganisation immer noch zu viel auf dem Konto, so Waser. Man wolle das Geld überlegt, gezielt und sinnvoll ausgeben und nicht nach dem Giesskannensystem, erklärte Rolf Schwenter.
Ehrungen
Die Dorforganisation Schönried ehrt jedes Jahr junge und junggebliebene Schönrieder:innen für aussergewöhnliche Leistungen in Musik, Kultur, Beruf und Sport. In diesem Jahr waren dies Sascha Gyger (Bass), Lionel von Grünigen (Cornet), Noel von Grünigen, Chiara Lanz, Sue Piller und Luc Herrmann (alle Ski alpin), René Martin (Compoundbogen) sowie die Molkerei Schönried (für die Erfolge an den World Championsphip Cheese Contests in den USA).
VOM BAUERNKNECHT ZUM BERGFÜHRER UND SCHNEESPORTLEHRER
Referierte mit Herz und Hand: Willy Aegerter. FOTO: ANITA MOSER
«Wies eim eso cha ga» – unter diesem Titel erzählte Willy Aegerter, geboren 1947 in Worb als uneheliches Kind und aufgewachsen bei seinen Grosseltern im Saali in Schönried, unterhaltsam und mit viel Witz und Schalk aus seinem Leben. Er sei in ärmlichen, aber liebevollen Verhältnissen aufgewachsen und habe eine höhere Schule besucht, in der Gruben, 1160 Meter über Meer, erzählte er unter viel Gelächter. An die Schule hat er nicht nur gute Erinnerungen. Lesen, Schreiben und Rechnen bereiteten ihm Mühe. «Ich war lange der Meinung, ich sei der Dümmste in ganz Zentraleuropa.» Erst viel später erfuhr er – und zwar von seinem Tourengast Paul Jenny, dazumal Erziehungsdirektor des Kantons Baselland und Kinderbuchautor –, dass er an Legasthenie und Dyskalkulie litt. Aber er hat allen Widerständen zum Trotz seinen Weg gemacht. Er absolvierte mit Erfolg eine Schreinerlehre. Sport wurde später vom Hobby zum Beruf. «Während der Lehre war ich in der JO, ging z Bärg, ich war im Turnverein, war Nationalturner usw.» Bald sei klar geworden, dass aus ihm kein Skirennfahrer werde. Fredel Hauswirth habe ihn ermuntert, auf die Langlaufski umzusatteln. Und das wurde zu seiner Passion. 45 Mal hat er bisher den Engadiner Skimarathon bestritten, auch in diesem Jahr war er dabei.
Um Bergführer oder Skilehrer zu werden, musste man damals militärtauglich und unter 30-jährig sein. Der Aushebungsoffizier habe wegen seiner Rechensschwäche ein Auge zugedrückt und so konnte er 1970 einen Bergführerkurs absolvieren. Später hat er sich auch zum Langlauf-, Ski- und Snowboardlehrer ausgebildet. Mit 52 Jahren hat er zudem die Schneesportlehrerprüfung absolviert – die Kantone Bern und Graubünden hatten damals nicht die gleichen Skilehrergesetze. Willy Aegerter verbrachte und verbringt etliche Wochen im Jahr im Engadin, bietet hier wie dort Tourenwochen, Langlaufkurse, aber auch Botanikwochen und -wanderungen an. «Ich war einer der ersten fünf Schneesportlehrer in der Schweiz und der erste im Saanenland», sagte Aegerter nicht ohne Stolz.
Er erzählte lustige Müsterli mit Gästen – mal hatte er einen zuviel, mal eine zu wenig. Es sei aber immer gut ausgegangen. Adrenalinkicks waren und sind nicht sein Ding. «Ich bin oft umgekehrt, dafür bin ich mit allen gesund nach Hause gekommen».
Eine weitere Passion ist die Botanik. Bei einem Bergführeraspirantenkurs hielt er einen Vortrag über Bergblumen. Aus Andermatt kam darauf die Anfrage, ob er einen Botanikweg machen könnte. Gesagt, getan. Wenig später kam eine gleiche Anfrage vom Eventmanager der Titlisbergbahnen. Den Blumenpfad auf dem Hornberg habe er aus Eigeninitiative realisiert, erzählte er. Mittlerweile bekomme er aber Unterstützung von den Bergbahnen und dem Tourismus. «Jetzt bin ich glücklich», so Aegerter.
Und aktuell pflegt der 77-Jährige ein weiteres Hobby. Seit zwei Monaten spielt er nämlich Steirische Harmonika.
ANITA MOSER
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