Die Theatergruppe «Beleidigte Brötli» verwandelte den Gemeindesaal Zweisimmen in ganzheitliche Volkskultur. Köstliche Verpflegung, feiner Jodel, lustigstes Theater, Tombola und lüpfiger Tanz sorgten für einen herrlichen Samstagabend. Ja, Magd Lina hat ihren ...
Die Theatergruppe «Beleidigte Brötli» verwandelte den Gemeindesaal Zweisimmen in ganzheitliche Volkskultur. Köstliche Verpflegung, feiner Jodel, lustigstes Theater, Tombola und lüpfiger Tanz sorgten für einen herrlichen Samstagabend. Ja, Magd Lina hat ihren Mann gefunden, vor grossem und begeistertem Publikum.
Heiterkeit steht bei einem Lustspiel im Vordergrund, talentierte Stückeschreiber verstehen es, im Publikum den Humor zu wecken. Bereits zum zweiten Mal in Folge setzte die Theatergruppe «Beleidigte Brötli» auf ein Stück des Lustspielmeisters Carmelo Pesenti: «E Magd mit Sehnsücht».
Auf dem Bauernhof der Burgers dreht sich alles darum, endlich einen Mann für die borstige Magd Lina zu finden. In kurzweiligen zwei Akten wird das Ziel erreicht, die Lachmuskeln erbringen Spitzenleistungen. Bei den «Beleidigten Brötli» heisst es traditionell nicht einfach «nur» Theater, sondern gute, herzliche Unterhaltung total. Alle ziehen voll motiviert am gleichen Show-Strick.
Schon eine Stunde vor Bühnenstart war der Gemeindesaal voll. Belegte Brötli und leckerste Kuchen lockten. Martin Kriegner begrüsste und er war erfreut, dass trotz Simmentaler Event-Inflation die Premiere vor vollem Haus stattfinden konnte. Mäuschenstill war es beim Vortrag des Jodlerduetts «Bärglergmüet» mit Andrea Schär und Ursula Tschanz, begleitet von Marlies Kernen.
Der Vorhang öffnete in eine gemütliche Bauernstube. Alfred Burger (Reto Blatter), seine Frau (Erika Grunder, sie hat erstmals mit Bravour Regie geführt) und die moderne, gerade zu Hause weilende Tochter Silvia Burger (Sandra Eymann) sprechen über Alltägliches und dann auch über Magd Lina. Diese muss borstig sein und endlich unbedingt ein «Mannevolch» haben. Und dann kommt Magd Lina. Regula Dänzer spielt die Rolle der einfachen Magd bis zur ungelenken Verführungskünstlerin umgemodelten Dame perfekt.
Waren am Samstag am Slalom in Gurgl Klimaaktivisten auf der Piste, störten zum Glück keine Genderaktivisten die Zweisimmer Bühne. Lina merkt nicht, dass der Knecht vom Nachbarhof Max (Martin Kriegner) ein Auge auf sie geworfen hat. Tochter Silvia versucht mit ihrer Bekannten, der Kosmetikerin Tanja (Christine Schenk, die 2006 Lina gespielt hat), aus der Magd ein Model zu machen. Der Versuch scheitert. Der auf ein Inserat hin angelockte Beamte aus der Stadt, Erwin von Höchstetten (Fabrice Ludi), macht Reissaus. Dank dem guten Rat von Bauer Burger schafft es Knecht Max, die sich bewusstlos stellende Magd Lina mit guter Beatmung zu angeln.
Die Theatergruppe «Beleidigte Brötli» ist aus dem aufgelösten Chörli Reichenstein entstanden. Schon 2006 führte das Chörli «E Magd mit Sehnsücht» auf der legendären Waldmatte-Oeschseite-Bühne auf. Damals machte Bauer Burger den Schönheitsvergleich für Knecht Max wie am Samstag mit Leonardo di Caprio. Weil Leonardo di Caprio auch älter wird, wird dies bei der nächsten «E Magd mit Sehnsücht» in 20 Jahren wohl ein anderer Hollywoodstar sein.
Bei der Tombola zog Magd Lina für viele zu viele gelbe Lose. Doch dies störte nicht für einen sehr schönen Abend, an dem die Ländlerfründe «Bäderhorn» mit Ueli Guggisberg, Heinz von Allmen, Jürg Knutti und Martin Zeller gewohnt fein zum Tanz aufspielten. Auch am Sonntag platzte der Gemeindesaal mit dem Rahmenprogramm Jauner Kinderjodlerchörli «De Bärge zue» fast aus den Nähten.
MATTHIAS KURT