JENNY STERCHI
Es waren eine Menge sportlicher Höhepunkte, die das Saanenland durch das Jahr hindurch zu bieten hatte und die Auswahl fiel mir überaus schwer. Am Ende hat Petra Vlhova buchstäblich das Rennen gemacht.
Petra Vlhova, slowakische ...
JENNY STERCHI
Es waren eine Menge sportlicher Höhepunkte, die das Saanenland durch das Jahr hindurch zu bieten hatte und die Auswahl fiel mir überaus schwer. Am Ende hat Petra Vlhova buchstäblich das Rennen gemacht.
Petra Vlhova, slowakische Skirennfahrerin und Olympiasiegerin in Peking 2022, weilte im letzten Februar für einen Trainingsaufenthalt im Saanenland. Die Weltklasseathletin fuhr Trainingsschwünge am Wasserngrat und an den Hublen.
Ich kenne Vlhova aus dem Fernsehen, hatte ihren grandiosen Olympiatriumph in Peking ein Jahr zuvor bejubelt. Ein Vorsprung von 0,08 Sekunden bescherte ihr damals Olympiagold, nachdem sie sich wie eine Maschine durch den zweiten Lauf gekämpft und mich sehr beeindruckt hatte. Dementsprechend geriet ich aus dem Häuschen, als ich von ihrem Aufenthalt im Saanenland und einer Interviewmöglichkeit im Anschluss an das Training erfuhr.
Beinahe ehrfürchtig stand ich an einem frostigen Vormittag im Februar im Zielgelände an den Hublen in Saanen. Zwei Slalomläufe waren auf der eisigen Piste parallel ausgesteckt. Neben der Slowakin kämpfte sich der einheimische Skirennnachwuchs durch die Stangen. Ja, sie trainierten wirklich nebeneinander. «Wie cool ist denn diese Frau?», dachte ich mir.
Petra Vlhova, im Weltcup etabliert und augenblicklich im Slalom neben Mikaela Shiffrin scheinbar unschlagbar, war mit ihrem Trainer und einem übersichtlichen Betreuerstab unterwegs, ohne irgendeine Sonderbehandlung zu wünschen. Und ich verfolgte jeden ihrer Schwünge, staunte über ihre Disziplin und die Ruhe, die sie ausstrahlte.
Und dann stand sie auch schon neben mir. Eine grossgewachsene Frau, mit ernstem, oder besser entschlossenem Blick, die mich freundlich grüsste und fragte, ob ich nicht frieren würde. Ich winkte ab, total eingenommen von dieser Persönlichkeit, ziemlich sprachlos. «Das ist sie, die du im Fernsehen gesehen hast», rauschte es in meinem Kopf. «Soll ich du oder Sie sagen, oder Petra oder Frau Vlhova?», grübelte ich, bevor ich meine Bewunderung für sie formulierte. Das Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, machte mir Mut und ich stellte meine erste Frage. Es entwickelte sich ein Gespräch, das wir beide auf gleicher Höhe führten. Die Fragen schob ich beiseite. Neben Worten, die ihre Karriere und ihre Trainingsplanung betrafen, teilte sie auch offenkundig und sehr sympathisch ihre Begeisterung über die motivierten jungen Skirennfahrerinnen und -rennfahrer mit. «Eine ganz normale Frau», dachte ich, als sie mir die Hand zum Abschied entgegenstreckte. Was für eine Begegnung.