ELISA OPPERMANN
Eine Schweizer Tradition. Regeln im Ring – aber auch für die Berichterstattung. Was bedeuten die Begriffe «Böse Schwinger», was ist ein «Eidgenosse» und wieso kommt der Nachname zuerst? Mir als Quereinsteigerin in den ...
ELISA OPPERMANN
Eine Schweizer Tradition. Regeln im Ring – aber auch für die Berichterstattung. Was bedeuten die Begriffe «Böse Schwinger», was ist ein «Eidgenosse» und wieso kommt der Nachname zuerst? Mir als Quereinsteigerin in den Journalismus bot das jährliche Hornberg-Schwinget eine wahre Herausforderung.
Als ich im August beim «Anzeiger von Saanen» als Journalistin anfing, hatte ich noch nicht so viel Ahnung, was es alles für Regeln bei der Berichterstattung gibt. Wir Journalisten hier im Saanenland haben eigentlich sehr viel Glück, denn wir können über eine riesige Bandbreite von Ereignissen berichten. Angefangen bei klassischen Konzerten und Gemeinderatswahlen bis hin zu Sportereignissen wie dem Polo, Skirennen oder eben auch Schwingfeste.
Zum Hornberg-Schwinget ging ich persönlich schon mehrere Male, auch schon damals, als es auf dem Rellerli stattfand. Es ist eine Schweizer Tradition und ich liebe es, in den Bergen zu sein, den Herbst schon in der frischen, klaren Luft zu riechen und den Klängen der Jodler und Alphörner zu lauschen. Also meldete ich mich: «Wenn ich darf, würde ich gerne über das Schwingen berichten.» Mein Wunsch wurde genehmigt und so befand ich mich plötzlich nicht nur privat auf dem Hornberg, sondern als Sportjournalistin. Was mir anfangs allerdings nicht bewusst war, ist, dass über Schwingfeste zu berichten gar nicht so eine leichte Aufgabe ist. Es gibt Begriffe, die mir nicht bekannt waren, Regeln, die bizarr erscheinen und dazu kam noch das Gefühl, dass womöglich jeder im Saanenland mehr Ahnung vom Schwingen hat als ich. Plötzlich wurde mir bewusst, wofür ich mich da eigentlich gemeldet hatte und ein leichtes Gefühl der Panik überkam mich. Fest entschlossen jedoch, einen guten Artikel abzuliefern, schmiss ich mich in die Recherche. Was bedeuten all diese Fachbegriffe? Wer ist der beste Schwinger?
Plötzlich lief es wie von alleine. Am Tag des Ereignisses wurde ich von den Verantwortlichen herzlichst empfangen und sie gaben mir ein umfangreiches Interview. Sie erklärten mir mit Geduld die eine oder andere Unklarheit, wofür ich noch immer dankbar bin. Mit reichlich Informationen und Fotos ging ich zufrieden an dem Sonntag nach Hause und freute mich bereits auf den kommenden Tag im Büro. Was als private Zuschauerin mit der Liebe zu einer Schweizer Tradition im Saanenland anfing, mich mit Unsicherheiten plagte, führte letztendlich zu einer Horizonterweiterung.
Da hat es mich gepackt: Die Realisierung, dass ich meinen Beruf liebe. Ich berichte in meiner Heimat bei strahlendem Wetter und Alpenpanorama über ein traditionsreiches Sportereignis. Während ich die Interviews führe, spielen meine Kinder im Heu. Ich bekomme Einblicke in eine Sportart, die ich sonst nie bekommen hätte. Ein warmes Gefühl der Dankbarkeit hat sich in dem Moment in mir spürbar gemacht und ich erinnere mich noch jetzt daran. Deswegen ist dies mein persönliches Highlight 2024 und ich freue mich bereits auf das Schwingfest 2025!