FC Thun: Super-League-Vorbereitung im Saanenland
08.07.2025 SaanenlandFC Thun: Super-League-Vorbereitung im Saanenland
Der FC Thun verbringt sein Trainingslager seit Jahren im Saanenland – dieses Jahr als frischgebackener Aufsteiger in die höchste Liga. Vom 29. Juni bis 6. Juli bereitete sich das Team mit ...
FC Thun: Super-League-Vorbereitung im Saanenland
Der FC Thun verbringt sein Trainingslager seit Jahren im Saanenland – dieses Jahr als frischgebackener Aufsteiger in die höchste Liga. Vom 29. Juni bis 6. Juli bereitete sich das Team mit gezieltem Training, durchdachter Ernährung und speziellem Kältebaden auf die Rückkehr vor. Das Testspiel gegen den FC Sion sorgte für Fussballstimmung.
JONATHAN SCHOPFER
Bei hochsommerlichen Temperaturen weht ein laues Lüftchen über den Schützenboden in Saanen. Dominik Albrecht, Sportchef des FC Thun, findet anerkennende Worte für den Rasen. «Der FC Sarina legt sich für diesen Platz enorm ins Zeug».
250 Zuschauerinnen und Zuschauer verteilen sich rund ums Spielfeld. Wer kann, findet Schatten beim Clubhaus. Es ist 16.30 Uhr – Anpfiff. Die beiden Mannschaften liefern sich ein abwechslungsreiches, offensives Spiel. Beide kommen immer wieder zu Chancen, kein Zweikampf wird ausgelassen. Die Spieler wollen zeigen, was in ihnen steckt. Am Ende steht ein 1:1-Unentschieden.
Neue Perspektiven dank Aufstieg des FC Thun
In der Pause führt Speaker Rolf Schwenter eine Gesprächsrunde mit FC-Thun-Präsident Andres Gerber, Sportchef Dominik Albrecht und Profifussballerin Sina Hauswirth. Zur Sprache kommt der Aufstieg des FC Thun, die starke Saisonleistung von Sina Hauswirth beim FC St. Gallen und natürlich auch die UEFA Women’s Euro 2025.
Der Aufstieg des FC Thun in die Super League bringe neue strukturelle Möglichkeiten mit sich, das Budget sei nun höher. Andres Gerber freut sich besonders darüber, dass sich der Club künftig wieder ein Frauenteam leisten kann. «Wir wollen die Besten aus der Region beim FC Thun», betont Gerber. «Bei den Herren und bei den Frauen. Schlussendlich muss auch das Ziel sein, dass Sina Hauswirth beim FC Thun spielt.» Für Dominik Albrecht ist klar: Das Budget in der Super League ist zwar grösser, doch die Entwicklung soll «süüferli» vorangehen.
Ein Selfie mit den Spielern
Christian Frey, Präsident des FC Sarina, pflegt einen guten Kontakt zum Vorstand des FC Thun. Nach dem Spiel trommelt er die Balljungen und -mädchen zusammen, ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Schliesslich begleitet er die Gruppe zu den Spielern. Auch viele junge Fans nutzen die Gelegenheit, sich ein Autogramm zu holen oder ein Selfie zu machen – entsprechend gross ist der Andrang.
«Ich habe beim FC Thun viele Höhen und Tiefen miterlebt»
Dominik Albrecht, was fühlten Sie beim Aufstieg des FC Thun?
Ich habe diesen Moment sehr genossen, weil ich schon (denkt nach) seit 14 Jahren beim FC Thun bin und viele Höhen und Tiefen miterlebt habe. Ich weiss genau, wie man das einordnen muss. Fussball ist sehr schnelllebig. Und dann gibt es manchmal Momente, die man einfach aufsaugen und geniessen muss. Das habe ich versucht.
Was verändert sich nun in der Super League?
Für mich ändert sich an der Arbeit nichts, auch für die Spieler nicht. Es ist immer noch Fussball. Es ist aber klar, dass das Medieninteresse deutlich grösser ist und damit die Erwartungshaltung und der Druck sicher spürbarer sein werden.
Wie weit ist der FC Thun in der aktuellen Kaderplanung?
Wir werden sicher noch auf dem Transfermarkt handeln. Ich gehe davon aus, dass noch zwei bis vier Spieler zu uns stossen werden.
Beim FC Thun wird oft das Kollektiv hervorgehoben.
Ja, absolut. Wir werden keinen Individualisten holen, sondern einen Spieler, der Laufbereitschaft zeigt und die nötige Intensität mitbringt. Alles geht über das Kollektiv, über die mannschaftliche Geschlossenheit. Wenn wir das haben, wie heute oder in anderen Testspielen, dann können wir für jeden Gegner unangenehm sein – ob YB oder Sion.
Der FC Thun kommt schon seit mehreren Jahren hierher. Warum?
Die Bedingungen sind hervorragend. Angefangen beim Hotel Ermitage, mit dem wir seit vielen Jahren eine Partnerschaft pflegen. Auch der Trainingsplatz ist ideal. Da YB letztes Jahr für ihr Trainingslager auch nach Saanen kam, mussten wir uns etwas arrangieren, dass es nicht zu Überschneidungen kommt. Dieses Jahr haben wir den Platz wieder für uns allein, was für uns die Planung natürlich etwas erleichterte.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Hotel bei der Verpflegung?
Die Menüpläne werden vom Hotel vorgeschlagen, wir können sie aber anpassen. Mittlerweile wissen die Leute vor Ort ziemlich genau, was wir nicht auf dem Tisch haben wollen. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.
Gibt es bestimmte Lebensmittel, die Sie meiden?
Wir reduzieren fetthaltiges Essen. Zum Beispiel wollen wir beim Salatbuffet keinen Speck dabei haben. Es gibt aber immer ein Buffet, an dem die Spieler selbst wählen können: zwischen verschiedenen Kohlenhydraten, Gemüsebeilagen und Fleischvarianten. Grundsätzlich ist das Essen sehr vielfältig.
Wie erholt sich das Team?
Wir nutzten das Beachvolleyballturnier in Gstaad und machten kleinere Ausflüge. Wir versuchten, eine gute Balance zu finden: fokussiertes Training und zugleich Freiraum für die Spieler. Deshalb sind wir sehr dankbar für die Woche hier. Nach dem Training nutzten wir auch die Saane zur Regeneration.
Die Saane?
Ja, genau (zeigt nach hinten). Es war mehr ein Reinliegen wegen der Kälte. Wir wollten da kein Risiko eingehen.
Verfolgen Sie die Frauen-EM?
Ja, ich bin am Montag in der Stockhorn Arena.
Was schätzen Sie besonders am Frauenfussball?
Es geht mir nicht darum, Frauen- und Männerfussball gegeneinander auszuspielen. Aber die Authentizität und Ehrlichkeit des Frauenfussballs gefallen mir und sollten unbedingt beibehalten werden. Ein Grund für diese Authentizität ist sicher, dass weniger hohe Summen im Spiel sind und so das Geschehen auf dem Platz im Fokus steht.