«Schoggi oder Chäs?»
16.08.2024 SchönriedDank dem Ferienpass können Kinder der Region in der Molkerei nicht nur Käse schnuppern, sondern auch den Beruf als Milchtechnologe. Ein Einblick mit Kinderaugen.
ELISA OPPERMANN
Es ist Donnerstagnachmittag. Acht Kinder stehen gespannt vor der Tür ...
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ELISA OPPERMANN
Es ist Donnerstagnachmittag. Acht Kinder stehen gespannt vor der Tür der Molkerei Schönried. Begrüsst werden sie von Reto Siegrist persönlich. Er ist seit acht Jahren Geschäftsführer des Betriebs. Michaela Ryter, die Verantwortliche des Ferienpasses, überreicht ihm ein paar selbst gebackene Kekse als Dankeschön. Das Mitmachen der unterschiedlichen Unternehmen ist nämlich in erster Linie aus Wohlwollen und um den Kindern eine Freude zu bereiten. «Klar, es ist auch ein wenig Werbung für die Molkerei dabei, aber ich freue mich einfach, meinen Beruf zeigen zu können», so Siegrist.
Kaum drinnen, werden alle ausgestattet: Haarnetz, Schürze und Schuhschutz. «Das ist hier Daily Business, wegen der Hygienevorschriften», wird erklärt. Die perfekte Uniform sorgt für Gelächter. Dieses wird jedoch bald abgelöst von ansteigender Spannung, denn endlich geht es nach unten in den Keller: Dort, wo «dr Chäs u d Schoggi» sind.
Plötzlich steigt ein starker und ungewohnter Geruch in die Nase. Das kommt wohl von den 3000 Litern Milch aus der Region, die hier pro Tag im Kupferkessel verarbeitet werden. Der Rundgang führt uns durch die geheimen Ecken der Molkerei. Sonst für die Öffentlichkeit unzugänglich, erhalten jetzt hier die Kinder im Alter zwischen sechs und acht Jahren einen direkten Einblick. Händchen haltend laufen sie nacheinander durch die eher kühlen und leicht dunklen Gänge. Fast könnte man sagen, die Stimmung sei unheimlich, doch die vielen verschiedenen Gerüche, von Käse über Schokolade bis hin zum Kirscharoma lenken ab. Überall gibt es etwas zu sehen, zu riechen oder zu hören – unsere Sinne werden überflutet. Doch das wahre Highlight folgt erst noch: Wir dürfen selber unsere eigene Schoggimousse herstellen.
Zwischen Joghurt und Schoggimousse
Mehrere Tafeln Schokolade, jeweils in der Grösse eines Keyboards, werden von den kleinen Kinderhänden begierig ausgepackt. Eigentlich muss die Schokolade in den Topf zum Schmelzen, aber so ab und an landet auch mal ein Stückchen im Mund. Während der Raum erneut mit einem Duft von schmelzendem Kakao erfüllt wird, schlittern die Kinder auf dem rutschigen Boden hinüber zur Joghurtmaschine. «Juhuuu, das ist ja wie Schlittschuhlaufen, drinnen und mitten im Sommer», kreischt einer der jungen Besucher begeistert. Eine Joghurtmaschine, die pro Jahr 45 Tonnen Joghurt verarbeitet, versetzt uns erneut ins Staunen und die automatisierten Handgriffe faszinieren. Nach dem Motto «Hauptsache Schoggi» wird aber blitzschnell wieder zurück zur Mousse geschlittert, nicht dass da noch etwas anbrennt!
Nun wird verarbeitet: Wir rühren und mischen, mixen und naschen. Alles sauber abgefüllt und verpackt kleben wir noch den Sticker mit dem Verfallsdatum drauf. Wobei wir uns eigentlich alle einig sind: Den braucht es gar nicht. «Wir essen es ja schon vorher, weil es so lecker ist», meint die Teilnehmerin Alicia schmunzelnd. So viel Arbeit macht durstig und so viele Eindrücke müde. Zeit für eine kleine Erfrischung und einen Austausch über das Erlebte. Während wir bei einer eiskalten Schorle beisammensitzen, wird fleissig diskutiert: Was ist denn jetzt eigentlich besser? «Schoggi oder Chäs?» Auf eine Antwort hierzu werden wir uns heute wohl nicht mehr einig. Auch wenn uns alle der Reim eines jungen Teilnehmers «Meine Liebe ist so gross wie ein Riesen-Käsekloss» an den Geschmack von würzigem Käse erinnert, liegt uns der Duft der Schokolade noch in der Nase: Zum Glück muss man sich ja nicht entscheiden. Über eines sind wir uns jedoch alle einig: Die coole Haube und die lustigen Slipper nehmen wir mit nach Hause. Mit vollen Bäuchen, erfüllten Sinnen und einer Tasche gefüllt mit Leckereien, Eindrücken und Erinnerungen machen wir uns auf den Heimweg. Ein bisschen Wehmut nach so einem Tag ist auch dabei, aber zum Glück gibt es ja noch weitere tolle Angebote zu entdecken.
ALLES KÄSE ODER WAS?
Laut dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gibt es mehr als 450 Käsesorten in der Schweiz. Im Saanenland zählen der Hobelkäse, der Bergkäse und der Alpkäse zu den Spitzenprodukten. In der Molkerei Schönried wird der Bergkäse produziert, denn nur der Alpkäse wird auf der Alp hergestellt. Es versteht sich von selbst, dass nur heimische Milch von den umliegenden Bauern verarbeitet wird. Keine leichte Aufgabe für unsere Kühe, denn so benötigt die Molkerei Schönried knapp 1,8 Millionen Kilo Milch pro Jahr, oder auch 1800 Tonnen. Doch aus dieser Milch wird nicht nur Käse hergestellt. So verarbeitet das Team von Reto Siegrist auch 45 Tonnen Joghurt pro Jahr.
EOP
FERIENSPASS DANK FERIENPASS
Vom 29. Juli bis 11. August bot auch dieses Jahr der Ferienpass Saanenland Kindern im schulpflichtigen Alter ein abwechslungsreiches Angebot an Aktivitäten.
Sommerferien spannend gestalten? Kein Problem für das ehrenamtliche Team des Ferienpasses Saanenland. Die sieben motivierten Frauen sorgten diesen Sommer zum 23. Mal für ein aufregendes Rahmenprogramm während der Schulpause. Laut der Verantwortlichen gibt es fast 250 Kinder, welche in den zwei Wochen teilnehmen. «Ohne die grosszügige Unterstützung der vielen Unternehmen unserer Region wäre es jedoch wohl kaum möglich.»
Ein Unternehmen, welches seit acht Jahren mit dabei ist: die Molkerei Schönried. Einen Einblick in einen Betrieb zu erlangen, der besonders hier in den Schweizer Alpen mit seinem regionalen Köstlichkeiten auch von Tradition und Heimat geprägt ist, weckt das Interesse vieler Kinder. Das Aufkommen sei so hoch, dass es seit drei Jahren sogar zwei Gruppen gebe, so Siegrist. «Gerne würden wir auch noch ältere Kinder und Jugendliche willkommen heissen.» Ein Anliegen, das auch Miriam Jungen unterstützt. Der Ferienpass Saanenland ist nicht nur Freizeitgestaltung, er bietet ebenfalls die Möglichkeit, Berufe in diversen Bereichen zu erkunden. EOP