Forelle anstelle von Seeteufel servieren

  17.06.2022 Porträt

Als Jugendlicher segelte Cornelis Kruit stundenlang über die Nordsee, wenn er seine holländischen Verwandten besuchte. Aufgewachsen ist der Bereichsleiter Küche des Spitals Zweisimmen im Turbach, wo seine Eltern einen Gasthof betrieben. Die niederländischen Segeltörns boten dem Jugendlichen einen Einblick in die Wasserwelt. Er knüpfte ein Band zwischen Berggipfeln und Meerestiefen. Die Artenvielfalt wurde gar zu seiner Herzensangelegenheit, als er mehrere Dokumentationen über die Überfischung sah und über die zerstörerischen Praktiken erschrak.

Der Fang von Tiefseefischen ist so stark angestiegen, dass viele Arten vom Aussterben bedroht sind. Darunter der Seeteufel, der für den Schweizer Markt wichtig ist. Der Seeteufel ist eine Fischart, die spät, erst nach rund sechs Jahren, geschlechtsreif wird und nur wenige Nachkommen produziert. Die Population droht innerhalb von kurzer Zeit zusammenzubrechen, wenn grosse Mengen an Jungfischen gefangen werden.

Auch weitere Fischarten wie Heilbutt, Rotzunge, Kabeljau und Steinbutt werden rund um den Globus überfischt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie innerhalb von dreissig Jahre aussterben werden. Von solchen Meldungen beeinflusst, überlegte sich Cornelis Kruit, wie er aktiv werden könnte. Da in der Spitalküche täglich rund 250 Mahlzeiten zubereitet werden, erzielt die Angebotsgestaltung wirkungsvolle Ergebnisse. Cornelis Kruit beschloss nach reiflicher Überlegung, keine wild gefangenen Meerfische mehr zu servieren. Stattdessen wich er auf einheimische Zuchtforellen, Saiblinge und Zuchtlachs aus. Das war 2009.

Seit 13 Jahren also verzichtet das Spital Zweisimmen auf wild gefangene Meerfische. Damit leistet es einen bemerkenswerten Beitrag zur Biodiversität unter Wasser. Für uns ein anregendes Beispiel, wie auch hier im Alpenraum, weit weg von den Weltmeeren, für Meerestiere eingestanden werden kann.

PATRICK BAUER
LEITER DESTINATIONSENTWICKLUNG & NACHHALTIGKEIT

Gstaad Saanenland Tourismus verschreibt sich in der Destinationsstrategie der Nachhaltigkeit. In dieser Serie werden anhand der 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO (17 SDG) wegweisende Beispiele vor Ort oder von ausserhalb aufgezeigt. So kann das Saanenland gegenwärtig und in Zukunft verantwortungsvoll handeln. Als ersten Schritt empfehlen wir Betrieben das Swisstainable Programm des STV. www.gstaad.ch/nachhaltig


Nachhaltigkeitsziel Nr. 14 der UNO

Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen.

Ziel 14 forderte unter anderem, dass bis 2020 die Fangtätigkeit wirksam geregelt wird. Um der Überfischung der Meere Einhalt zu gebieten, sollte die illegale und unregulierte Fischerei sowie zerstörerische Fangpraktiken bis 2020 beendet werden. Ebenso sollten bestimmte Formen der Fischereisubventionen untersagt werden. www.eda.admin.ch

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote