Für eine gute und finanzierbare Gesundheitsversorgung im Simmental und Saanenland
21.04.2023 SaanenlandIm Hinblick auf die bevorstehenden Abstimmungen der Gemeinden informiert der Verwaltungsrat GSS in einer Medienmitteilung noch einmal umfassend über die Ziele und die angedachte Umsetzung des integrierten Versorgungsmodells.
Das integrierte Versorgungsmodell ...
Im Hinblick auf die bevorstehenden Abstimmungen der Gemeinden informiert der Verwaltungsrat GSS in einer Medienmitteilung noch einmal umfassend über die Ziele und die angedachte Umsetzung des integrierten Versorgungsmodells.
Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» ermöglicht es, die Leistungen im Akutspital Zweisimmen auszubauen und eine ganzheitliche regionale Grundversorgung inklusive Alterswohnen, Spitex und Geburtshilfe sicherzustellen. Die geplante Zusammenarbeit wichtiger regionaler Gesundheitsorganisationen unter einem Dach senkt den Koordinationsaufwand und ist eine sinnvolle Antwort auf den Fachkräftemangel.
Im Mai und Juni 2023 fällen die Gemeinden aus dem Obersimmental und Saanenland wichtige Entscheide zur Finanzierung der Gesundheitsversorgung in der Region: Sie befinden über einen jährlich wiederkehrenden Beitrag in der Höhe von Fr. 1,5 Mio. ab dem Jahr 2024 und über einen Betrag für den Aufbau und die Entwicklung für die Zeitperiode von 2024 bis 2028 von jährlich Fr. 300’000.–. Damit soll das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» der Gesundheit Simme Saane AG (GSS) realisiert werden. Die GSS ist eine privatrechtliche Aktiengesellschaft, ihre Aktionärinnen sind die Gemeinden aus dem Simmental und Saanenland.
Den Herausforderungen im Gesundheitswesen gemeinsam entgegenwirken
Alle Leistungserbringer im Gesundheitswesen kämpfen mit denselben Herausforderungen: demografische Entwicklung, Kostendruck und Fachkräftemangel.
Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» verfolgt das Ziel, Gesundheitsdienstleistungen über die gesamte Behandlungskette optimal aufeinander abzustimmen und für Patientinnen und Patienten sowie die Angehörigen bei Gesundheitsfragen einen Ansprechpartner zu haben. In einer älter werdenden Bevölkerung wird der Koordinationsaufwand an den Schnittstellen zwischen Akutspital, Alterswohnen und Spitex zunehmen. Im Verbund lässt sich die Behandlung ganzheitlich und effizient erbringen, der Koordinationsaufwand wird für Patientinnen und Patienten sowie Leistungserbringer kleiner. Im Verbund kann zudem dem steigenden Kostendruck besser entgegengewirkt werden. Statt dass jeder Betrieb ein eigenes Finanz- oder Personalwesen führt oder einkauft, sollen Support-Leistungen organisationsübergreifend erbracht werden. Ebenso lässt sich so dem Fachkräftemangel besser begegnen, von dem das Gesundheitswesen ganz besonders betroffen ist. Dieser stellt die grösste Herausforderung für alle Akteure im Gesundheitswesen dar. Auch im Simmental und im Saanenland sind die Ressourcen, bezogen auf Fachkräfte, begrenzt. Heute stehen die Versorgungspartner in einer Konkurrenzsituation und kämpfen um Fachkräfte. Im Verbund sollen künftig neue attraktive Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten entstehen. So lassen sich z. B. Kräfte in der Ausbildung bündeln, um Ausbildungen über alle Pflegestufen anbieten zu können.
Eine gute Gesundheitsversorgung ist nur mit gutem und zufriedenem Personal möglich. Die GSS ist sich der grossen Verantwortung den Mitarbeitenden gegenüber sehr bewusst. Das Ziel ist es, die Mitarbeitenden optimal zu betreuen und damit zu gewährleisten, dass sie sich auch in einem künftigen Organisations- und Anstellungsmodell engagieren werden. Als neue Arbeitgeberin wird die GSS die aktuellen Anstellungsund Arbeitsbedingungen weiterführen.
Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» wird weiterhin auf eine starke Kooperation mit der Spital STS AG angewiesen sein. So wird die GSS während einer Übergangs- und Transformationsdauer von drei Jahren Dienstleistungen von der Spital STS AG einkaufen, wie z. B. in der IT. Während dieser Zeit stellt die Spital STS AG die IT-Systeme, die Datensicherheit und den Datenschutz für die GSS sicher.
Kantonale Unterstützung notwendig für die Weiterentwicklung im Infrastrukturbereich
Das heutige Spitalgebäude ist über 50-jährig und sanierungsbedürftig. Aus betrieblichen und finanziellen Gründen strebt die GSS einen Spitalneubau an. Die begrenzten finanziellen Ressourcen bedingen einen streng haushälterischen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Gemäss Businessplan kann ein Investitionsvolumen von Fr. 27 Mio. (inkl. MwSt.) finanziert werden. Da in den letzten Jahren für das Spital Zweisimmen keine Rückstellungen von der Spital STS AG gemacht wurden, ist die GSS auf die Unterstützung des Kantons Bern angewiesen. Aus diesem Grund wurde ein Antrag für eine Bürgschaft (Fr. 20 Mio.) und ein Darlehen (max. Fr. 12 Mio.) an den Kanton gestellt. Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» kann nur umgesetzt werden, wenn der Grosse Rat des Kantons Bern der Bürgschaft und dem Darlehen zustimmt.
Das der Abstimmungsbotschaft beigelegte Neubaukonzept stellt eine Grundlage dar, welches mit dem Erweiterungsprojekt der Alterswohnen STS AG am Standort Zweisimmen noch abgestimmt werden muss.
Keine Nachschusspflicht der Gemeinden
Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» wird finanziert über die Verrechnung von ambulanten und stationären Leistungen. Hinzu kommen die jährlichen Beiträge der Gemeinden über Fr. 1,5 Mio., welche im Rahmen der bevorstehenden Gemeindeversammlungen genehmigt werden sollen. Der Kanton wiederum leistet einen jährlich wiederkehrenden Beitrag von Fr. 2 Mio. aus einem Rahmenkredit an das Gesundheitsnetzwerk. Die Spital STS AG wird sich in einer Übergangsphase von drei Jahren finanziell (jährlich Fr. 2,5 Mio.) und personell engagieren. Im Rahmen der Übertragung des Spitals Zweisimmen hat die Spital STS AG weitere Unterstützungen zugunsten der GSS genehmigt.
Trägerin des integrierten Versorgungsmodells «Gesundheitsnetz Simme Saane» mit dem Spital ist die GSS. Die Gemeinden müssen als Aktionärinnen bei finanziellen Verlusten der Aktiengesellschaft kein zusätzliches Kapital in die Aktiengesellschaft nachschiessen. Die Gemeinden haften damit nur mit ihrem Einsatz für ihre Aktienbeteiligung. Sollte die GSS infolge fehlender Finanzierbarkeit des Projektes des integrierten Versorgungsmodells «Gesundheitsnetz Simme Saane» mit einem Spital in finanzielle Schwierigkeiten geraten, so trägt bei einem Konkurs der Kanton Bern im Rahmen seiner Bürgschaften und des allfälligen Kreditausfalls das finanzielle Risiko. Denn bei einer Konkurseröffnung fallen die Finanzierungszusagen der Gemeinden ab dem Zeitpunkt der Konkurseröffnung dahin.
Die GSS verpflichtet sich, dass die Bevölkerung der Region nicht mehr als Fr. 1,5 Mio. pro Jahr zahlen muss.
Der Weg zum integrierten Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane»
Dem geplanten Versorgungsmodell liegen ausführliche Abklärungen und Arbeiten zugrunde. Im Oktober 2019 wurde die Aktiengesellschaft «Gesundheit Simme Saane» von den Gemeinden aus dem Simmental und Saanenland gegründet. Im Rahmen des von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg angestossenen Projektes hatten sich die Spital STS AG, der Kanton und die Gemeinden zuvor grundsätzlich auf einen Finanzierungsschlüssel geeinigt, um das Defizit des Spitals Zweisimmen zu finanzieren und so dessen Erhalt sicherzustellen. Die GSS erhielt in der Folge den Auftrag, die Projektarbeiten weiterzuführen und ein integriertes Gesundheitsversorgungsmodell mit einem Akutspital zu entwickeln. Im Rahmen von Konsultativabstimmungen im Jahr 2021 und 2022 haben sich die Gemeinden aus dem Obersimmental und Saanenland eindeutig für die Ausarbeitung eines integrierten Gesundheitsversorgungsmodells ausgesprochen, das die strategische Führung bei den Gemeinden vorsieht und wichtige regionale Gesundheitsorganisationen unter einem gemeinsamen Dach zusammenschliesst. Als Vorbild diente das Konzept des Gesundheitszentrums im Unterengadin. Auf Initiative der GSS reisten Vertretende regionaler Gesundheitsorganisationen im Frühjahr 2022 ins Unterengadin, wo sie in diversen Workshops einen vertieften Einblick in das dortige Betriebsmodell erhielten.
Ab Mai 2022 wurden die Verhandlungen mit der Spital STS AG und dem Kanton Bern, vertreten durch die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI), aufgenommen. Der GSS wurden Betriebszahlen des Spitals Zweisimmen offengelegt. Ein Projektteam der GSS bestehend aus Fachpersonen mit langjähriger Berufserfahrung im Gesundheitswesen arbeitete am Businessplan, welcher mit der Spital STS AG besprochen wurde. Dabei konnte anhand einer Wanderungsanalyse für Spitalaufenthalte der Bevölkerung aus dem Simmental und Saanenland die Angebotsstrategie entwickelt werden. Die GSS will das stationäre Leistungsangebot am Akutspital Zweisimmen ausbauen. Bei der Erarbeitung des Businessplans konnte ebenfalls auf Zahlen des Gesundheitszentrums im Unterengadin zurückgegriffen werden.
Im November 2022 konnte die GSS mit der Spital STS AG, welche in den Verhandlungen auch die Alterswohnen STS AG vertrat, und der GSI eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnen. Mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung stellen sich die Partner hinter das Projekt des integrierten Versorgungsmodells «Gesundheitsnetz Simme Saane», das den Fokus nicht nur auf das Akutspital Zweisimmen legt, sondern ebenso auf die ganzheitliche regionale Grundversorgung. Im Dezember 2022 konnte die GSS ebenfalls Absichtserklärungen mit der Genossenschaft Maternité Alpine und dem Spitex-Verein Saane-Simme unterzeichnen.
Mit den anstehenden Finanzierungsbeschlüssen entscheiden die Stimmbürger der Obersimmentaler und Saaner Gemeinden, ob sie die aufgegleiste, integrierte Gesundheitsversorgung mit stationärem Angebot realisieren wollen.
VERWALTUNGSRAT DER GESUNDHEIT SIMME SAANE AG