Zimmerleute zu Gast im Saanenland
29.04.2025 Berner OberlandDer Vorstand der Sektion Berner Oberland von Holzbau Schweiz hat sich für die diesjährige Generalversammlung das Saanenland ausgesucht. Während sich die meist männlichen Betriebsleiter den traktandierten Geschäften widmeten, wurde ihren Frauen ein Begleitprogramm ...
Der Vorstand der Sektion Berner Oberland von Holzbau Schweiz hat sich für die diesjährige Generalversammlung das Saanenland ausgesucht. Während sich die meist männlichen Betriebsleiter den traktandierten Geschäften widmeten, wurde ihren Frauen ein Begleitprogramm angeboten.
VRENI MÜLLENER
Am vergangenen Freitag konnte der Präsident von Holzbau Schweiz, Sektion Berner Oberland, 49 Personen im ersten Stock des Hotels Arc-en-ciel in Gstaad begrüssen. Nebst den 20 Stimmberechtigten interessierten sich noch 29 Eingeladene und Gäste ohne Stimmrecht für die Informationen, die im Laufe der Tagung zu erwarten waren.
Ruhig und sachlich führte Toni Waber durch seine erste Generalversammlung. Die statutarischen Geschäfte gaben zu keinerlei Diskussionen Anlass. Protokoll und ein ausführlicher Jahresbericht des Präsidenten waren den Teilnehmenden im Vorfeld in Papierform zugeschickt worden.
Ausbildung auf dem «Holzweg»…
Besondere Aufmerksamkeit des Verbands gilt der Grund- und Weiterbildung der nächsten Generation von Holzbaufachleuten. In Zeiten des Fachkräftemangels und des technologischen Wandels können den jungen Berufsleuten gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere geboten werden.
Eine Zimmermanns- oder Zimmerinlehre dauert heute vier Jahre. Einen Tag pro Woche besuchen die Auszubildenden einen Gewerbeschultag in Frutigen. Im Lehrbetrieb kann das Wissen aus der Schule und den überbetrieblichen Kursen (ÜK) praktisch geübt werden. Diese organisiert der Verband für die Lehrlinge, während die Berufsschule in Frutigen vom BZI Interlaken aus geleitet wird.
Die Neuigkeiten, die Rektor Ernst Meier überbrachte, stimmten zuversichtlich: 60 neue Lehrverhältnisse seien angemeldet, es könne wiederum mit drei Klassen gestartet werden. Gegenwärtig absolvieren in Frutigen 264 Lernende die anspruchsvolle Ausbildung zum Zimmermann oder zur Zimmerin (EFZ) oder machen vorerst die verkürzte Lehre zum Holzbearbeiter (EBA).
…mit Karriere nach oben
Mit der Ausbildung zum Zimmermann hatten dereinst auch die 20 Berufsleute gestartet, die in diesem Jahr die Vorarbeiter- oder Polierausbildung erfolgreich abschlossen. Vier von ihnen waren anwesend und wurden mit einem schönen Präsent – natürlich aus Holz – geehrt. Die junge Firma Haldi & Stahl GmbH aus dem Grund stellte ein Eintrittsgesuch, dem auch entsprochen wurde. Daniel Brawand aus Grindelwald wurde in Abwesenheit in den Vorstand Holzbau Schweiz gewählt. Andreas Ruchti aus Därstetten wird weitere zwei Jahre die Rechnungen für das Vorstands- und das Kurswesen prüfen, dies zusammen mit dem Einheimischen Christian Iseli aus Feutersoey.
Neben den jährlich wiederkehrenden Anlässen wie Lehrabschlussfeier, GV Genossenschaft Kurszentrum und der GV in einem Jahr laden die Oberländer am Wochenende des 29. und 30. August zur Versammlung Holzbau Schweiz in Interlaken ein – ein Höhepunkt im angefangenen Verbandsjahr.
Gemeinderat Philippe Marmet, selber in der Holzbranche tätig, überbrachte die Grüsse der Gemeinde und konnte zum anschliessenden Apéro einladen. Dort gesellten sich auch die Partnerinnen dazu, die in der Zwischenzeit in einem Kurs unter der Leitung von Uta Merzweiler farbiges Natursalz für die Küche hergestellt hatten. Bei einem feinen Abendessen liessen die «Hölzigen» aus dem ganzen Berner Oberland den Tag ausklingen.
«Wir blicken mit Optimismus auf die kommenden Monate»
Toni Waber, Sie stehen beim Verband Holzbau Schweiz der Sektion Berner Oberland vor. Führen sie selber einen Holzbaubetrieb?
Ich betreibe in Schwanden einen Einzelbetrieb zusammen mit 18 bis 20 Mitarbeitern. Wir arbeiten, wenn immer möglich, mit dem Label Schweizer Holz. Mein Betrieb ist ein Holzbau-Plus-Betrieb, das heisst, wir halten uns an die Bedingungen im Gesamtarbeitsvertrag.
Unsere Gegend ist Ihnen nicht ganz unbekannt. Mit welchen Erinnerungen verbinden Sie das Saanenland?
Ich war während ein paar Jahren im Vorstand von BEO HOLZ (heute Lignum Holzwirtschaft Bern), der Organisation zur Förderung von Schweizer Holz. Der damalige Präsident Erich von Siebenthal lud uns jeweils ins Saanenland ein, hie und da auch auf den Wasserngrat zum Skifahren. Die Gegend ist mir auch von Familienausflügen bekannt, zudem kenne ich einige Holzbaubetriebe von hier.
Wie beurteilen Sie die hiesige Bautätigkeit – aus der Sicht eines Auswärtigen?
Hier wird vorwiegend der traditionelle Chaletstil gepflegt. Je weiter weg vom Saanenland gebaut wird, desto häufiger handelt es sich nur um ein Imitieren dieses Baustils.
Im Saanenland wird viel gebaut. Wie sieht die Auftragslage in anderen Regionen aus?
Alle Holzbaubetriebe im Oberland haben derzeit erfreulich viele Aufträge.
Kennen andere Regionen das Problem des fehlenden Wohnraums für Einheimische auch?
Je mehr eine Gegend vom Tourismus lebt, um so kritischer wird es mit zahlbarem Wohnraum. Grindelwald ist etwa ähnlich betroffen wie Gstaad. Dieses Problem greift immer mehr auch in anderen Regionen um sich. Zum Beispiel bei uns am rechten Thunerseeufer spüren wir diese Entwicklung je länger je mehr.
Im letztjährigen Protokoll habe ich gelesen, dass das Durchschnittsalter der Abwanderung aus dem Beruf bei 35 Jahren liegt. Wie begründen Sie diese Tatsache?
Es stimmt, tatsächlich steigen viele unserer Berufsleute im Alter zwischen 27 und 35 Jahren aus.
Zimmermann ist ein körperlich anspruchsvoller Beruf. In ähnlich gelagerten Branchen werden gute Fachleute gesucht. Somit ist es nicht schwierig, eine passende Tätigkeit zu finden, die weniger Risiken birgt und vielleicht auch besser bezahlt ist.
Was unternimmt der Verband, damit auch in Zukunft genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen?
2025 sind spannende Aktivitäten und Projekte geplant, die den Holzbau weiter fördern und der Öffentlichkeit zugänglich machen sollen. Das Projekt «Zimmerin on Tour» ist eine Kampagne, die bei Holzbau Schweiz gebucht werden kann. Die Zimmerin tourt von 1. April bis 30. November 2025 durch die Schweiz. Für kurze Zeit wird ein lokaler Betrieb Arbeitgeber dieser jungen Frau und kann so für die Nachwuchsförderung eingesetzt werden. Die Zimmerin teilt ihre Erfahrungen und ihre Freude am Beruf in den digitalen Medien, um potenzielle Lehrlinge anzusprechen.
Die Präsentation von Freizeitmodellen in Einkaufszentren soll dazu beitragen, das Interesse an Holz als vielseitiges und nachhaltiges Material zu steigern. Zugleich wird die Kreativität der Holzbaubranche in den Vordergrund gestellt.
Mit welchen Herausforderungen und Chancen rechnen Sie im laufenden Jahr?
Wir blicken mit Optimismus auf die kommenden Monate und sind entschlossen, den Holzbau in der Region weiterhin zu stärken und zukunftsfähig zu gestalten. Mit der Erweiterung des Teams im ÜK-Zentrum leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Ausbildung im Berner Oberland
Eine Herausforderung wird die schweizerische Versammlung unseres Verbandes sein. Als Gastgeber wollen wir den Teilnehmern nicht nur eine interessante Veranstaltung bieten, sondern auch das Berner Oberland als eine der innovativsten Regionen im Holzbau präsentieren.
ZENTRALLEITUNG HOLZBAU SCHWEIZ
Stefan Brügger aus Grindelwald, der in der Zentralleitung Holzbau Schweiz Einsitz hat, teilte interessante Informationen mit den Anwesenden.
Branchenumfrage
Aus den Resultaten 2024 zieht er folgendes Fazit:
– Grundsätzlich sind in der Holzbaubranche Arbeitgeber und Arbeitnehmer zufrieden.
– Ein gutes Arbeitsverhältnis zu den Arbeitskollegen, in einem guten Team arbeiten sowie ein gutes Image des Arbeitgebers sind drei wichtige Voraussetzungen für zufriedene Mitarbeiter.
– Zu tiefe Löhne, zu lange Arbeitszeiten, hohe Belastung und berufsbedingte Unfälle sind die Hauptursachen für einen möglichen Stellenwechsel.
Die gesamte Branche muss klimaneutral werden
Um dem Übereinkommen von Paris Folge zu leisten, muss die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden. Alle CO2-Emissionen, die vermieden werden können, müssen vermieden werden. Unvermeidbare Emissionen müssen durch Negativemissionen kompensiert werden. Alle Betriebe haben da eine grosse Aufgabe vor sich. Des Zentralsitz ist bemüht, Voraussetzungen zu schaffen, damit alle Mitgliederbetriebe die nötige Unterstützung finden, um Netto-Null zu erreichen.
Wichtige Daten im laufenden Jahr
– 12. und 13. September 2025: Tage des Schweizer Holzes
– 17. bis 21. September: Swiss-Skills in Bern mit dem Auftritt von Holzbau Schweiz
– 14.bis 18. Oktober 2025: Holzmesse Basel
VMU