Innere Stärke gewinnen – Krisen besser durchstehen

  22.04.2022 Nachbarschaft

Viele Frauen freuten sich nach der langen, pandemiebedingten Pause auf das beliebte Frauenfrühstück im Kuspo an der Lenk. Gross war das Bedürfnis nach Wiedersehen, Austauschen, Plaudern und sich in gelöster Atmosphäre ein herrliches Zmorge zu gönnen. Umrahmt wurde das Treffen mit berührenden Musik- und Gesangseinlagen. Dr. med. Doris Schneider sprach über das Thema: «Resilienz – innere Stärke auch bei Gegenwind».

Als Einstieg erwähnte unsere Moderatorin Vreni Müllener ein Zitat aus den Slums von Manila: «Die aussergewöhnliche Resilienz der Armen und wie sie mit Gottvertrauen und gegenseitiger Hilfe Katastrophen bewältigen, das macht mich demütig.» Der Begriff Resilienz stehe für eine besondere Kraft der Psyche, Belastungen auszuhalten.

Erwartungsvoll lauschten nun die Zuhörenden den Ausführungen unserer Referentin Doris Schneider. Mit Hilfe einer PowerPoint-Präsentation zeigte sie auf, wie wir vorgehen können, um resilienter zu werden und üben können, wie wir besser durch schwere Zeiten und Schicksalsschläge kommen. Resilienz sei unter anderem wie ein Immunsystem für die Seele und eine Fähigkeit, Krisen unbeschadet zu überstehen. Bereits in der Kindheit erlerne man Resilienz, wobei dafür eine starke Bindung wichtiger sei als ein perfektes Umfeld.

Anhand der fünf Finger als Gedächtnisstütze könne man sich hilfreiche Punkte merken, einüben und antrainieren. Dabei wurde Doris Schneiders Herzenswunsch, dass wir ganz praktisch die fünf lebensnah und einfach erklärten Punkte als wertvolle Tipps mit nach Hause nehmen könnten, voll und ganz erfüllt.

Akzeptanz: Das heisst, offen und ehrlich hinzuschauen, worum es geht. Es darf gesagt werden: Ja, das ist passiert. Es soll nicht bedeuten, dass ein Zustand einfach schöngeredet wird. Wenn wir jedoch unseren Fokus auf das Problem richten, vergrössere unser Hirn die Sache nur. Akzeptanz ist eine wichtige Grundvoraussetzung, damit Veränderungen möglich werden.

Optimismus: Doris Schneider ermutigte uns, Schatzsucher für das Gute zu werden, ohne das Schwierige auszublenden. Schnell seien wir darin, uns in eine beängstigende Situation hineinzudenken. Entweder würde man beinahe im Schmerz untergehen oder wir könnten trotz allem Leid immer mehr Dinge entdecken, worüber wir eine grosse Dankbarkeit empfinden. Täglich drei gute Sachen aufschreiben, schenke uns sogleich eine neue Perspektive.

Eigenverantwortung: Unsere Aufgabe wäre zu überlegen: Was ist mein Anteil und was nicht? Was kann ich selber tun und wie kann ich zu einer Verbesserung der Situation beitragen? Die Schuldfrage und was zu tun wäre, sollte nicht auf die andern abgeschoben werden. Persönlich erwarte ich Gottes Hilfe und Eingreifen durch Gebet. Zusammengefasst sind diese Empfehlungen im Leitsatz von Reinhold Niebuhr: «Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.»

Beziehungen stärken: Wir konnten unserer Referentin voll beipflichten, als sie erklärte: In Krisen sehen wir, wer wirklich unser Freund ist. «Ein guter Freund steht immer zu dir, und ein Bruder ist in Zeiten der Not für dich da.» (Spr.17, 17). In schwierigen Angelegenheiten sollten wir andere ins Boot holen und lernen, Hilfe anzunehmen. Ein Vorteil sei es zudem, wenn wir uns an guten Vorbildern orientierten, vielleicht an jemandem, den wir gut kennen. Ebenfalls eine Hilfe kann uns die Auseinandersetzung mit dem Leben der Königin Esther aus der Bibel sein. Das Überprüfen von Freundschaften darf kein Tabu sein, denn unser Beziehungsnetz prägt uns. Wichtiger als auf der eigenen Meinung zu beharren, sei ein gutes Miteinander.

Lösungs- und Zukunftsorientierung: Es tat gut, zum Nachdenken angeregt worden zu sein. Wo wollen wir hin? Was ist unser Ziel? Mit guten Beispielen wurden wir auf sinnvolle Schritte aufmerksam. Bei einem schwer kranken Elternteil etwa, scheint es mir ebenfalls einleuchtend, dass man im Frieden auseinandergehen möchte. Wir sollten Lösungen anpeilen und uns gar Träume bewusst machen. Unser Hirn steure geradewegs das an, worauf wir sehen würden. Massgebend sei dabei, wo wir am Ende unseres Lebens ankommen möchten.

Vom diesjährigen Frühstückstreffen an der Lenk konnte jedes einmal mehr einen ganzen Rucksack mit wertvollen Gedanken und Worten nach Hause nehmen. Wie Frau Dr. Schneider sagte, liege es nun an uns, anzufangen, unsere Resilienzmuskeln zu trainieren. Selbst im Kleinsten können wir Dinge umsetzen und so unsere Widerstandskraft aufbauen und stärken.

MARIANNE FUHRER-WÄLTI

CDs mit dem ganzen Vortrag kann man bestellen bei Selina von Siebenthal, Tel. 033 744 72 44 www.frauen-zeit.ch


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote