«Leben und Leute in Jaun»

  26.04.2022 Porträt

In ihrem Erstlingswerk erzählt Marlies Remy von den täglichen Herausforderungen der Jaunerinnen und Jauner inmitten ihrer Berge sowie von aufregenden Erlebnissen und Begegnungen im Tal.

Marlies Remy ist vor 20 Jahren vom Thurgau nach Jaun gezogen. Als die vier Kinder älter wurden und ihr mehr Zeit für eigene Interessen blieb, begann sie 2015, ihre Erlebnisse aufzuschreiben – als Bloggerin. Ihr Auge als Auswärtige sehe manches, das von den Einheimischen als unwichtig oder wertlos abgetan werde. «Ich bin oft draussen in der Jauner Natur unterwegs. Nicht selten treffe ich Leute, die nicht im Rampenlicht stehen. Gerne erzählen sie mir von sich und ihrer Arbeit», so Marlies Remy. Genau dieses Alltägliche, das kaum Bekannte interessiere sie. In den Gesprächen lerne sie die Hintergründe und Beweggründe der Jauner kennen. «Statt zu schimpfen, was alles nicht getan wird, erzähle ich in meinen Texten lieber, was alles getan wird.» Vor allem schreibt sie über Tourismus und Landwirtschaft. «Da fühle ich mich auch zu Hause», sagt die Autorin.

Von der Bloggerin zur Buchautorin
In ihrem ersten Buch hat die Autorin die Blogartikel aus dem Jahr 2021 zusammengefasst. Das hat seinen Grund. «Die älteren Jaunerinnen und Jauner haben teilweise keinen Zugang zum Internet und zu meinen Texten. Gerade in den letzten zwei Jahren waren sie oft ausgeschlossen, da keine gesellschaftlichen Anlässe mehr stattfanden», erklärt sie. Zudem befürchtet sie, dass ihre Texte irgendwann vom Netz verschwinden, weil die digitale Welt so schnelllebig ist und immer neue Technologien auf den Markt drängen.

Das Buch hat sie im Eigenverlag herausgegeben, was einige Herausforderungen mit sich brachte, wie sie betont. Nun sei sie aber stolz, ihre Geschichten und Bilder in Händen halten zu können. Und sie hoffe sehr, dass die ältere Generation so auch am Leben der Leute in Jaun teilhaben könne.

Für ihre treuen Blogleserinnen und -leser hat sie im Buch QR-Codes eingefügt. Diese verlinken zu den entsprechenden Audio- und Videoaufnahmen. «Die vielen digitalen Fotos hatten keinen Platz im Buch und der unverwechselbare Jauner Dialekt kann in schriftlicher Form nicht festgehalten werden», erklärt die Autorin. PD/ANITA MOSER

«Leben und Leute in Jaun – Bewegende Geschichten aus dem Jahr 2021». ISNB 978-3- 347-55733-8. Das Buch ist auch erhältlich in der Papeterie Cadonau in Gstaad und in der Buchhandlung Au Foyer in Saanen.


MARLIES REMY

Marlies Remy hat schon in ihrer Kindheit viel Zeit in fantastischen Welten verbracht – hauptsächlich in denen der Bücher. Später hat sie die Neugierde, woher die Leute mit dem «merkwürdigen» Dialekt stammen, nach Jaun – in eine für sie fremde Welt – gelockt. Um die «Geheimsprache» der Einheimischen zu verstehen, wollte sie die Leute im Tal und deren Leben kennenlernen. Entdeckt hat sie ein einzigartiges Tal, in dem die ringsum in die Höhe ragenden Berge Schutz und Gefahr zugleich bedeuten und auf deren Gipfel man Blicke in die Ewigkeit erhaschen kann. Fasziniert vom starken Willen der Jaunerinnen und Jauner, hier im Einklang mit der Natur leben zu wollen, berichtet Marlies Remy seit 2015 mit Begeisterung in ihrem Blog vom Leben der Leute in diesem besonderen Tal. PD


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