Martin Bieri ist Gastgeber im «Sunne-Stübli»
16.06.2023 TurbachSeit November ist das Restaurant Sunne-Stübli im Turbach geschlossen. Ab heute ist es wieder offen – unter gleichem Namen, aber mit einem neuem Besitzer und einem bekannten Pächter.
ANITA MOSER
Gut zwanzig Jahre haben Silviane und Peter von ...
Seit November ist das Restaurant Sunne-Stübli im Turbach geschlossen. Ab heute ist es wieder offen – unter gleichem Namen, aber mit einem neuem Besitzer und einem bekannten Pächter.
ANITA MOSER
Gut zwanzig Jahre haben Silviane und Peter von Grünigen das Restaurant Sunne-Stübli im Turbach geführt. Nun – nach einem Jahr Zugabe – wollen sie in den wohlverdienten Ruhestand. Sie haben das Restaurant und das alte Posthaus verkauft. «Wir wollen einen Strich unter diesen Lebensabschnitt ziehen», begründet das Ehepaar. Aber es hatte eine klare Vorstellung für die Zukunft ihres Beizli: «Wir haben das Sunne-Stübli als Restaurant aufgebaut und zwanzig Jahre geführt. Es ist uns ein Anliegen, dass es als solches weitergeführt wird.» In Ueli Bach fanden sie schliesslich den richtigen Ansprechpartner und Verbündeten.
Altes Posthaus bietet Wohn- und Parkmöglichkeiten
Auch dem Landwirt ist es ein Anliegen, dass das Restaurant im Turbach erhalten bleibt. Im Februar hat man sich zum ersten Mal getroffen. «In erster Linie ging es um die Frage, ob man auf der Restaurantparzelle Wohnraum realisieren kann für einen Betreiber des Restaurants», sagt Ueli Bach. Von der Gemeinde gab es abschlägigen Bescheid. Im Laufe der Diskussion kam das ehemalige Postgebäude vis-à-vis des Restaurants zur Sprache. Peter und Silviane von Grünigen signalisierten Bereitschaft, dieses Haus ebenfalls zu veräussern. «Die Wohnmöglichkeit für Personal und die Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe gaben den Ausschlag für den Kauf», erklärt Ueli Bach. Das Wohnhaus verfügt über vier Wohneinheiten und eine grosse Garage, in der früher die Postautos untergebracht waren.
Neuer Verein kauft Restaurantparzelle
Zusammen mit den Verantwortlichen der Wirtschaftlichen Genossenschaft, welche seit 2011 – nach vorheriger langjähriger Verpachtung – den Dorfladen betreibt, hat man nach einer juristischen Form gesucht, um das Vorhaben zu realisieren und zu finanzieren. Schliesslich hat man entschieden, dass die Wirtschaftliche Genossenschaft das Wohnhaus kauft und zudem den Verein Zukunft Turbach gründet, welcher die Parzelle mit dem Restaurant erwirbt. «So können wir das Ganze besser finanzieren und zudem das Risiko aufteilen», erklärt Ueli Bach, Präsident des neu gegründeten Vereins. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Ueli Bach verrät nur so viel: «Peter und Silviane von Grünigen haben die Objekte zu einem fairen Preis verkauft, damit wir es mit vereinten Kräften finanzieren können. Aber es war eine Herausforderung.»
Genossenschaft und Verein wollen eng zusammenarbeiten und gegenseitig möglichst viele Synergien nutzen, wie Genossenschaftspräsident Hansjakob Bach betont.
Kein Spekulationsobjekt
«Unser Ziel war es von Anfang an, das Restaurant zu erhalten. Wir verfolgen kein persönliches Interesse, wir wollten auch nicht, dass ein Privater das Restaurant erwirbt und führt», betont Flavia Frautschi, Sekretärin des Vereins. Die Statuten habe man so formuliert, dass das Objekt nicht zu Spekulationszwecken verkauft werden kann. Im Grundbuch sei festgehalten, dass es ein Gastrobetrieb bleiben müsse. «Zudem räumen wir uns ein gegenseitiges begrenztes Vorkaufsrecht ein, auch das schliesst Spekulation aus», so Ueli Bach. Peter von Grünigen ist zufrieden: «Die neue Trägerschaft ist der Idealfall. Alles ist auf mehrere Schultern verteilt, auf Leute, die Interesse haben und die im Tal wohnen.»
Martin Bieri ist Pächter
Mit Martin Bieri konnte ein Sternekoch (16 Punkte Gaul-Millau und ein Michelin-Stern) als Pächter gewonnen werden. Der Emmentaler ist seit Dezember Gastgeber im Chlösterli und ab heute auch im Sunne-Stübli im Turbach. Albert Bach, Präsident des Golfclubs Gstaad Saanenland, habe ihn angesprochen und zwar zu einer Zeit, als er sich Gedanken machte, ob es sich rechnen würde, das Chlösterli auch im Sommer offen zu haben. Tue es nicht, so Bieri. «Während der Sommersaison ist das Chlösterli nur an wenigen Abenden für Staffpartys oder für Privatpartys geöffnet. Ab Dezember geben wir dann wieder Vollgas.»
Deshalb kam ihm das Angebot im Turbach sehr gelegen. «Ich habe etwas in der Art gesucht.» Innerhalb von zwei Wochen war man sich einig und ab heute ist Martin Bieri Gastgeber im «Sunne-Stübli».
Küche für jedes Budget
Selbstverständlich unterscheide sich Konzept, Küche und Preisniveau vom «Chlösterli». «Ich habe im Turbach nicht 25 Mitarbeitende auf der Lohnliste, somit kann ich anders kalkulieren», erklärt Bieri. Das Zielpublikum – Einheimische, Biker, Wanderer, Touristen und Gäste – bleibe das gleiche wie bei seinen Vorgängern. «Mir schwebt ein gesunder Mix vor – wie es vor 50 Jahren in Gstaad war.» Auf der Karte stehen auch einfache Gerichte – vom Hobelkäse über Käsekuchen bis zu Schnitzel und Pommes. «Wir bieten eine Küche an, die sich alle leisten können», betont der Gastronom.
Martin Bieri steht im Turbach selber am Herd. «Das lässt sich mit dem Chlösterli-Betrieb vereinbaren», zeigt er sich überzeugt. Entsprechend habe er die Öffnungszeiten im «Sunne-Stübli» angepasst. Montag und Dienstag ist geschlossen. Mittwoch, Donnerstag und Sonntag ist das Restaurant wie bisher bis 18/19 Uhr geöffnet, Freitag und Samstag auch am Abend. «Auf Anfrage – zum Beispiel für Sitzungen oder Vereinsanlässe – werden wir auch an den anderen Tagen abends offen haben.»
Unterstützt wird der Küchenchef von zwei Festangestellten – auch sie arbeiten wie ihr Chef in beiden Gastrobetrieben.
Kleinere Umbauten geplant
An der bestehenden Infrastruktur wurden bis heute – aufgrund des Zeitdrucks – nur wenige Anpassungen gemacht. «Zu einem späteren Zeitpunkt steht ein Küchenumbau an, da kommen wir nicht drum herum», betont Ueli Bach.
Auch im gegenüberliegenden Wohnhaus sind nur kleinere Umbauten und Anpassungen – Küchen und sanitäre Einrichtungen – vorgesehen. Die Wohnungen stehen zurzeit leer. «Sie sollen zu korrekten Preisen an Einheimische vermietet werden», so Genossenschaftspräsident Hansjakob Bach.
Ein Talprojekt
Er sei beeindruckt, wie viele Leute auch aus dem Tal die Idee mittragen und sich engagieren», betont Ueli Bach. «Es ist etwas Gemeinsames geworden. Ein Talprojekt, getragen von Turbachern und von solchen, die dem Turbach nahestehen. Durch alle Schichten und Berufsgattungen und von Jung bis Alt.» Und Flavia Frautschi ergänzt: «Wir wollen ein Tal, das lebt, ein Dorf, das nicht zum Schlafdorf wird. Ein Dorf, in dem Austausch und Begegnungen stattfinden. Aber dafür braucht es eine gewisse Infrastruktur.»
Das «Sunne-Stübli» feiert heute Freitag unter dem neuen Gastgeber Eröffnung.
RESTAURANT SUNNE-STÜBLI
Das Restaurant Sunne-Stübli verfügt über rund 35 Sitzplätze im Innern des Hauses. Die kleine Terrasse bietet Platz für 25 Personen. Geplant ist zudem eine kleine Terrasse vor dem Haus mit ein paar Tischen und Liegestühlen. «Diese Terrasse wäre für jene Gäste vorgesehen, die nur etwas trinken wollen oder sich nach einer Wander- oder Biketour etwa entspannen wollen», erklärt Martin Bieri.
ANITA MOSER
VEREIN ZUKUNFT TURBACH
Der neue Verein Zukunft Turbach ist Besitzer der 930m2 grossen Parzelle mit dem Restaurant Sunne- Stübli. Er führt den Betrieb nicht selber, sondern verpachtet ihn.
Im Vorstand engagieren sich Ueli Bach als Präsident, Peter Matti (Vizepräsident), Flavia Frautschi (Sekretärin), Simon Frautschi, Toni von Grünigen, Thierry Fischer und Christoph Bach.
Weitere Mitglieder willkommen
Der Verein ist angewiesen auf Darlehen und private Spenden. «Mitglieder sind herzlich willkommen», so Ueli Bach. Der Einstiegsbeitrag für private Personen beträgt 5000 Franken, juristische Person bezahlen 10’000 Franken. «Wir suchen nach wie vor Leute, die unser Anliegen teilen und dahinterstehen.»
Homepage: zukunft-turbach.ch
Wirtschaftliche Genossenschaft Turbach
Die Wirtschaftliche Genossenschaft Turbach ist die Besitzerin des alten Posthauses. Bereits 2011 hat die Genossenschaft zwei Gebäude mit insgesamt fünf Wohnungen und einem Ladenlokal realisiert. Der Dorfladen wird seit Dezember 2022 zur Ergänzung der weiterhin bedienten Öffnungszeiten als Self-Checkout-Laden rund um die Uhr betrieben.
Im Vorstand engagieren sich: Hansjakob Bach (Präsident), Hanspeter Müllener (Vizepräsident), Andrea Romang, Stefan Frautschi, Regula Bach, Erich Hefti und Arlette Matti.
ANITA MOSER