Mit Swing und Jazz in die Vergangenheit
20.01.2023 NachbarschaftAm Samstag, 14. Januar lud das Team von Zweisimmen Jazz gemeinsam mit Hans-Jürgen und Marianne Glatz zum nunmehr bereits 50. Konzert ins Blankenburger Hüsy ein. Neben feinen Speisen aus der Küche stand als musikalischer Leckerbissen das Programm von «Ô De Mon ...
Am Samstag, 14. Januar lud das Team von Zweisimmen Jazz gemeinsam mit Hans-Jürgen und Marianne Glatz zum nunmehr bereits 50. Konzert ins Blankenburger Hüsy ein. Neben feinen Speisen aus der Küche stand als musikalischer Leckerbissen das Programm von «Ô De Mon Chéri» auf der Karte: Retro-Swing-Jazz aus Paris. Ein glanzvoller Jubiläumsevent.
Für die Eingeweihten und langjährigen Fans des Zweisimmer Jazz Clubs war es schon lange klar: Das Jubiläumskonzert im Hüsy wird schnell ausverkauft sein – die Kombination aus feinen Speisen aus der Glatz’schen Küche und einem Konzert in geradezu intimem Rahmen würde sich kaum einer der regelmässigen Gäste entgehen lassen. Und so konnte Organisator Markus Bachmann an diesem Abend über 80 Gäste im restlos gefüllten Blankenburger Haus begrüssen.
Hans‑Jürgen Glatz in der Küche und das Team im Service liessen bei der kulinarischen Ouvertüre keine Wünsche offen: Die Gerichte des Konzertmenüs kamen trotz des hohen Andrangs ohne Hast auf den Tisch. Der in perfektem Rosa servierte Kalbsrücken konnte geschmacklich, aber auch von der Serviertemperatur ebenso überzeugen wie der Seeteufel. Der süsse Desserthöhepunkt kam – geplant – in der Konzertpause.
Grosser Auftritt in kleinem Rahmen: «Ô De Mon Chéri»
Mit «Ô De Mon Chéri» konnten die Macher der Zweisimmner Jazzkonzerte eine ganz besondere Musikerin mit ihrer Band nach Blankenburg holen – genau passend für den familiären und begrenzten Rahmen im Hüsy. Sängerin «Ô De Mon Chéri», deren bürgerlicher Name in die Kategorie «Staatsgeheimnis» fällt, überzeugte mit ihren akustisch aufspielenden Mitstreitern Gwen Ollivier (Piano), John Dufossé (Bass) und Etienne Favier (Gitarre) auf ganzer Linie. Mit sanft‑gekonnter elektronischer Verstärkung und durch den Verzicht auf ein Schlagzeug liess die Band ihrer Sängerin jeden Raum und ergänzte den rauchig‑dunklen Klang ihrer Stimme durch variantenreiche Soloimprovisationen. Eingetaucht in das quietsch‑orangene Licht des neuen Bühnenscheinwerfers des Veranstalters fehlte zur authentischen Zeitreise höchstens noch kräuselnd aufsteigender Zigarettenrauch.
Stilistisch nahm «Ô De Mon Chéri» die Zuhörer mit auf eine Reise in die Zeit des Jazz und Swing der Dreissiger‑ bis Fünfzigerjahre. Ergänzt mit französischen Chansons und ihrer optisch elegant‑retrohaften Erscheinung liess «Ô De Mon Chéri» einen ganz neuen Ort entstehen. Eine Mischung aus südfranzösischer Hafenkneipe mit edler Pariser Revueanmutung. Amerikanischen Swing präsentierte sie mal als Vamp, mal naiv – doch immer gekonnt mit dem Publikum und ihrer Wirkung spielend. Mit ihrer dunkel gefärbten Stimme provozierend und elegant zugleich. Lediglich auf den nicht genauer beschriebenen Burlesquejazz, den «Ô De Mon Chéri» ebenfalls im Repertoire hat, musste das Publikum an diesem Abend verzichten.
Ein Bassist für den Wirt
Zugute kam «Ô De Mon Chéri» an diesem Abend allerdings auch, dass die Veranstalter mit dem inzwischen 50. Konzert im Hüsy einiges dazugelernt hatten. So erinnerte sich Markus Bachmann zu Erheiterung der Zuhörer noch an die Schwierigkeiten des Beginns. Am 24. Januar 1998 war das die angekündigte Band «String Tonic». Eine Zwei‑Mann‑Band, die damals noch im unteren Gastraum des Hüsy spielen sollte, jedoch für ihren Auftritt keinen Platz mehr fand. Kurzerhand wurden von einem Stuhl die hinteren Beine abgesägt und die Musiker auf der Treppe platziert, von wo aus sie ihr Konzert bestritten. Der Auftakt zu einer langen Erfolgsgeschichte des Jazz im Hüsy.
ARMIN BERGER/«SIMMENTAL ZEITUNG»