Es musste wohl so sein … auch wenn dies nicht unbedingt der erste Gedanke der Veranstalter der Fabrik 3770 nach der krankheitsbedingten Konzertabsage von Valeska Steiner und Trummer im Dezember war. Letzten Donnerstag betraten die beiden endlich die Bühne in der Kirche in ...
Es musste wohl so sein … auch wenn dies nicht unbedingt der erste Gedanke der Veranstalter der Fabrik 3770 nach der krankheitsbedingten Konzertabsage von Valeska Steiner und Trummer im Dezember war. Letzten Donnerstag betraten die beiden endlich die Bühne in der Kirche in Zweisimmen. Und einmal mehr galt: Was lange währt, wird endlich gut!
Und gut waren die beiden, Meisterin und Meister der leisen Töne. Kraftvoll dann, wenn es das Lied verlangte. Wenn die Botschaft des Stücks wichtig war, wenn es den Zuhörenden in Ohr und Kopf bleiben sollte. Mit wunderbarer Leichtigkeit begleiteten sich Valeska Steiner und Trummer auf ihren Gitarren selbst. Ihre Stimmen funktionierten solo famos, im Zweiklang grandios. Kein Führungstrieb, kein Geltungsdrang.
Ihre Stimme, die als Teil des Duos BOY Wiedererkennungswert besitzt, und seine ergänzten und stützten sich, umspannten einander. Fast wie ein Eisbecher mit Schokoladensauce. Allein die Eiskugeln machen zufrieden und versprechen Genuss, aber mit Schokoladensauce darüber ist es das vollkommene Glück.
Gut besucht
Die über 60 Zuhörenden, die sich an diesem beinahe kitschig kalten Winterabend aus der warmen Stube in die Kirche bewegt hatten, bekamen alte und neue Lieder auf die Ohren, wurden sogar Zeugen einer Weltpremiere. Stücke vom Familienalbum waren nicht ganz unbekannt, Valeska Steiners Eigenkomposition «New York» verzauberte.
Manch einer wird sich gefragt haben, woher die zart wirkende Valeska diese Stimmgewalt nahm, woher die Töne die Resonanz holen. Völlig egal, einfach lauschen und einsaugen war die Lösung. Seine Geschichten, die Trummer charmant zwischen die Liedvorträge schob, machten diesen Konzertabend komplett.
Beide betonten vor, während und nach dem Konzert, wie viel es ihnen bedeutet habe, das verpasste Konzert im Dezember doch noch in Zweisimmen spielen zu können. Und das Publikum war da ganz bei ihnen.
Valeska Steiner war damals an Kehlkopfentzündung erkrankt, weder an Singen noch an Sprechen sei zu denken gewesen.
Eindrücke ausdrücken
Wie schön, dass sie alle Sinne wieder im Einsatz hatte. Wie sonst hätte sie den Blick aus dem Zugfenster bei der Einfahrt nach Zweisimmen derart verinnerlichen können, der sie dann zu der überaus charmanten Ansage bewog: «Wer in Zweisimmen wohnt, muss doch einfach glücklich sein.»
Trummer und Valeska Steiner verkörpern auf der Bühne so vieles. Sie sind Künstler, die sich in ihren Liedern mit dem Leben und all seinen Herausforderungen, mit Erlebtem, Gesehenem und Gehörtem beschäftigen. Nachhaltig zu agieren gehört für die beiden dazu, ohne ständig darauf verweisen zu müssen. Sie kamen mit dem Zug ins Simmental und fuhren am gleichen Abend auf gleichem Weg wieder nach Bern zurück. «So abgelegen ist Zweisimmen doch gar nicht», so die Essenz der beiden Künstler und der Fabrik3770 aus diesem Abend.
PD/ FABRIK3770