Nachfrage nach Hilfe wird grösser, es fehlt aber immer mehr an Helfenden
07.03.2025 NachbarschaftBeim sechsten Netzwerktreffen Palliative Care am 28. Februar kamen wieder verschiedene Vertreterinnen und Vertreter aus Organisationen im Bereich Alter, Gesundheit, Soziales und Palliative Care im Kirchgemeindehaus in Zweisimmen zusammen. Der Anlass wurde mit einem Referat von Irène ...
Beim sechsten Netzwerktreffen Palliative Care am 28. Februar kamen wieder verschiedene Vertreterinnen und Vertreter aus Organisationen im Bereich Alter, Gesundheit, Soziales und Palliative Care im Kirchgemeindehaus in Zweisimmen zusammen. Der Anlass wurde mit einem Referat von Irène Uhlmann bereichert, die über das Blinden- und Behindertenzentrum Bern AG sowie über Hilfemöglichkeiten für Menschen mit einer Sehbehinderung referierte.
Das Netzwerktreffen Palliative Care, welches zweimal im Jahr im Kirchgemeindehaus Zweisimmen stattfindet, ist mittlerweile sehr gut etabliert. Der Austausch über aktuelle Themen und die Möglichkeit einer besseren Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Organisationen, welche im Bereich Gesundheit und Palliative Care arbeiten, und politischen Gemeinden wird sehr geschätzt.
Altersleitbild Obersimmental- Saanenland 2025–2035
Vorgängig zum Netzwerktreffen hatte dieses Jahr die Kommission Altersplanung Obersimmental-Saanenland die Akteurinnen und Akteure aus dem Altersbereich Obersimmental-Saanenland zum «Forum Alter 2025» eingeladen. Die Kommission wurde im April letzten Jahres gegründet und hat sich zur Aufgabe gemacht, den Ist-Zustand in den Bereichen Wohnen, Pflege und Betreuung, Gesundheit und Sicherheit im Alter zu analysieren und Strategien für die zukünftige Entwicklung der Versorgungsstrukturen zu entwickeln. Die Ergebnisse sind im neuen Altersleitbild Obersimmental-Saanenland 2025–2035 festgehalten (siehe auch Bericht vom 24. Januar 2025). Eingesetzt wurde die Kommission durch die Bergregion Obersimmental-Saanenland. Sie setzt sich aus Vertretern der Sozialbehörden aller sieben Gemeinden und dem Präsidium, das ein Mitglied der Bergregion innehat, zusammen.
Fachkräftemangel macht sich deutlich bemerkbar
Zum Thema Bettenauslastung in den Alterszentren wurde von den Anwesenden durchgehend geäussert, dass die Auslastung gut ist. In der Regel gibt es keine oder nur geringe Wartelisten, aber es wäre auch nicht möglich, mehr Menschen aufzunehmen, weil es sehr schwierig ist, Pflegepersonal zu finden, vor allem für Nachtwachen. Im Saanenland gibt es vermehrt Anfragen von Chaletbesitzern, die gerne pflegebedürftige ältere Familienmitglieder mit in die Ferien nehmen möchten. Diese können aus Fachkräftemangel leider nicht aufgenommen werden.
Austausch und wertvolle Informationen beim Netzwerktreffen
Nach einer kleinen Pause und einem teilweisen Wechsel bei den Teilnehmenden begrüssten Christine Matti, Leitung Pflege Mobiler Palliativ Dienst MPD, und Ariane Beetschen, Betriebsleitung Spitex Saane-Simme, die Anwesenden zum sechsten Netzwerktreffen Palliative Care.
Vorstellung des Blinden- und Behindertenzentrums Bern
Irène Uhlmann informierte über das Blinden- und Behindertenzentrum Bern und ihre Anlaufstelle in Spiez, in der sie für die Rehabilitation zuständig ist. Sie stellte kurz die Organisation B vor, die für Blinde und Behinderte ein Zentrum in Bern betreibt. In Bern bietet das Zentrum ein bedarfsorientiertes Wohnangebot an sowie verschiedene angepasste Arbeitsplätze (von Schreinerei bis Wäscherei etc.). Neben Bern gibt es noch Stützpunkte in Burgdorf, Biel und Spiez, welche Beratungen für Sehbeeinträchtigte und Blinde anbieten.
In die kostenlosen Beratungen dürfen alle Menschen kommen, die aufgrund ihrer Sehschwäche Probleme im Alltag bekommen. Oftmals merken Betroffene erst dann, dass sie Hilfe brauchen, wenn sie zum Beispiel nicht mehr die Zeitung lesen können. Dabei ist Lesen sehr wichtig für den Zugang zu Informationen und fürs Training und zur Stärkung des Gehirns. Diese Fähigkeit sollte unbedingt erhalten bleiben.
Hilfen für Menschen mit Sehschwächen
Irène Uhlmann gab in ihrem Vortrag einen kurzen Überblick über die drei Möglichkeiten, wie Sehbehinderten geholfen werden kann: Anpassung der Lichtverhältnisse, Vergrösserungen und Verbesserung des Kontrasts.
Für ein besseres Sehen helfen Lampen, die gedimmt werden können und bei denen die Farbe verändert werden kann. Mit Lupen, Lesebrillen oder elektronischen Hilfsmitteln – oft mit eingebautem Licht – kann bei Sehbeeinträchtigungen ebenso geholfen werden. Auch der Kontrast ist bei Sehschwäche sehr wichtig. So gab Irène Uhlmann Beispiele, wie man älteren Personen durch Verstärkungen des Kontrasts einfach helfen kann. Ein fertig gedeckter weisser Tisch zum Beispiel mit weissen Tellern und silbernem Besteck ist für Sehschwache schwierig. «Arbeitet mit Farben! Ein farbiges Tischset oder farbige Teller wirken hier Wunder», rät sie.
Weisser Gehstock als Signal, dass man nicht gut sieht
Irène Uhlmann hatte auch verschiedene Hilfsmittel zur Ansicht und zum Ausprobieren mitgebracht. Ein weisser Gehstock zum Beispiel zeigt an, dass die Person nicht gut sieht. Sie ist vielleicht nicht ganz blind, sondern hat eine grosse Einschränkung des Sehens, vielleicht nur noch ein ganz kleines Sichtfeld. Die Person kann dann vielleicht ein Handy lesen, aber sich in der Umgebung nicht gut orientieren.
Menschen, die in die Sprechstunde kommen, wird auch die Möglichkeit geboten, die Hilfsmittel zu Hause auszuprobieren. Sie macht auch Hausbesuche, um direkt vor Ort Tipps zur Erleichterung des Alltags geben zu können.
Angebote und Ansprechpartner in der Region kennenlernen
Ein grosses Anliegen der Organisatoren des Netzwerktreffens, Palliative Care-Netzwerk Region Thun, ist, dass die Teilnehmenden mehr über die vielseitigen Angebote in ihrer Region erfahren können und Ansprechpartner kennenlernen. So können sich die einzelnen Vereine und Institutionen in der täglichen Arbeit unterstützen und ergänzen. Teilweise geschieht dies jetzt schon. Vor allem für neue Mitarbeitende ist das Treffen eine ideale Plattform, sich persönlich kennenzulernen und sich auszutauschen.
Beim abschliessenden Austausch wurde auch hier wieder deutlich, dass Freiwillige wie auch Fachkräfte fehlen. Anita Boller von Beocare gab dem deutlich Ausdruck. Sie bedauert es sehr, dass Beocare nicht alle Anfragen annehmen kann, da nicht genug Freiwillige als Helfende zur Verfügung stehen.
KERSTIN KOPP/SIMMENTAL ZEITUNG