Nach 22 Jahren ist Schluss: Der legendäre Papyrus-Hunter des Huntervereins Obersimmental bleibt künftig am Boden und wird ein Museumsstück.
KEREM S. MAURER
Der letzte Flug des Hunters mit dem charakteristischen Zeitungslook (siehe Kasten) war eher ...
Nach 22 Jahren ist Schluss: Der legendäre Papyrus-Hunter des Huntervereins Obersimmental bleibt künftig am Boden und wird ein Museumsstück.
KEREM S. MAURER
Der letzte Flug des Hunters mit dem charakteristischen Zeitungslook (siehe Kasten) war eher unspektakulär: Im letzten Oktober wurde der Papyrus-Hunter von St. Stephan nach Altenrhein zur Jahreskontrolle überflogen. «Dass das der letzte Flug sein würde, hat damals niemand geahnt», schreibt Ueli Leutert, Co-Präsident des Huntervereins Obersimmental in einem Brief an die Vereinsmitglieder.
Keine Wartungsmöglichkeiten mehr
Der Grund für das Grounding des Papyrus-Hunters ist simpel: Ein nicht ordnungsgemäss gewartetes Flugzeug darf nicht fliegen. Laut erwähntem Brief an seine Mitglieder wollte der Hunterverein Obersimmental in Zusammenarbeit mit den «Amici del Hunter» und den Betreibern der De-Havilland-Flugzeuge einen europaweit anerkannten Unterhaltsbetrieb in Altenrhein aufbauen, doch dieses Projekt scheiterte. Ebenso der Versuch, den Hunter zusammen mit Lortie Aviation aus Kanada noch einmal für ein Jahr flugtauglich zu machen. Damit war klar: Das Herzstück des Huntervereins Obersimmental darf nicht mehr fliegen.
Papyrus-Hunter bleibt in St. Stephan
«Wir bedauern ausserordentlich, dass wir es nicht geschafft haben, den Papyrus nach St. Stephan zurückzufliegen und das Kapitel ‹zivile Hunter in der Schweiz› würdig zu beenden», heisst es im Brief. Mitte März werde der Papyrus-Hunter in Altenrhein demontiert und auf dem Landweg nach St. Stephan gebracht, wo man ihn wieder zusammenbaue. Darum kümmere sich die Hawker Hunter Aviation Ltd aus England. «Als Gegenleistung bekommen sie das Triebwerk des Papyrus, welches noch vor zwei Jahren inspiziert worden war», teilt Roland Ginggen, Co-Präsident des Huntersvereins Obersimmental auf Anfrage mit. Das sich aktuell im Museum in St. Stephan befindliche Originaltriebwerk werde dann in den Papyrus-Hunter eingebaut, erklärt Ginggen. «So kann der Papyrus-Hunter auch künftig noch in Gang gesetzt und auf dem Rollfeld bewegt werden.» Ansonsten wird der Papyrus-Hunter im Museum in St. Stephan ausgestellt. Ginggen versichert: «Solange es den Hunterverein Obersimmental gibt, bleibt der Papyrus-Hunter in St. Stephan.»
Und das Hunterfest?
«Es werden auch in Zukunft an ein oder zwei Tagen pro Jahr noch Passagierflüge auf historischen Maschinen wie etwa den Schulungsflugzeugen Pilatus P2, P3 und PC-7 oder den Vampires angeboten», sagt Ginggen. Flugshows dürfte es künftig in St. Stephan auch ohne den Papyrus-Hunter noch geben, wenn auch «vermutlich in etwas kleinerem Rahmen».
DER PAPYRUS-HUNTER
Die Hunter waren von 1958 bis 1994 im Einsatz der Schweizer Luftwaffe. Damals wurden 160 Exemplare, Ein‑ und Doppelsitzer, angeschafft. Ursprünglich als Jäger eingesetzt, übernahmen sie zunehmend die Aufgabe als Erdkämpfer. Eine dieser Maschinen (die J‑4040) aus englischer Fabrikation wurde den vier Obersimmentaler Gemeinden als Geschenk übergeben. Dieser Hunter wurde im November 1993 anlässlich des letzten Doppelkurses der Fliegerstaffel 15 mit einer Sonderbemalung versehen. In Anlehnung an das Staffellogo – einen Papierflieger – erhielt der Hunter einen weissen Anstrich und wurde wie eine Zeitung beschriftet. Als Hauptschriftzug wurde «Fliegerstaffel 15» gewählt, am Rumpf wurden die Namen von Helfern und Gönnern verewigt, auf den Flügeln die Namen der aktiven Fl‑St‑15‑Piloten. Seit dem Jahr 2000 war der Papyrus‑Hunter flugtüchtig.
www.hunterverein.ch/kma