Raiffeisen Börsenbericht

  07.10.2022 Publireportage

Aktienmarkt
Die Teuerung ist gekommen, um zu bleiben. Anders können der neuerliche starke Zinsschritt der US-Notenbank und die Zinserhöhungen unserer Schweizerischen Nationalbank sowie Grossbritanniens und Norwegens nicht gedeutet werden. Ein eigentlicher Paradigmenwechsel der Zinspolitik hat dabei bei unserer heimischen Zentralbank, der SNB – nach einer Zeit von sieben Jahren negativer Zinsen –, stattgefunden. Es bleibt zu hoffen, dass ein solches Zinsregime nie mehr zurückkehrt.
Sämtliche westliche Notenbanken befinden sich nun unisono im Kampf gegen die höchsten Inflationsraten seit rund 40 Jahren. In einzelnen Regionen wird es infolge der schnellen Leitzinserhöhungen fast unweigerlich zu einer Rezession kommen.
Aktuell stecken wir bei Aktien und Anleihen in einem veritablen Bärenmarkt und im festverzinslichen Obligationenmarkt kann man in der Tat von einem eigentlichen Tsunami sprechen. Die Finanzmärkte leiden auch vermehrt unter einer fehlenden Marktliquidität und die gestiegenen Finanzierungsbedingungen durch die Leitzinserhöhungen für die Unternehmen verschärfen den Abgabedruck an den Börsen zusätzlich. Vor allem klein- und mittelkapitalisierte Unternehmen leiden unter der aktuellen Krise besonders und die Marktteilnehmer in diesem Segment müssen sich dem Krisenmodus erst noch anpassen. Vermutlich wird es in diesem Segment aufgrund fehlender Markttiefe zu weiteren Verwerfungen kommen. Auffallend ist auch, dass im laufenden Jahr sämtliche Portfoliostrategien, das heisst Anlagekategorien, gleichermassen unter der Finanzmarktbaisse gelitten haben und es sich hierbei in der Tat um eine Anomalie der Finanzmärkte handelt, die nach der modernen Finanzmarkttheorie statistisch gesehen nur alle 70 Jahre auftritt. Dies macht es für die Investoren selbstverständlich auch nicht schmerzmildernder.
In dieser Konstellation liegt die Vermutung nahe, dass es in Zukunft für die Finanzmarktindustrie zunehmend anspruchsvoller sein wird, eine absolute inflationsbereinigte Rendite zu erzielen. Vermutlich nähern wir uns einem Jahrzehnt der finanziellen Repression und weiteren spektakulären Verstaatlichungen analog der jüngsten Einverleibung des Energiekonzerns Uniper durch die deutsche Bundesregierung. Wobei auch unser Parlament jüngst unserer grössten Stromfirma Axpo mit einer 4-Milliarden-Kreditlinie einen Rettungsanker zuwerfen musste.
Eine sehr besorgniserregende Situation stellt für die europäischen Peripherieländer und vor allem für den Euro der jüngste, bereits befürchtete Rechtsrutsch der italienischen Regierung dar. Dies wird nicht nur die Gemeinschaftswährung, sondern insbesondere auch die Europäische Zentralbank, nicht nur wegen der Zinsdifferenz zum US-Dollar, weiterhin unter grossen Druck setzen. Die EZB wird sich in einem Art Verzweiflungsakt ihrem Instrumentarium, dem «Transmission Protection Instrument», bedienen. Mit diesem Instrument möchte die EZB bei Bedarf die Renditeunterschiede zwischen Staatsanleihen unterschiedlicher Euroländer künstlich drücken. Dabei wird ganz offensichtlich verkannt, dass die jeweils hohen Renditeaufschläge, in diesem Falle jetzt von italienischen Staatspapieren, ein mangelndes Anlegervertrauen widerspiegeln.
Punkto Energie bleibt festzuhalten, dass die Welt trotz aller Anstrengungen der letzten Jahre und gigantischen Förderungsprogrammen noch immer zu 83 % mit fossiler Energie versorgt wird. Erneuerbare und Nuklearenergie tragen je 5 % und Wasserkraft 7 % bei. Die eigentliche Wende hin zu Erneuerbarem wird Jahrzehnte dauern. Ferner konstruktiv bleiben wir für erstklassige Schweizer Dividendenwerte, welche sich auch in Krisenjahren und Stressszenarien immer wieder bewähren konnten. Weitere Ausverkäufe in diesem Marktsegment würden wir nutzen, um bestehende Positionen zu arrondieren. Auch Gold, welches von Zentralbankern immer wieder als barbarisches Relikt betitelt wurde, wird weiterhin seinen Job in einem Portfolio erledigen und für eine Absicherung gegenüber der Geldentwertung besorgt sein. Eine Aufgabe, welche Gold über die vergangenen fünftausend Jahre mit Bravour erledigt hat. Aber auch klar ist, dass – solange die Zentralbanken nicht auf den geldpolitischen Pausenknopf drücken – vom Goldpreis und ganz generell von den Kapitalmärkten nicht viel zu erwarten ist. Aktuell können an den Finanzmärkten bereits erste Panikverkäufe ausgemacht werden und da ist jeweils die technische Gegenkorrektur nach oben auch nicht mehr in weiter Ferne.

Raiffeisenbank
Obersimmental-Saanenland

www.raiffeisen.ch

 


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