Schwarz-weiss in schillerndsten Farben
08.02.2024 SaanenmöserDrei der ältesten Mösner:innen gewährten am ersten Mösner-Stammtisch unterhaltsame Einblicke in ihre Kindheitszeiten, die heute so nicht mehr erlebbar sind und wohl gerade deshalb für grosses Interesse sorgten.
KEREM S. MAURER
Das Interesse ...
Drei der ältesten Mösner:innen gewährten am ersten Mösner-Stammtisch unterhaltsame Einblicke in ihre Kindheitszeiten, die heute so nicht mehr erlebbar sind und wohl gerade deshalb für grosses Interesse sorgten.
KEREM S. MAURER
Das Interesse an der Premiere des Mösner-Stammtischs war sehr gross. Bis zum Beginn der Veranstaltung wurden zusätzliche Stühle in den Austragungsraum gebracht. Rund 50 Personen wohnten dem Anlass bei. «Ich bin sehr überrascht, wie viele Leute heute Abend gekommen sind», sagte Solveig Lanz, Präsidentin der Dorforganisation Saanenmöser, die den Anlass organisiert hatte. Der Mösner-Stammtisch soll jenen, die an einer gemeinsamen Gestaltung des Dorflebens mitwirken wollen, eine weitere Diskussionsplattform bieten.
Früher, als man noch ...
Einleitend erzählten Rosmarie Schönberger-Lanz (Jahrgang 1931), Hans Schopfer (1929) und Röseli von Grünigen-Walker (1956) Geschichten aus ihrer Kindheit. Zur Illustration brachten sie Fotos aus dem Familienfundus mit.
Rosmarie Schönberger-Lanz begann ihre Erzählungen mit Schilderungen eines Schulalltags mit heute unvorstellbaren 40 Kindern in einem Raum und beleuchtete eine Zeit, in der man an einem schönen Wintertag mit einfachen Holzlatten auf das Saanersloch lief, um eine Abfahrt zu machen, weil die Zeit nicht für mehr reichte.
Hans Schopfers Erzählungen reichten bis in die 1920er-Jahre zurück, als es in Saanenmöser – wie er sagte – nur 56 Haushalte, 200 Leute und acht Chalets gab, umgeben von grosser Armut. Immerhin habe es damals noch 25 Bauern gegeben, heute seien es noch deren elf. In seinen Erzählungen ging es auch um die Anfänge des Tourismus, oft sprach er vom Hornberg-Funi, bei dem Hans Schopfer einst als Maschinist gearbeitet hatte.
Die jüngste der Erzählenden, Röseli von Grünigen-Walker, die sich neben den anderen «wie ein Teenager» vorkam, berichtete aus Zeiten, in denen das Telefon noch mit ph geschrieben und ein Apparat nicht nur von einer Familie genutzt wurde. Eine Tatsache, die einen in den Gesprächszeiten einschränkte, weil man nie wusste, ob bei Nachbars ein Notfall eintrete und die Leitung deshalb frei bleiben musste.
Im zweiten Teil des Anlasses ging es ums Zusammensitzen und Diskutieren.
Der nächste kommt bestimmt
Mit ihren pointierten Erzählungen, den damit verbundenen Emotionen und den wissend zustimmenden Zwischenrufen aus dem Publikum liessen die drei Protagonisten frühere Zeiten wieder lebendig werden und erzählten in den schillerndsten Farben, wovon die schwarzweissen Fotografien nur stumm berichteten. Aus einer Zeit, die so nie mehr kommen wird und von Vorkommnissen, die es so nicht mehr zu erleben geben wird. Vielleicht sind ihre Geschichten gerade deshalb so spannend, weil die heutige Zeit so viel schnelllebiger ist als damals. Und weil derzeit oft Dinge, die heute wichtig sind, in einigen Wochen bereits keine Gültigkeit mehr haben.
Der erste Mösner-Stammtisch hat offenbar deutlich mehr gehalten, als sich die Organisatoren davon versprochen haben. «Wir dachten, wenn nur schon der ganze Vorstand der Dorforganisation und die Protagonisten heute zusammenkommen, wäre das schon ein schöner Abend geworden», sagte Solveig Lanz. Auf jeden Fall darf man auf den nächsten Mösner-Stammtisch gespannt sein, der Mitte Oktober stattfinden soll.