Von unverschlossenen Türen bis zu Panic Rooms
04.04.2025 SaanenlandDie Bandbreite an Sicherheitsbedürfnissen reicht im Saanenland von Arglosigkeit über Vorsicht bis hin zu Forderungen nach mehr Sicherheitsmassnahmen. Offenbar ist das Saanenland sicherer als man nach den jüngsten Meldungen vielleicht denkt. Doch ist die Gemeinde ...
Die Bandbreite an Sicherheitsbedürfnissen reicht im Saanenland von Arglosigkeit über Vorsicht bis hin zu Forderungen nach mehr Sicherheitsmassnahmen. Offenbar ist das Saanenland sicherer als man nach den jüngsten Meldungen vielleicht denkt. Doch ist die Gemeinde vorbereitet, wenn unliebsame Vorfälle zunehmen?
KEREM S. MAURER
Die jüngst veröffentlichte Kriminalstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigt: Gewaltdelikte und Cyberkriminalität haben in der Schweiz massiv zugenommen. In Saanen gaben zudem Einbrüche in Hotels und eine Polizeimeldung über einen Überfall auf ein Hotel zu reden. Doch entgegen der vielleicht gefühlten Annahme, dass es im Saanenland eine Zunahme von Einbrüchen gebe, hielt sich die Anzahl der Diebstähle in den letzten Jahren die Waage. Doch nicht nur das: Die Anzahl der gemeldeten Einbrüche im Saanenland ging laut Aussagen der Medienstelle der Kantonspolizei im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr sogar zurück. Offenbar haben die Verantwortlichen für die öffentliche Sicherheit ihre Hausaufgaben gemacht.
Ärgerlich für Betroffene
Einbrüche, Diebstähle und Überfälle sind, selbst wenn sie – wie im Saanenland – unterdurchschnittlich oft vorkommen, für die Betroffenen sehr ärgerlich wenn nicht sogar traumatisch. Ein Mitarbeiter des Huus Gstaad Hotels wurde sogar gefesselt (wir haben berichtet). Während ihrer bislang nahezu zehnjährigen Huus-Zeit sei das Hotel von schwerwiegenden Vorfällen «fast verschont» geblieben, sagt General Managerin Mirka Czybik auf Anfrage. Alle bisherigen Vorfälle lägen im Rahmen dessen, womit man in Häusern mit vielen Gästen rechnen müsse. Sie höre zwar vereinzelt von Diebstählen oder verdächtigen Situationen in anderen Betrieben der Region, doch sei es schwer zu sagen, ob es sich dabei um eine echte Häufung von Vorkommnissen handle oder nur um eine sensiblere Wahrnehmung der Betroffenen. «Grundsätzlich bleibt das Saanenland aber ein sehr sicheres Reiseziel», unterstreicht sie.
Sicherheit hat bei der Gemeinde hohe Priorität
Einer, der sich seit vier Jahren von Amtes wegen mit der Sicherheit im öffentlichen Raum beschäftigt, ist David Schmid, Saaner Gemeinderat und Präsident der Sicherheitskommission. Er sagt: «Sicherheit ist ein subjektives Empfinden. Nach einem entsprechenden Ereignis schlagen bei den Betroffenen verständlicherweise die Wellen hoch. Aber man sollte das Saanenland nicht unsicherer darstellen, als es tatsächlich ist.» Seit rund zwei Jahren, als sich im The Alpina und in der Bijouterie Graff Überfälle ereignet hatten, sei einiges unternommen worden. Das Sicherheitskonzept der Gemeinde sei aktualisiert und erste daraus resultierende Massnahmen bereits umgesetzt worden. Unter anderem wurde ein Runder Tisch ins Leben gerufen, an dem der Hotelierverein Gstaad-Saanenland, der Gewerbeverein Saanenland und auch Gstaad Saanenland Tourismus (GST) neben anderen Interessengruppen beteiligt seien. Man habe Massnahmen getroffen und Szenarien entworfen. «Im Grundsatz ist der Kanton respektive die Polizei verantwortlich für die Sicherheit im öffentlichen Raum, doch die Gemeinde Saanen kauft jeweils jährlich zusätzlich 300 Stellenprozente ein, um die sichtbare Polizeipräsenz zu erhöhen», berichtet Schmid. Zudem arbeite man mit privaten Sicherheitsfirmen zusammen, deren Verträge ebenfalls angepasst worden seien. «Jede Nacht gibt es diverse Patrouillen im ganzen Gemeindegebiet», sagt er und bekräftigt, man arbeite an verschiedenen Szenarien, nach denen im Bedarfsfall gehandelt werden könne. Die Bandbreite an Sicherheitsbedürfnissen im Saanenland sei sehr vielseitig. «Die geht von jenen, die ihre Häuser nie abschliessen bis zu denen, die in ihren Häusern Panic Rooms einbauen.» Der Präsident der Sicherheitskommission betont, man nehme das Thema Sicherheit sehr ernst, man habe die Hausaufgaben gemacht und werde alles daran setzen, um gemeinsam mit dem Kanton die öffentliche Sicherheit im Gemeindegebiet auch in Zukunft garantieren zu können. Gleichzeitig appelliert Schmid an die Eigenverantwortung: «Für das Sicherheitsbedürfnis in privaten Räumlichkeiten oder auch in Hotels sind deren Eigentümer selbst verantwortlich.»
Die Kantonspolizei erwähnt in diesem Zusammenhang ihre Fachstelle Sicherheitsberatung, die individuelle Beratungen vor Ort anbietet.
Hohes Sicherheitsniveau
Ihm lägen keine Meldungen vor, aus denen hervorgehe, dass Gäste infolge eines mangelnden Sicherheitsgefühls das Saanenland nicht mehr besuchten, sagt Tourismusdirektor Flurin Riedi auf Anfrage und betont, dass die Sicherheit in der Destination Gstaad-Saanen einen sehr hohen Stellenwert habe. Auch er verweist auf den zuvor erwähnten Runden Tisch: «Es beruhigt mich sehr, wenn ich sehe, was dort besprochen und angepackt wird.» Es gebe im Saanenland Profis, welche die Sicherheitslage sehr gut einschätzen könnten und die Situation unter Kontrolle hätten, ist er überzeugt. Auch Mirka Czybik beurteilt das Sicherheitsniveau im Saanenland als hoch. «Die Region profitiert von einer starken Präsenz der lokalen Behörden, einer guten Zusammenarbeit mit den Betrieben sowie einer aufmerksamen Bevölkerung», sagt sie.
WIE SIEHT ES DIE SAANEN BANK?
Wie die Saanen Bank auf Anfrage bekannt gibt, sei sie froh, dass physische Banküberfälle bisher nur ein Schulungsthema waren. Als «besorgniserregender» stuft sie die zunehmenden Bancomat-Sprengungen ein, die auch im Kanton Bern ein Thema sind. «Deshalb haben wir weiter in die Sicherheit unserer Bancomaten investiert und alle mit Tinte ausgerüstet, sodass die Beute, sprich das Bargeld, bei einer Sprengung eingefärbt wird und somit kaum mehr verwendet werden kann», sagt Jürg von Allmen, Vorsitzender der Bankleitung. Dies soll – in Kombination mit weiteren technischen Schutzmassnahmen und der nur knappen Befüllung der Bancomaten – die Sprengung derselben möglichst unattraktiv machen.
Ein grosses Thema sei die Cyberkriminalität. «Wir sind sehr froh, dass unsere eigenen Bankschutzmechanismen bisher einwandfrei funktionierten. Allerdings stellen wir fest, dass sich auch Kunden von uns von verschiedenen betrügerischen Machenschaften wie Mails, Anrufen etc. täuschen liessen und dabei leider auch finanziellen Schaden erlitten haben», bedauert von Allmen und hält fest, dass in dieser Hinsicht immer noch der Mensch den grössten Risikofaktor bilde, weil er auf die raffinierten Tricks der Betrüger hereinfalle.
SAANEN BANK/KMA
Das Thema der Cyberkriminalität wird in dieser Zeitung demnächst ausführlich behandelt.