Statt Regen – «The Rainmakers» brachten die Sonne Südafrikas nach Zweisimmen

  25.11.2022 Nachbarschaft

Sieben Jahre nach ihrem ersten Auftritt in Zweisimmen kehrten vier Musiker der Band «The Rainmakers» ins Simmental zurück und eröffneten die neue Saison von Zweisimmen Jazz mit einem fulminanten Konzert in der katholischen Kirche.

Entgegen ihres Namens liessen die Rainmakers die gespannt lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörer keineswegs im Regen sitzen – im Gegenteil! Sie brachten nicht nur südafrikanische Sonne, Wärme und Farben mit in die katholische Kirche Zweisimmen, sondern auch heisse Rhythmen. Nach eher gemächlichem, fast meditativem Auftakt mit einer aus der rumänischen Volksmusik stammenden Doina starteten die vier Musiker schon bald voll durch und zündeten ein wahres Feuerwerk an groovigem Jazz und vollem Sound.

Afro-europäischer Jazz
In ihrem rund 90-minütigen Set präsentierten die internationalen Künstler afrikanisch und europäisch inspirierten Jazz mit vorwiegend temporeichen Nummern. Die meisten Stücke – alles Eigenkompositionen der Bandmitglieder – waren durchwegs rhythmisch und melodisch, steigerten sich aber bisweilen auch mal ins Freejazzige.

Dass die vier aus England, Spanien, Südafrika und der Schweiz stammenden Bandmitglieder absolute Könner ihres Fachs sind und ihre Instrumente tadellos beherrschen, zeigte sich schon nach wenigen Minuten. Allen voran der Spanier Javier Vercher an Tenorsaxophon und Hirtenflöte. Allein mit seiner Erscheinung – in farbenfrohem Hemd, wallender Hose und Rauschebart – markierte er schon starke Bühnenpräsenz. Hinzu kam sein beeindruckend virtuoses Spiel und der warme Sound seines Tenorsaxophons. Der in Pretoria wohnhafte Schlagzeuger Ayanda Sikade glänzte seinerseits mit wirbligem Variantenreichtum. Er fühlte sich an seinem Instrument, aber auch in den verschiedensten Rhythmen, sichtlich wohl. In seinem orangefarbenen Hemd dasitzend, strahlte er dennoch eine gemütliche Wärme aus. Am Bass agierte mit kräftigem Saitenspiel der international renommierte Bänz Oester aus Bern, gleichzeitig Leader der Combo. Mit dem Schlagzeuger zusammen bildete Oester das grundsolide Fundament der Band.

Last but not least – ohne Klavier hätte dann doch etwas gefehlt. An diesem brillierte Afrika Mkhize – einst Leader der letzten Band von «Mama Afrika» Miriam Makeba – mit faszinierend flinken, aber auch kräftig zulangenden Fingern und perlenden Tastenläufen. In seinem Solospiel schimmerten ab und zu Einflüsse von Abdullah Ibrahim, alias Dollar Brand durch, dem Klavierpapst aus Südafrika.

Energiegeladen und impulsiv
Alle vier strotzten nur so vor Energie und legten sich dementsprechend impulsiv ins Zeug. Das perfekte Zusammenspiel geriet dabei nie ins Wanken.

Mit subtiler Mimik wurden die Übergänge zu den Soli nur knapp angedeutet. Zwischendurch nahmen sie Tempo heraus und streuten ein paar balladenartige Stücke ein. Kaum waren diese verklungen, ging dann sogleich wieder die Post ab. Ich kann mir vorstellen, dass einige Ohren in den ersten Reihen doch arg strapaziert wurden…

Die zahlreich erschienen Besucherinnen und Besucher waren begeistert vom Konzert dieser kultur- und kontinentübergreifenden Band. Der frenetische Applaus wurde mit einer Zugabe im typisch südafrikanischen Rhythmus «Gumba» belohnt.

Bei einem Schluck Glühwein – offeriert vom Zweisimmen Jazz Club – bot sich die Gelegenheit, über das Konzert zu sinnieren und den Abend ausklingen zu lassen.

KILIAN GOBELI

 


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