Unnahbar
20.05.2025 KommentarSONJA WOLF
«Schnell noch mal alle Foto- und Videoeinstellungen an der neuen Kamera überprüfen», dachte ich mir letzten Mittwoch. Immerhin geht mein Einsatz zum Filmset für den neuen Kinofilm «Eurotrash» beim «Rössli» in Feutersoey. Mein ...
SONJA WOLF
«Schnell noch mal alle Foto- und Videoeinstellungen an der neuen Kamera überprüfen», dachte ich mir letzten Mittwoch. Immerhin geht mein Einsatz zum Filmset für den neuen Kinofilm «Eurotrash» beim «Rössli» in Feutersoey. Mein letzter Einsatz bei Filmaufnahmen war noch gar nicht so lange her: Das war beim Dreh zum Dorfbrand von Gstaad für die Sendung «SRF bi de Lüt» im vergangenen Winter. Ich konnte damals wunderbar hinter die Kulissen schauen und ein flottes Making-of-Video drehen mit Erklärungen zu allen Tricks und Kniffen am Set.
Nun, beim Dreh zu Eurotrash durfte ich mir etwas Vergleichbares direkt abschminken. Schon beim Betreten des Sets wurde mir klar, dass diese internationale Koproduktion eine ganz andere Hausnummer war. Gerne hätte ich mit der Drehbuchautorin und Regisseurin über die inhaltliche Adaptation gesprochen, vielleicht eine Szene mitgefilmt oder zumindest die Crew beim Filmen fotografiert. Leider Fehlanzeige. Ein Hauch des Unnahbaren lag über allem.
Die Schauspieler? Darf ich nicht sehen, mich nicht einmal nähern. Sogar Crewmitglieder, die beim Dreh in vorderster Reihe stehen, sollen nicht direkt in die Gesichter der Schauspieler schauen: Das würden sie merken und sie von ihrer Rolle ablenken, wurde mir gesagt. Die Regisseurin? Muss sich voll konzentrieren und hat keine Zeit – ok, verständlich. Die Tontechniker und andere Crewmitglieder? Bitte höchstens von hinten fotografieren, wegen der Persönlichkeitsrechte. Nun, alles verständlich, das Programm ist straff, das Budget genau bemessen, die Schauspieler sehr bekannt und müssen geschützt werden – vor jeglicher Ablenkung, vor allem vor der Presse.
«Darf ich dann eventuell zum Kinostart ein Interview mit der Regisseurin oder dem Saaner Autor Christian Kracht haben? Wenigstens schriftlich?», wollte ich noch wissen, während meine Bilder von der Kamera kontrolliert wurden und ich noch fast bis zu meinem Auto eskortiert wurde. «Es wird dann eine allgemeine Pressemappe geben.» Ach so. Na gut, aber wir vom «Anzeiger» bleiben dran, versprochen! sonja.wolf@anzeigervonsaanen.ch