Plötzlich waren die Einsprachen vom Tisch
27.03.2025 SchönriedNach zwei Baueingaben, Projektänderungen und hartnäckigen Einsprecher:innen ging es plötzlich erstaunlich schnell: Die Baubewilligung liegt vor, das Hotelprojekt an der Waldmatte kann realisiert werden.
KEREM S. MAURER
Dass Bauen im Saanenland ...
Nach zwei Baueingaben, Projektänderungen und hartnäckigen Einsprecher:innen ging es plötzlich erstaunlich schnell: Die Baubewilligung liegt vor, das Hotelprojekt an der Waldmatte kann realisiert werden.
KEREM S. MAURER
Dass Bauen im Saanenland – wie andernorts auch – mitunter einen langen Schnauf braucht, ist bekannt. Auch, dass immer mit Einsprachen gerechnet werden muss. Einer, der das aus langjähriger Erfahrung kennt, ist Gottfried Hauswirth von der G. Hauswirth Architekten AG. Er darf im Auftrag der Ultima Gruppe ein neues Hotelprojekt an der Waldmattenstrasse in Schönried bauen. Denn der Gesamtbauentscheid vom 29. Dezember 2024 ist rechtsgültig, die Einsprachen wurden nicht mehr weitergezogen (wir haben berichtet). Der Architekt freut sich über diesen Entscheid. «Zwischenzeitlich glaubte ich nicht, dass ich das noch erleben werde», sagt er gegenüber dieser Zeitung.
Baueingaben und Änderungen
Die Ultima Gruppe reichte 2019 für die Waldmattenparzelle erstmals ein Baugesuch ein. Geplant waren drei zusammengebaute Chalets und ein Doppelhaus. «Wir haben das Maximum ausgereizt: So hoch und so gross wie es die entsprechende Hotelzone gestattete», erinnert sich Hauswirth. Darauf reagierten die Anwohnenden mit 15 Einsprachen und auch das OLK (Kantonale Kommission zur Pflege der Orts- und Landschaftsbilder) störte sich an dem Vorhaben. Das Bauprojekt musste komplett überarbeitet werden – und redimensioniert. 2021 folgte eine zweite Baueingabe. Diese beinhaltete das Doppelhaus, aber nur noch ein Chalet. Und es mussten mehrere Gutachten erstellt werden, unter anderem auch ein Verkehrskonzept, welches das Kreuzen auf der Waldmattenstrasse regelte. «Dieses zweite Projekt mit der Terrasse und den Rundbogenfenstern im EG hätte den Leuten besser gefallen, doch das OLK wollte das so nicht», so der Architekt. Es kam zu einer weiteren Projektänderung. Auch die Kanalisationsleitung und die Baustelleninstallationsplätze mussten verlegt werden, die Küchen wurden aus den Suiten verbannt und es brauchte eine unterirdische Verbindung zwischen den beiden Gebäudekomplexen.
Gemeinde war nicht bereit
«Wenn die Gemeinde eine Parzelle einzont, muss diese erschlossen sein», sagt Hauswirth. Das bedeutet: Es muss eine hinreichende Zufahrt haben; die erforderlichen Wasser- und Abwasserleitungen müssen so nah ans Grundstück herangezogen sein, dass ein Anschluss ohne grossen Aufwand möglich ist; Energieleitungen müssen in der Nähe sein, um einen einfachen Anschluss zu ermöglichen und auch die Anbindung an das Kanalisationssystem gehört zur notwendigen Infrastruktur. Doch vieles davon sei bei der Waldmattenparzelle nicht der Fall gewesen. Dazu nimmt die Gemeinde wie folgt Stellung: In den 1990er-Jahr hätten noch andere, sprich weniger, Kriterien bei einer Einzonung gegolten, und: «Die Erschliessungspflicht kann vertraglich an die jeweiligen Grundeigentümer übertragen werden. Da sich seit der Erstellung der Abwasserleitungen das Siedlungsgebiet teils erheblich entwickelt hat, genügen die vorhandenen Kapazitäten teils nicht mehr. Deshalb müssen oftmals bei grösseren Vorhaben, wie im vorliegenden Fall, neue Leitungen erstellt werden. Mit dem Erteilen der Baubewilligung wurde dieser Sachverhalt abschliessend mit der Bauherrschaft geregelt und geklärt», sagt Philipp Becker, Fachleiter Infrastrukuren der Gemeinde Saanen.
Dann wurden die Einsprachen zurückgezogen
Die Bauherrschaft erwähnt zwei hartnäckige Einspracheparteien. Ein Chaletbesitzer in unmittelbarer Nachbarschaft wollte Wiesen vor seinen Fenstern, aber weder Bauten noch einen «Ramba-Zamba-Betrieb». Er habe befürchtet, dass im Fall eines Verkaufs seiner Liegenschaften, das Hotelprojekt deren Wert schmälere und er habe gedroht, nötigenfalls bis vor Bundesgericht zu ziehen. Doch plötzlich sei der Verkauf seiner Chalets kein Thema mehr gewesen und er hätte gar befunden, ein nahes Hotelprojekt mit Spa und Wellness steigere deren Wert. Auch die andere Partei, mit der sie laut Hauswirths Aussage nie einig gewesen waren, hätte im letzten Herbst ihre Einsprache ebenfalls zurückgezogen. «Möglicherweise sind ihnen die Argumente ausgegangen, denn auch das OLK habe verlauten lassen, dass man nichts mehr habe, was man dem Projekt jetzt noch entgegensetzen könne», mutmasst der Architekt, der sich den Rückzug der Einsprachen nicht erklären kann.
Jetzt soll es vorwärts gehen
Jetzt wolle man schnell mit dem Abbruch der bestehenden Gebäude beginnen, sagt Hauswirth und unmittelbar danach soll der Aushub erfolgen. Die Zeit drängt, denn laut dem Saaner Baureglement dürfen während der Hochsaison vom 15. Juli bis am 31. August aus Rücksicht auf Tourismus und Wohngebiete keine lärmintensiven Bauarbeiten getätigt werden. Als lärmintensiv bezeichnet die Gemeinde Ramm-, Pfähl-, Bohr-, Fräs-, Abbau- und Abbrucharbeiten. Dasselbe gilt auch für den Zeitraum zwischen dem 20. Dezember und dem 28. Februar.
Man rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren – wenn alles nach Plan läuft.