Weltklassejazz in Zweisimmen mit dem «Franco Ambrosetti Quintet»

  24.05.2022 Nachbarschaft

Bei Zweisimmen Jazz gastierten mit dem «Franco Ambrosetti Quintet» Musiker von Weltformat und begeisterten mit Jazzgenuss pur.

Nach zwei Jahren des Organisierens und Wartens durfte Markus Bachmann, Präsident des Zweisimmen Jazz Clubs, am vergangenen Samstag in der gut besetzten katholischen Kirche Zweisimmen dem gespannt wartenden Publikum endlich Franco Ambrosetti mit seinem Quintett vorstellen.

Jazzklassiker und eigene Kompositionen
Zweisimmen Jazz hat es schon mehrfach geschafft, Jazzmusiker von Weltformat ins Obersimmental zu bringen. So war es nur eine Frage der Zeit, auch den Doyen der Schweizer Jazzszene und schon mit internationalen Grössen wie Dexter Gordon, Wayne Shorter oder Kenny Barron aufgetretenen Tessiner Trompeter und Flügelhornspezialisten Franco Ambrosetti nach Zweisimmen zu holen. Nach dem Vorstellen seiner Mitmusiker, Dado Moroni am Klavier, Heiri Känzig am Bass – beides klasse Künstler, die sonst, wie Ambrosetti, auf den grossen Konzertbühnen stehen –, des Schlagzeugers Alen Hodzic sowie seines Sohnes Gianluca Ambrosetti am Sopransaxofon, führte Franco Ambrosetti charmant durch das gut 90-minütige Set. Das Quintett spielte ein abwechslungsreiches Programm aus Jazzstandards von bekannten Komponisten wie u.a. Wayne Shorter oder George Gruntz und Titeln wie «My funny Valentine», «Autumn Leeves» – in einem Arrangement von Heiri Känzig – und anderen sowie Eigenkompositionen von Ambrosetti selber und seinem Sohn Gianluca.

80 Jahre und kein bisschen leiser!
Seine 80 Jahre sind Franco Ambrosetti kaum anzumerken. Sein Spiel ist immer noch sehr kraftvoll, obschon er nur noch mit dem Flügehlhorn auftritt – es sei in seinem Alter leichter zu spielen, als die Trompete, wie er nach dem Konzert erklärte. Auch die leiseren Töne beherrschte und intonierte er immer noch fast perfekt, seine Leidenschaft für den Jazz war hör- und sichtbar.

Dieses Feuer für den Jazz kam auch bei den anderen Bandmitgliedern zum Ausdruck. Heiri Känzig ist am Kontrabass ein Meister seines Fachs mit einem unglaublich facettenreichen Saitenspiel. Gianluca Ambrosetti seinerseits beeindruckte am Sopransaxofon mit grosser Virtuosität.

Der junge Schlagzeuger Alen Hodzic, der auf Empfehlung von Heiri Känzig und im Hinblick auf seinen baldigen Masterabschluss erstmals in dieser Besetzung dabei war, faszinierte zwar durch druckvolles Spiel und wirbligen Variantenreichtum, sein Temperament trieb ihn aber zeitweise fast ins Überbordende.

Fulminante Konzertweihe für neues Klavier
Eine wahrlich fulminante Feuertaufe bzw. Konzertweihe erlebte das neu angeschaffte Klavier von Zweisimmen Jazz unter den Händen des italienischen Pianisten Dado Moroni, dem die Ehre zufiel, das Klavier an diesem Abend einweihen zu dürfen. Moroni tat dies mit zupackenden Akkorden und perlenden Läufen, dann wieder feinfühlig subtil als Begleiter von Gianluca Ambrosetti in dessen eigens für seine Frau und seine Hochzeit komponierte Ballade. Den absoluten Konzertgenuss trübte leider etwas die an diesem Abend gar hallige Akustik der katholischen Kirche. Das Schlagzeug war etwas zu dominant, das Klavier ging fast ein wenig unter und im Zusammenspiel mit den unverstärkten Bläsern hörte sich das Ganze etwas schwammig an. Ob es am fehlenden Vorhang hinter den Musikern lag? Oder am Mix aus verstärkten und unverstärkten Instrumenten? Schwer zu sagen …

Im Gesamteindruck aber war dies wieder einmal ein Abend zum Zurücklehnen, Mitwippen und Jazzgenuss pur erleben!

Nach begeistertem Applaus verabschiedete sich das «Franco Ambrosetti Quintet» mit der feinen Zugabe «Now is the Time».

KILIAN GOBELI


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