Wo aus Erinnerungen Freundschaft wird

  08.03.2022 Saanenland

Müsste man das Ferienhaus Gässlihof mit einem Wort beschreiben, wäre es wohl «Landlieberomantik». Hier erleben Gäste aus aller Welt romantische Unterkünfte, grosse Liebe zum Detail und gepflegte Landwirtschaft.

KEREM S. MAURER
Das Ferienhaus Gässlihof in Feuterseoy kann als Ferienhaus der anderen Art bezeichnet werden. Als eines der wenigen in unserer Serie ist es nicht von Beginn weg als Ferienhaus gebaut worden. Ursprünglich als Scheune errichtet, war es lange Zeit echter Bestandteil bäuerlichen Lebens. Der älteste Originalteil stammt aus dem Jahr 1809. Mit dem Neubau einer modernen grossen Scheune im Jahr 2003 in unmittelbarer Nachbarschaft wurde in dem alten Gebäude plötzlich jede Menge Platz frei. «Ungefähr zur selben Zeit stellte die Gruppenferienunterkunft in Feutersoey ihren Betrieb ein», erinnert sich Walter Sumi, der den Bauernbetrieb zusammen mit seiner Frau Daniela führt. Nicht zuletzt aus diesem Grund kamen die beiden im Jahr 2006 auf die Idee, «etwas in dieser Richtung zu realisieren».

Stilecht und  authentisch
Doch anstatt auf eine klassische Gruppenferienunterkunft mit Massenlager setzten Sumis auf Mehrbettzimmer für Familien und Doppelzimmer. Im Wissen um die hiesige Bautradition, die es auf jeden Fall zu erhalten galt, wurde das Haus möglichst authentisch und mit dem vorhandenen Altholz umgebaut. Mit unvorstellbar viel Liebe zu jedem noch so kleinsten Detail wurde die alte Scheune auf ein neues Daseins-Level erhoben. Dem Begriff Upcycling, dem neuen Wort für «aus alt wird neu», haben Sumis quasi eine neue Dimension verliehen. Die Zimmer, der Frühstücksraum, die Aufenthaltslounge, ja sogar die Toiletten heissen die Gäste mit einer unaufdringlichen Wohlfühlatmosphäre, die inspiriert ist durch heimelige Chaletromantik, willkommen. «Die Wow-Reaktionen der ankommenden Gäste bezüglich ihrer Unterkunft sind auch für uns immer wieder sehr wohltuend», sagt Walter Sumi, der bei den Umbauarbeiten tatkräftig mitgeholfen hat. Auch im Kuhstall sind die Gäste willkommen, dürfen zuschauen beim Melken und Füttern. Einige der Tiere dürfen sogar gestreichelt werden. Etwas, das nicht nur bei Kindern gut ankommt. «Wir verbinden Ferien mit Landwirtschaft», erklärt Walter Sumi das Agrotourimsus-Konzept und betont, dass sich Besuchende aus allen Herren Ländern für die hiesige Landwirtschaft und Kultur interessierten.

Aus aller Welt
Kein Wunder, dass sich in einem Haus mit einer derart langen Geschichte selber bewegende Geschichten abspielen. Neben all den Gästen, die den Gässlihof temporär bewohnen, kommt es hin und wieder vor, dass Familien, deren Mitglieder über den ganzen Erdball verstreut leben, hier wieder zusammenfinden. Da war jener Grossvater aus altem Saaner Geschlecht, den es der Liebe wegen in die USA verschlagen hatte. Seine Kinder zogen als Erwachsene weiter nach Australien und Frankreich. Eines Tages wollten sie sich alle wieder treffen und wählten als Ort des Wiedersehens das Ferienhaus Gässlihof. Jener Moment, an dem sich die ganze Familie nach langer Zeit wieder glücklich in den Armen lag, kann mit Worten kaum beschrieben werden. Wenn der leidenschaftliche Gastgeber solche Geschichten erzählt, kriegt er regelmässig Hühnerhaut und man spürt, wie wichtig für ihn das Wohlbefinden seiner Gäste ist.

Aus dem Muotathal
Oder Walter und Daniela Sumi erzählen von vier deutschen Freundinnen, die seit Jahren jeden Spätsommer an die Gstaad Country Night reisen und jedes Mal im Gässlihof absteigen oder von Gästen, die ihre Ferien im Gstaad Palace mit einigen Tagen im Gässlihof abrundeten. Für alle jene, denen behagliche Gemütlichkeit am Herzen liege und die Natur erleben möchten, hätten sie den Gässlihof eröffnet, erzählt Sumi. Auffallend ist, dass jede Tür im Gästebereich denselben, beinahe antiken Stil aufweist. So viele Türen gab es in dieser Scheune damals doch wohl kaum, oder? Walter Sumi schmunzelt. Nein, sagt er, die Türen habe er selber aus der Innerschweiz importiert. Er habe sie dort – zusammen mit anderen Antiquitäten – aus einem ehemaligen Gastrobetrieb eigenhändig mit dem Viehtransporter abgeholt, abgeschliffen und aufgemöbelt. Heute verhelfen die Türen dem Gässlihof zu einer stilechten optischen Einheit.

Geschichten schaffen Nähe
Es gibt noch unzählige Geschichten, welche die Gässlihof-Ausstattung betreffen, meint Sumi. Er weiss praktisch zu jedem Kratzer an den Wänden der Scheune etwas aus jenen Zeiten zu erzählen, als er selber noch als Bub in der alten Scheune seinem Vater bei der Arbeit half. Es sind spannende Geschichten, die er seinen Gästen am Frühstückstisch gerne erzählt, wenn diese sie hören wollen. Und es ist wie immer: Kennt man die Geschichte hinter einem Gegenstand oder einem Ort, bekommt man einen persönlichen Bezug dazu. Erfährt man zum Beispiel den Namen einer Kuh oder wo sie gesömmert wird, schmeckt einem der Käse plötzlich besser. Das Haus und der Landwirtschaftsbetrieb gehören seit vielen Generationen der Familie Sumi – diese tiefe Verbundenheit erleben die Gäste und verweben sie mit ihren eigenen Erinnerungen an ihre Urlaubstage im Gässlihof. So entstehen Stammkunden und manchmal werden daraus Freundschaften, die über Generationen hinweg halten.


FERIENHAUS GÄSSLIHOF

– Gruppenunterkunft mit 16 Schlafplätzen
– Verschiedene Mehrbettfamilienzimmer
– Romantische Doppelzimmer
– Bauernfrühstück
– Firmen und Vereinsanlässe, Kleinseminare
– Besuche im Stall


FERIENHEIME IM SAANENLAND

Rund 20 Ferienheime stehen mitunter an bester oder schönster Lage im Saanenland. Viele von ihnen sind im Besitz von auswärtigen Schulen oder Vereinen, andere sind seit Generationen im Besitz einheimischer Familien. Die meisten dieser Häuser wurden ursprünglich als Gruppenunterkünfte gebaut, andere dienten jedoch erst landwirtschaftlichen Zwecken, bevor sie in Herbergen umfunktioniert wurden. So unterschiedlich ihre Geschichten auch sind, eines haben sie gemeinsam: Wer einmal in einem Ferienlager im Saanenland gute Zeiten erlebt hat, kommt irgendwann wieder hierhin zurück. So sind Ferienheime mehr als nur Herbergen, sie sind Lebensschulen, Erinnerungsstätten und manchmal auch Sehnsuchtsorte. In loser Folge porträtieren wir einige von ihnen.

KEREM MAURER


Ferienheime im Saanenland

1 Chalet Saanenwald, Hornbergstrasse, 3777 Saanenmöser
2 Tubegrabe-Stafel, Turbachstrasse 159, 3781 Turbach
3 Ferienlager Eggli, Oeyetliweg 26, 3792 Saanen
4 Gässlihof, Gässli 23, 3784 Feutersoey
5 Ferienheim Länggass, Simneweg 4, 3777 Saanenmöser
6 Ferienheim Region Fraubrunnen, Erliweg 5, 3778 Schönried
7 Bümplizerhuus, Hornbergstrasse 25, 3777 Saanenmöser
8 Clubhaus Spitz, Skiclub Weyermatt, Alte Saanenmöserstrasse 2, 3776 Oeschseite
9 Clubhaus Rüeblihorn, Lätzgüetliweg 7, 3777 Saanenmöser
10 Ferienheim Buebebärg, Hubelstrasse 83, 3778 Schönried
11 Ferienheim Heitimatte, Campingstrasse 10, 3785 Gsteig
12 Ferienlager Gemeinde Lauenen, Kirchstrasse 21, 3780 Lauenen
13 Lovell Mountain Lodge, Hubelstrasse 88, 3778 Schönried
14 Münsinger Ferienheim, Zügelweg 4, 3777 Saanenmöser
15 Pfadfinderheim Kuonolf, Waldmatte 95, Schönried
16 Sport Lodge (Sportzentrum Gstaad AG), Sportzentrumstrasse 5, 3780 Gstaad
17 Solothurner Ferienheim, Bergmatteweg 21, 3777 Saanenmöser


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote