Nach sieben Jahren Unterbruch fand vergangenes Wochenende in Zweisimmen die vierte Ziegenamtsschau Obersimmental-Saanen statt. Sieben OK-Mitglieder aus dem ganzen Verwaltungskreis, geleitet von Ueli Perren, organisierten eine eindrückliche Schau, die viele «Geissenfreunde» ...
Nach sieben Jahren Unterbruch fand vergangenes Wochenende in Zweisimmen die vierte Ziegenamtsschau Obersimmental-Saanen statt. Sieben OK-Mitglieder aus dem ganzen Verwaltungskreis, geleitet von Ueli Perren, organisierten eine eindrückliche Schau, die viele «Geissenfreunde» anlockte und Jung und Alt zu begeistern wusste.
VRENI MÜLLENER
150 der 200 in der Simmentalarena ausgestellten Tiere waren der Hauptrasse Saanenziege zuzuordnen. Daneben gab es Toggenburger, Gemsfarbige, Bündner Strahlen, Nera Verzasca und Pfauenziegen zu bewundern. Die drei Ziegenexperten hatten kein leichtes Spiel, galt es doch in zweieinhalb Stunden 210 Ziegen, aufgeteilt in 38 Kategorien zu richten und einzustellen. Barbara Fuchs, Samuel Amstutz und Bernhard Fischer meisterten diese Aufgabe zügig und mit Bravour. Die Tiere waren betriebsweise angebunden, jeder Eigentümer war selber dafür verantwortlich, dass seine Tiere im rechten Moment im richtigen Ring vorgeführt wurden. Dieses System war gewöhnungsbedürftig, der Vergleich der gleichaltrigen Ziegen untereinander war nicht mehr so gut möglich, wie wenn die Tiere kategorienweise beieinander stehen.
Nachwuchsparade mit geschmückten Kindern und Gitzi
Nach der Mittagspause erwartete die Besuchenden ein bezaubernder Auftritt der Jungzüchter mit ihren Gitzi. Ziegenkönigin Anita Zahnd (siehe Kasten) kommentierte die lustigen Paare und entlockte hie und da einer Besitzerin bzw. einem Besitzer den Namen und den ihrer tierischen Begleitung. «Um den Nachwuchs müsst ihr euch keine Sorgen machen, die nächste Generation steht bereit», schloss die junge Ziegenzüchterin aus Rüschegg die Parade der Jüngsten. Mit strahlenden Gesichtern nahmen diese je eine gegossene Ziege aus Schokolade entgegen und führten ihre Tiere wieder an ihre Plätze zurück.
Herzklopfen bei den Misswahlen
Für die höchste Lebensleistung von 8730 beziehungsweise 9168 Kilogramm Milch in neun Laktationen wurden zwei Saanenziegen und eine unter den übrigen Rassen mit 7119 mit einem «Ziegentreicheli» geehrt. Der Titel Miss Protein konnte für einen durchschnittlichen Milcheiweissgehalt von 3,48 Prozent bei den Saanenziegen und 3,78 Prozent bei den übrigen Rassen vergeben werden.
Anschliessend reihte sich ein Höhepunkt an den andern. Es galt, zwei Mister und drei Missen zu bestimmen und drei Mal einen Schöneuterpreis zu vergeben. «Hier geht es um oberste Sahne», lobte Bernhard Fischer, Experte aus Dagmersellen, die Qualitätsdichte dieser Ziegen. Und so bereitete die Wahl den drei Fachpersonen Kopfzerbrechen. Nicht selten steckten sie die Köpfe zusammen, bevor sie sich zu einer Entscheidung durchrangen. Obere Linien, Flankentiefen, Euteraufhängung, Zitzenstellungen und Fundamente wurden miteinander verglichen und Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen. Manchmal waren es kleine, aber feine Nuancen, die den Unterschied machten und über Sieg oder nicht Sieg entschieden. Diese Entscheidungen waren bei den gemischt aufgeführten Rassen noch schwieriger zu treffen als bei den Saanenziegen.
Landläufig wäre man versucht zu sagen, dass die Haltung von Ziegen rückläufig ist. Oft fehlt auf den Landwirtschaftsbetrieben die Zeit und auch der Raum, um sich vertiefter der Ziegenhaltung zu widmen. Diese Amtsschau hat gezeigt, dass es noch viele leidenschaftliche Ziegenzüchter:innen gibt, die sich mit Freude und enormem Herzblut, aber auch mit einem guten Züchterauge, dem Fortbestehen der Ziegen in verschieden Rassen widmen.
Rangliste: Mister Junior: Diego (Saanen), Peter Frautschi, Gstaad. Mister Senior: Ezio (Saanen), Nils Eschler, Boltigen. Miss Junior Saanen: E-Karamel, Daniel Janzi, Zweisimmen. Schöneuter Junior Saanen: Sahra, Nils Eschler, Boltigen. Miss Senior Saanen: Stella, Ueli Perren, St. Stephan. Schöneuter Senior Saanen: Samira, Larissa Eschler, Boltigen. Miss übrige Rassen: Rea (Gemsfarbige), Felix Gobeli, Zweisimmen. Miss Schöneuter übrige Rassen: Prosa (Toggenburger), Ueli Perren, St. Stephan. Lebensleistung Saanenziegen: Sandra, Matthias Griessen, Zweisimmen mit 9168 Liter in 9 Laktationen. Lebensleitung Saanenziegen Vize: Eliane, Mathias von Siebenthal, Gstaad mit 8730 Liter in 9 Laktationen. Miss Protein: Ella, Matthias Perren, St. Stephan mit 3,48 Prozent Protein. Lebensleistung übrige Rassen: Ronja (Gemsfarbige), Manfred Marmet, Lenk mit 7119 Liter in 9 Laktationen. Miss Protein übrige Rassen: Anemone (Pfauen), Ferdinand Bergmann, Abländschen mit 3,73 Prozent Protein.
DIE GEISSENKÖNIGIN
Alle zwei Jahre wählt der Verein Ziegenfreunde an der Olma in St. Gallen eine Geissenkönigin. Dieses Amt bekleidet gegenwärtig die 20-jährige Anita Marina Zahnd aus Rüschegg. Seit frühester Kindheit bilden Ziegen einen festen Bestandteil ihres Lebens. Mit sechs Jahren bekam sie ihre ersten drei Toggenburgerziegen. Seither ist sie als Züchterin beim schweizerischen Ziegenzuchtverband angemeldet. Sie versucht ihr Glück immer wieder an Ausstellungen und Schauen. Aktuell wohnt sie auf dem elterlichen Betrieb, hier haben rund 85 Ziegen ein Zuhause. Neben 30 Toggenburgerziegen halten Zahnds noch sechs andere Rassen. Aus der Milch wird in der Hofkäserei Ziegenkäse produziert und am Wochenmarkt in Bern verkauft. Zahnd möchte in ihren beiden Amtsjahren bei den Ziegenprodukten, vor allem beim Fleisch, Vorurteile abbauen. Die Züchter macht sie gerne darauf aufmerksam, wie die Rassenvielfalt die Herde positiv beeinflussen kann. Die Ziegenkönigin freut sich auf die zwei Amtsjahre mit guten Gesprächen und neuen Bekanntschaften.
QUELLE: WWW.ZIEGENFREUNDE.CH
Anfragen für Auftritte und Hof- oder Alpbesuche nimmt sie gerne per Mail entgegen: berner.blondies@gmail.com.