Leserbrief: Sterbemodell für Spitalversorgung Saanen/Zweisimmen
24.09.2008 Gesundheitswesen, Saanenmöser, Obersimmental, Leserbriefe, SaanenAls langjährige Pflegefachfrau im Spital Saanen hat Petra Schläppi einen grossen Einblick in die Realitäten des Spitalbetriebes. Obwohl sie ein Sterbeszenario malt, ruft sie die Beteiligten zum Kampf für ein neues Gesundheitszentrum auf. Im Interessen von Gästen und Einmeimischen.
von Petra Schläppi, Grund
In der Krankenpflege arbeiten wir nach Modellen, jetzt habe ich fürs Spital Saanen auch ein Modell erstellt. Ein Sterbeprozess durchschreitet normalerweise fünf Stadien. Erstens wird eine Diagnose von einer Fachpersonen gestellt, dann kommt die Frage: Wie geht man mit einer solch niederschmetternden Situation um? Wut kommt auf. Nach dem ersten Schock wird man wütend, versteht die Welt nicht mehr. Warum gerade ich? Angst kommt auf, wie geht es überhaupt weiter? Wie kann ich weiter existieren? Kampf/Hoffnung. Das Wichtigste, um überhaupt zu überleben! Abfindung/Vergebung. Wenn der Kampf vergebens war, muss jeder mit der Situation zurechtkommen, um den inneren Frieden zu finden und um zu vergeben. Erst jetzt ist man zum Sterben bereit! Jeder einzelne Schritt muss durchlaufen werden um weiterzukommen. Das braucht sehr viel Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen. Mir kommt es nun vor, dass die Todesnachricht «das Aus der Spitäler Saanen und Zweisimmen» von den Politikern im Saanenland und vor allem im Simmental nicht erkannt und übergangen worden ist.
Es sind fatale Fehler in der Vorbereitung passiert. Jetzt will man einfach das Beste aus der Situation machen und sich der Krankheit nicht stellen! Etwas sehr einfach, milde ausgedrückt! Lasst doch die Angestellten und die Bevölkerung trauern! Nehmt euch die Zeit, das Ganze zu überdenken und zu kämpfen! Die fünf Schritte zu durchlaufen. Schnellschüsse, die ins Leere zielen, sowie Fehlentscheidungen sind nun zur Genüge passiert. Mit Kämpfen hat schon so mancher sein Leben verlängert und die Krankheit besiegt. Um ein undefiniertes Gesundheitszentrum zu planen, braucht es jetzt dringend einheimische Leute, die etwas vom Handwerk verstehen und unsere Region vertreten! Setzt euch ein für die Betagten und die Kranken, für die Schwangeren und die Kinder, für die Verunfallten und die Kreislaufschwachen sowie für unsere Touristen. Sorgt für unser treubesorgtes Personal. So etwas werdet ihr nirgends mehr finden. Schade! Gebt die Hoffnung nicht auf, kämpft! In diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes Durchhaltevermögen.