Nachruf für Claudine Pereira

  06.01.2009 Gstaad, Leserbriefe

von Netti de Scheel
Dezember ist der Monat, in welchem in den weihnachtlich geschmückten Häusern viele Kerzen in allen Formen brennen. Am 18. Dezember 2008 wurde eine dieser Kerzen viel zu früh ausgeblasen. Claudine Pereiras breit scheinende Kerze war nur halb heruntergebrannt, als sie verlosch. Sie lässt eine sie liebende, trauernde Familie und unzählige Freunde zurück. Claudine, du hast fast dein ganzes Leben damit verbracht, anderen zu helfen. Kaum war ein Freund krank oder brauchte Hilfe in irgendeiner Form – du warst immer die Erste, die für die oder den Betreffende/n da war. Deine Hilfsbereitschaft erstreckte sich aber nicht nur auf Menschen, die du kanntest, sondern auch dir total Unbekannte. Ich erinnere mich noch gut an deine Antwort, als ich dich einmal fragte, warum du so viel von deiner Kraft und Zeit für «Charities» aufwendest. «Wir dürfen an diesem wunderschönen Platz leben, und es ist unsere Pflicht, für dieses Privileg den Einheimischen etwas zurückzugeben.» Du, Jorge und viele deiner Freunde gründeten den Verein «Friends of the Hospital of Saanen » und später noch «Friends of Saanenland ».

Letzterer diente der Erfüllung eines deiner Träume: für alte Menschenin Saanen ein Altersheim zu bauen oder das vorhandene zu restaurieren.In beiden Vereinen war es nicht nur das Geld, sondern auch deinunermüdlicher, persönlicher Einsatz, mit welchem du alles selbermitorganisieren halfst. Die Spitex bekam von dir und Anthony Hopenhajmein Auto, um Behinderte und alte Menschen zum Arzt und zu anderenVerabredungen zu bringen. Um dies möglich zu machen, kam eine grosseGeldspende von deinem eigenen Geld und Anthony Hopenhajm (Freund desSaanenlandes und Organisator von Schmuckshows im Gstaad Palace)zusammen. Schon schwer gezeichnet von deiner Krankheit gabst du dieAnordnung, einen Scheck von dir an das Altersheim für Umbauarbeiten zubringen. Mit deinem nie endenden, mitreissenden Enthusiasmus konntestdu viele deiner Freunde zu grosszügigen Spenden überreden. Um nureinige Beispiele zu nennen: Du hast zusammen mit den «Freunden desSpitals Saanen» einen neuen Rettungswagen, Umbauten im Spital oder auchden Kauf neuer Maschinen ermöglicht. Zurückblickend auf all die Jahre,in welchen wir uns kannten, werde ich mich vor allem an unsere lustigenTage an den Skihängen von Gstaad erinnern. Speziell an eine Episode:unsere Frühlingsabfahrt nach Sion. Du standest Todesängste aus, abersportlich wie du warst, überstandest du die Abfahrt und denHelikopterflug, und es wurde eines deiner schönsten Skierlebnisse. Wirwollten es all die Jahre wiederholen, aber leider blieb es bei demWunsch. Auch erinnere ich mich an unsere herrlichen Zeiten bei Jagdenin Österreich und Spanien und an unsere «guten alten Tage in Marbella».Claudine, du wirst immer als eine der besten Gastgeberinnen in derErinnerung aller bleiben. Die Berge von Kochbüchern, welche du voneinem Platz an den anderen mit dir mitschlepptest, um ganz sicher zugehen, dass jede Speise, welche deine Küche verliess, perfekt war, unddies in einer Art, wie nur du es konntest. Ich erinnere mich auch anZeiten, als du und deine Schwestern Barbara und Nardine in riesigenPfannen Paella in der Küche zubereitetet, was dir grossen Spass machte,und wir während dieser ganzen Zubereitungszeit Gelächter aus der Küchevernahmen. Deine Häuser hatten immer die schönsten Blumen, welche vondir persönlich ausgesucht und zusammengestellt wurden. A propos Blumen– ich erinnere mich, dass du Herrn Stricker in seinem Blumengeschäft inSaanen aufsuchtest und ihn batest, die Blumen, welche unverkäuflichwaren, an das Spital zu spenden, um Patienten, welche keine Blumenhatten, eine Freude zu machen. Aber, obwohl du so eine fantastischeGastgeberin warst, warst du meistens am glücklichsten, wenn du zu Hausebleiben konntest, mit einem guten Buch oder Film, mit einemFamilienmitglied, einem guten Freund oder einer guten Freundin.Claudine, das grosse Loch, welches du zurücklaÅNsst, wird nie wiedergefüllt werden und niemand wird dich ersetzen können. Aber dieErinnerung an dich wird nie erlöschen bei all denen, die das Privileghatten, dich als eine treue, liebende Freundin zu haben. Du wirst unsallen fehlen, aber dein Andenken wird von uns immer geehrt werden.


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