Ein schwimmendes Spital

  21.08.2017

Am diesjährigen Poloturnier war auch die Organisation Mercy Ships zum ersten Mal mit einem Stand vor Ort. Mercy Ships versorgt mit ihrem mobilen Spital auf einem Schiff Menschen in Westafrika mit medizinischen Leistungen.

PATRIZIA MESSMER
Mit einer umgebauten Eisenbahnfähre ist Mercy Ships im Westen Afrikas unterwegs. Auf dem hochmodernen Spitalschiff bietet die 40-jährige Organisation aus Lausanne medizinische Leistungen in verschiedenen Ländern Westafrikas. «Wir machen ausschliesslich chirurgische Versorgungen, da in vielen Ländern ein grosser Mangel an chirurgischer Versorgung herrscht: Zwei Drittel der Menschheit hat keinen Zugang zur Chirurgie», erklärte der Geschäftsführer René Lehmann. Auf dem Schiff können Behandlungen in den Bereichen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische Chirurgie, Allgemeinchirurgie, Ophthalmologie, Orthopädie, gynäkologische Chirurgie sowie Mund- und Zahngesundheit durchgeführt werden.

20 000 Behandlungen
«Der Vorteil von einem Schiff ist, dass man sehr flexibel ist. Vor zwei Jahren mussten wir aufgrund des Ausbruchs von Ebola das Gebiet in Westafrika verlassen, konnten aber dafür nach Madagaskar gehen, um Menschen zu versorgen». Die «Africa Mercy», wie das aktuelle Schiff von Mercy Ships heisst, legt in Absprache mit den jeweiligen Regierungen jeweils für zehn Monate in einem Land an. «In dieser Zeit können wir 20 000 Menschen versorgen. Wir führen rund 2000 chirurgische und sehr viele zahnärztliche Eingriffe durch», so Lehmann.

Ein neues Schiff
Mercy Ships hat vor kurzem mit dem Bau eines eigens dafür konzipierten Spitalschiffs begonnen. «Wenn die Finanzierung sichergestellt werden kann, wird das Schiff 2020 fertig sein. Es ist das erste speziell gebaute Spitalschiff überhaupt», freut sich Lehmann. «Das Schiff ist wie eine kleine medizinische Fakultät. Wir haben damit viel bessere Möglichkeiten für Ausbildungen und Weiterbildungen». Denn Mercy Ships macht neben der chirurgischen Versorgung von Patienten auch Weiterbildungen für Ärzte und medizinisches Personal in den besuchten Ländern. «Uns ist wichtig, dass etwas bleibt, wenn wir weiterfahren.»

«Wie eine kleine Stadt»
Die Einsätze bei Mercy Ships basieren auf Freiwilligenarbeit. «Unsere Einsatzkräfte zahlen selbst für ihre Reise und auch einen Kostenbeitrag an die Unterkunft», erklärte der Geschäftsführer. Rund 400 Personen sind auf der «Africa Mercy» tätig. «Neben dem medizinischen Personal braucht es immer auch Automechaniker, Elektriker, Kantinenmitarbeiter und Reinigungskräfte und so weiter. Es funktioniert wie in einer kleinen Stadt.»

Die Organisation hat einen christlichen Hintergrund. «Wir haben aber auch nicht gläubige sowie andersgläubige Mitarbeiter. Und als Patienten behandeln wir sowieso Angehörige aller Religionen», betonte René Lehmann.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote