Zauberhafter Zirkus zum 90. Geburtstag

  05.09.2017 Feutersoey, Kultur

Am vergangenen Freitag gastierte in Feutersoey der Schweizer Zirkus «FahrAwaY». Zahlreiche Zirkusfreunde liessen sich vom strömenden Regen nicht abhalten, die Vorstellung zu besuchen. Die zwei Artisten nahmen das Publikum mit einer Mischung aus Zirkus und Theater und einfachsten Mitteln restlos für sich ein.

JENNY STERCHI
Es war ein grosses Glück, dass sich die Kinder von Marthy Brand dazu entschlossen hatten, zum 90. Geburtstag ihrer Mutter einen Zirkus ins Saanenland zu holen. Und so öffnete am Freitagabend in Feutersoey der Zirkus «FahrAwaY» sein Zelt für eine Vorstellung.

Das Herz schlägt für den Zirkus
Nicht ganz zufällig fiel die Wahl der Familie Brand auf dieses kleine Zirkusunternehmen aus Basel. Ein Grosskind von Marthy Brand war gemeinsam mit dem jetzigen Artisten Valentin Steinemann zur Schule gegangen. Steinemann agiert nicht nur als Hauptfigur in der aktuellen Vorstellung «Wo ist Tobi?». Er ist ebenso Urheber dieser Produktion wie auch Mitbegründer des Zirkus «FahrAwaY». Der 30-jährige Metallbauer hat sich gemeinsam mit vier Freunden vor sieben Jahren ein Zirkuszelt gekauft und tourt seitdem mit kleinen, selber gemachten Produktionen durch die Schweiz. Die weibliche Hauptrolle übernimmt in «Wo ist Tobi?» Solvejg Weyeneth. Auch sie gehört mit in das Gründerteam des Zirkus. Sie besuchte eine Zirkusschule in den Niederlanden und verblüfft durch ihre Vielseitigkeit.

Viel Charme, kein Glamour
In einer Vorstellung voller charmanter Komik und oftmals mit leisen Tönen verzauberten beide Hauptdarsteller das zahlreich erschienene Publikum am vergangenen Freitagabend in Feutersoey. Und sie kamen dabei ohne glitzerndes Material und teure Ausrüstung aus. Sie erlangten ihre Effekte mit Requisiten, die mit ihrem Brocki-Charakter sehr ehrlich wirkten. Der Zuschauer war nicht abgelenkt durch ohrenbetäubende Musik, schillernde Farben oder hochmoderne Lichteffekte. Im Gegenteil: Beide Protagonisten sorgten in jedem Kapitel ihrer Vorführung selbst für die jeweilige Beleuchtung. Während Solvejg Weyeneth mit ihrem Diabolospiel dem kleinen und grossen Zuschauern den Atem raubte, waren die Missgeschicke von Valentin Steinemann, der übrigens die Clown-Schule in Paris besucht hat, grandios gespielt. Er, der in dem Stück die Rolle eines Ersatzartisten spielte, kämpfte während der ganzen 75 Vorstellungsminuten mit einem Lichtschalter und fuhr einmal auf dem Velo geradewegs in einen Metallspind, der als Requisite am Rande der Manege stand. Überrascht fragte sich manch einer der Zuschauer: «Sollte das so sein?» Als er kurz darauf erneut sein eigenwilliges Können auf dem Velo demonstrierte, war die Frage beantwortet.

Handgemacht
Die Musik, mit der die einzelnen Nummern begleitet wurden, machten beide Darsteller selbst. Er untermalte ihre artistischen Bewegungen und ihr Diabolo-Spiel mit dem Kontrabass. Sie bot mit Akkordeon, Querflöte und auf mit Wasser gefüllten Gläsern die perfekte Begleitung für seine Einlagen am Vertikalseil, auf dem Balance-Seil und auf dem eigens von Valentin Steinemann entwickelten Gestell aus Metallrohren. Wie eine Mondsichel anmutend, erschwerte es das Balancieren auf dem über das Gestell gespannte Seil, denn die Konstruktion schwang während jeder Bewegung.

Die Frage «Wo ist Tobi?» blieb bis am Ende offen, aber das Publikum war mit der Vorstellung von Solvejg Weyeneth und Valentin Steinemann restlos zufriedengestellt. Es wurde ein Stück handgemachter Zirkus präsentiert, bei dem Schauspiel, Komik und artistische Leistung im Mittelpunkt standen. Mit Musik direkt von allerlei Instrumenten bekam die Vorstellung ihren fast nostalgischen Charakter. Marthy Brand, Jubilarin und mit der Vorstellung Beschenkte, war begeistert von dieser Art Zirkus und versicherte, dass sie von dieser wunderbaren Überraschung im Vorfeld tatsächlich nichts geahnt habe.


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