Ein Buch gegen das Vergessen

  31.10.2017 Nachbarschaft, Natur

BUCHVORSTELLUNG Vor wenigen Tagen präsentierten die Autoren und Verleger Peter Bratschi, Manfred Lempen und Elisabeth Bergmann ihr neues Werk «Im Färmeltal» der Öffentlichkeit. Das Buch beschreibt anhand von Bildern und Dokumenten die Geschichte des Fermeltals sowie der Gebiete Obersteg, Zuhäligen und Albrist. Es ist ein Buch gegen das Vergessen.

Die beiden Autoren Peter Bratschi und Manfred Lempen landeten mit ihrem ersten Buch «Ds Mattedörfli» einen Volltreffer, denn das Buch war bereits nach wenigen Wochen ausverkauft und eine zweite Auflage musste gedruckt werden. Bei ihrem neuen Werk «Im Färmeltal – mit Obersteg, Zuhäligen und Albrist» bauten sie auf diesen Erfahrungen auf. Auch dieses Buch geben sie im Eigenverlag heraus, um die Kosten zu senken. Das Buch soll für alle zugänglich sein und der Kauf nicht am Preis scheitern.

Das Buch wurde von den drei Autoren Peter Bratschi, Manfred Lempen und Elisabeth Bergmann zusammen verfasst. Die einzelnen Kapitel können niemandem direkt zugeordnet werden, es ist ein Gemeinschaftswerk, betonte Peter Bratschi.

Das Autorenteam ist mit dem Fermeltal stark verbunden. Die Vorfahren mütterlicherseits von Peter Bratschi kommen aus dem Fermeltal, aufgewachsen ist er in Matten. Nach 42 Jahren als Schulmeister in Aeschiried kehrte er nach seiner Pensionierung ins Elternhaus zurück. Für das Buch konnte er auf viele Schriften und Fotos vom Fermeltal der Familie Bratschi zurückgreifen. «Ein Fundus von fünf Generationen, die nur Unnötiges weggeworfen haben», meinte Peter Bratschi schmunzelnd. Auch Manfred Lempen ist in Matten geboren und lebt dort im Elternhaus. Während seiner vielseitigen beruflichen Tätigkeit hatte er sehr viel Kontakt mit den Einwohnern der Region und durch die Arbeit im Gemeinderat und in vielen anderen öffentlichen Institutionen und Vereinen kennt er sein Heimatdorf sehr gut.

Beide sind froh, dass Elisabeth Bergmann beim Schreiben mitgeholfen hat, denn sie war 35 Jahre Lehrerin der Gesamtschule Fermel und kennt das Leben im Tal ebenfalls bestens.

Für die Bewohner des Fermeltals
«Im März 2015 wurde mit den Leuten aus dem Fermeltal vereinbart, dass wir ein Fermelbuch schreiben möchten. In der Abmachung wurde vereinbart, dass die Bewohner uns Auskunft geben und im Gegenzug dieses Buch geschrieben werden soll», erzählte Peter Bratschi am Freitagabend. «Wir hatten mit allen Familien im Gebiet Gespräche und tranken dabei so manchen Kaffee.» Das Buch wurde immer dicker und umfasst jetzt über 500 Seiten und 800 Illustrationen und Bilder. Eine Besonderheit dieses Buches sind zwei Klappkarten, die die Namen der Region festhalten. Denn bei der Suche in allen möglichen Archiven stiessen die Autoren auf fast 700-jährige Dokumente mit alten Familien- und Flurnamen.

Das Buch «Im Färmeltal» soll die Geschichte, die Natur und das Leben des Fermeltals konservieren und in Erinnerung halten. Ausser einer Matura-Arbeit von Franz Kellerhals 1957 gab es bisher keine zusammenhängenden und erklärenden schriftlichen Überlieferungen über das Fermeltal.

Ein Buch gegen das Vergessen
Für Gemeinderatspräsident Albin Buchs ist das «Färmelbuch» ein Geschenk für die Gemeinde, das nicht mit Geld aufgewogen werden kann. «Ich habe im Buch gelesen, dass es ein Buch gegen das Vergessen sei.» Erstaunt ist er, wie viele alte Dokumente die Autoren gefunden haben: «Es ist ein riesiges Zeitdokument, das wir heute in die Hand nehmen dürfen.» Eindrücklich wird im Buch das Leben im Fermeltal festgehalten und es wird auch aufgezeigt, wie die Naturgefahren für die Talbewohner immer wieder gegenwärtig waren. Die Bewohner mussten sich immer wieder selber helfen und standen daher auswärtigen Vorschriften eher skeptisch gegenüber. Albin Buchs erläuterte dies an einer kurzen Anekdote aus dem Buch: «In den Schulen werden Schreiben und Rechnen nicht ohne Widerwillen mancher Eltern gelernt. ‹Deutsche Sprachlehre ist verhasst›, schrieb 1821 der Pfarrer von St. Stephan. ‹Im Färmel ist keine Spur von deutscher Sprachlehre vorhanden, an der Matten wird noch etwas geschrieben und gerechnet›.»

Das Fermeltal musste schon immer kämpfen
Interessant war für den Gemeindepräsidenten auch der Schulhausbau 1842: Es gab einen Brief der Bäuert Fermel an den Regierungsstatthalter bezüglich der «roten Zonen» im Fermeltal. Dort steht unter anderem, dass es fast unmöglich ist, einen Bau nach Vorschrift im Tal zu realisieren. «Die Zeit wiederholt sich hier», denn auch heute gebe es im Tal immer noch fast nur «rote Zonen».

Die Natur im Fermeltal ist rau und die Bevölkerung hatte zeitlebens mit den Gefahren zu kämpfen. Dies prägte die Bevölkerung nachhaltig. Wenn man dieses Buch liest, so wird einem klar, warum manche Entscheide im Fermeltal so getroffen wurden. Albin Buchs wird das Buch sicher auch einigen Herren in Bern zeigen und ihnen erklären, warum das Fermeltal so einzigartig und nicht immer mit ihnen einverstanden ist. Darum zitiert er ein letztes Mal aus dem Buch: «Und wenn die Politik dereinst aus Spargründen die entlegenen Gebiete finanziell trockenlegen will, wird man unser Buch ‹Im Färmeltal› zur Hand nehmen und damit aufzeigen können, dass man diese Menschen nicht fallen lassen kann.»

Bilder zeigen die Schönheit des Tals
Elisabeth Bergmann lockerte die Vernissage mit einer Bildpräsentation der verschiedenen, im Buch enthaltenen Bilder aus dem Fermeltal auf. Die zeigten die Vielfalt des Tales. Beim Betrachten einzelner Fotos könnte man sich genau so gut im hohen Norden, in einem Naturpark in Kanada oder auch in Neuseeland wähnen. Diese Abwechslung und Schönheit der Natur wurde im Buch fotografisch festgehalten und zeigt, wie sich die Natur auf wenigen Kilometern ändern kann.

FABIAN KOPP

Das «Färmelbuch» kann direkt bei den Autoren bestellt werden oder ist im Buchhandel erhältlich.


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