Goldener Oktober

  07.11.2017 Schweiz

Der Oktober bestach durch anhaltend sonniges und mildes Altweiberwetter zur Monatsmitte. Im Westen und Süden der Schweiz war es regional der sonnigste Oktober seit Messbeginn. Mit dem vielen Sonnenschein stieg die Oktobertemperatur im landesweiten Mittel 1,3 Grad über die Norm 1981– 2010. Als Kehrseite zum Schönwetter war Regen Mangelware. Vor allem auf der Alpensüdseite zeigte sich der Oktober extrem trocken.

Wechselhafter Monatsbeginn
Während der ersten drei Oktobertage zogen mehrere Störungen aus Westen und Nordwesten über die Schweiz. Dabei fiel verbreitet Niederschlag. Intensiv waren die Niederschläge am 3. am Alpennordhang mit 20 bis 40 mm innerhalb weniger Stunden.

Vom 4. bis zum 7. Oktober dehnte sich das Azorenhoch nach Mitteleuropa aus. Der 5. und 7. Oktober zeigten sich in der ganzen Schweiz sonnig. Am 6. floss entlang der Ostflanke des Azorenhochs aus Nordwesten Polarluft zur Schweiz. Auf der Alpennordseite fiel Schnee bis auf 1200 m hinab, während die Alpensüdseite mit Nordföhn und viel Sonnenschein milde 19 bis 23 Grad registrierte. Am 8. und 9. Oktober brachte ein weiterer Polarluftvorstoss auf der Alpennordseite und im Wallis oberhalb von 1400 m etwas Schnee. Gleichzeitig erhielt die Alpensüdseite, abermals dank Nordföhn, reichlich Sonnenschein und die Tageshöchstwerte stiegen auf 20 bis 22 Grad.

Ungewöhnlich sonniger Altweibersommer
Ab dem 10. Oktober schob sich ein kräftiges Hochdruckgebiet aus dem westlichen Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Das war der Beginn eines anhaltend prächtigen Altweibersommers in der ganzen Schweiz. An vielen Tagen lachte die Herbstsonne von einem wolkenlosen stahlblauen Himmel. In den Tieflagen stieg die Tagesmaximumtemperatur verbreitet auf 22 bis 25 Grad. Das schöne Herbstwetter hielt bis am 19. Oktober an.

Regional erlebte die Alpennordseite eine ungewöhnlich sonnige Oktobermitte. Am Messstandort Neuchâtel liegt die letzte ähnlich ausgeprägte Oktober-Sonnenscheinperiode mehr als 30 Jahre zurück. Im Oktober 1985 schien hier die Sonne vom 9. bis am 16. Oktober ebenfalls täglich zwischen acht und zehn Stunden. Weitere vergleichbar intensive Sonnenscheinperioden im Oktober sind in der bis 1902 zurückreichenden Sonnenscheinmessreihe von Neuchâtel nicht zu finden.

Eine stabile Schönwetterperiode zur Oktobermitte wird als Altweibersommer bezeichnet. Zumindest in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war eine goldene Oktobermitte eine recht häufige Erscheinung. Speziell die Periode vom 11. bis zum 17. Oktober zeigte oft sonniges Wetter. Einschränkend ist zu bemerken, dass dies vor allem in Berglagen oberhalb der herbstlichen Nebelgrenze feststellbar war.

Niederschlag im Norden, Smog im Süden
Mit dem Abzug des Schönwetterhochs nach Osten war der Weg frei für mehrere atlantische Niederschlagszonen. Am 20. und 21. Oktober floss mildfeuchte Luft aus Westen zur Schweiz. In der Schweiz fiel verbreitet etwas Niederschlag. Am 21. war das Tessin fest im Griff von schadstoffhaltiger Luft, die aus der Poebene einsickerte. In tieferen Lagen betrug die Sichtweite tagsüber um 5 km, am Abend sogar nur noch um 2 km.

Mit der Umstellung der Strömung auf Nordwest und Nord am 22. und 23. Oktober sank auf der Alpennordseite die Schneefallgrenze bis auf 1000 m. Die Tageshöchstwerte bewegten sich nördlich der Alpen zwischen 10 und 12 Grad. Auf der Alpensüdseite sorgte der Nordföhn für reichlich Sonnenschein und Tageshöchstwerte bis 21 Grad.

Nochmals sonniges Herbstwetter
Vom 24. bis am 26. Oktober lag die Schweiz erneut im Einflussbereich eines umfangreichen Hochdruckgebietes über dem westlichen Mittelmeerraum. Landesweit gab es viel Sonne. Die Tageshöchstwerte erreichten am 24. im Süden 20 bis 24 Grad und am 25. im Norden 18 bis 21 Grad.

Stürmisch aus Norden
Auf den 27. Oktober verlagerte sich der
Kern des Hochdruckgebiets zu den britischen Inseln und über Nordosteuropa entwickelte sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet. Zwischen diesen Druckzentren floss am 27. und am 29. aus Norden feuchte und zunehmend kühlere Luft zur Schweiz. Am 29. bewegten sich die Tageshöchstwerte auf der Alpennordseite und im Wallis bei regnerischer Witterung noch zwischen 9 und 12 Grad.

Mit der kräftigen Höhenströmung gab es in den Bergen Windspitzen zwischen 100 und 120 km/h, vereinzelt auch 150 bis knapp 160 km/h. Durch die Täler der Alpensüdseite fegte ein kräftiger Nordföhn. Am 27. erreichten die Windspitzen 80 bis 100 km/h. Der Nordföhn brachte auf der Alpensüdseite Temperatur-Höchstwerte bis 24 Grad.

Die Wälder zeigten sich in prächtigen Farben
Die sonnigen Tage im Oktober liessen die Farben der Herbstbäume leuchten. Das kräftige Goldgelb von Lärche, Bergahorn, Birke, Linde und die gelben, orangen und braunroten Töne der verfärbten Buchenwälder wetteiferten mit dem blauen Himmel.

Die Blattverfärbung begann in diesem Jahr deutlich früher als im Mittel, nämlich bereits im September. Als Mittel wird für die Rosskastanie und Buche die 30-jährige Periode 1981–2010 betrachtet, für die andern Bäume die Periode 1996–2016, da ihre Beobachtung erst 1996 begann.

Die ersten Meldungen kamen mehrheitlich aus höheren Lagen, aber auch aus dem Mittelland wurden im September schon verfärbte Bäume gemeldet. Im Oktober ging die Verfärbung der Bäume weiter und Meldungen aus allen Höhenstufen trafen bei uns ein.

Je nach Baumart betrug der mittlere Vorsprung 4 bis 16 Tage gegenüber dem Mittel. Die kühle Witterung im September führte zu dieser frühen Blattverfärbung, während die höhere Temperatur im Oktober dafür sorgte, dass sich die Blattverfärbung vermehrt wieder im normalen Zeitrahmen bewegte. Die ersten Bäume verloren bereits ihre Blätter, besonders Rosskastanien, Vogelbeeren und auch einige Buchen.

METEO SCHWEIZ


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