Willkommener Baustoff, umstrittener Energieträger
23.01.2018 ZweisimmenHolz als Energieträger, Holz versus Öl sowie Asche, die keiner haben will. An der Holzenergie-Tagung vom letzten Freitag in Zweisimmen informierten und diskutierten Fachleute, Waldbesitzer, Interessierte und Gäste über den Nutzen von Holz. Dabei wurde klar: Als Baustoff ist Holz willkommen, als Energieträger eher umstritten.
KEREM S. MAURER
Ernst Hodel, Gemeinderatspräsident von Zweisimmen, begrüsste die Anwesenden und betonte die Wichtigkeit erneuerbarer Energien. Neben der Sonnenenergie, die in Zweisimmen beispielhaft genutzt wird und dem Ort den Namen «Sonnenenergie-Dorf am Rinderberg» einbringt, erwähnte er die Fernwärme Zweisimmen als einen «bedeutenden Player». Hodel wies darauf hin, dass Holzlager- und Verarbeitungsplätze unbedingt notwendig seien, es davon aber noch zu wenige gebe. Für die Realisation solcher Plätze sei die Regionalplanung gefordert. Jolanda Küng, Geschäftsführerin von BEO Holz, erläuterte die «Initiative Holz BE». Die erklärten Ziele dieser kantonalen Plattform der Berner Wald- und Holzwirtschaft seien die Bekanntheit des Holzes zu fördern, Bauprojekte zu begleiten, Rahmenbedingungen zu verbessern, Lücken zu schliessen und Innovationen zu stimulieren. Hinsichtlich des «Prix Lignum 2018» (siehe Kasten) forderte sie alle Anwesenden auf, die ein «Vorzeigeprojekt aus Holz» haben, bei diesem Wettbewerb mitzumachen. Nach ihr sprach Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz, vom sinnvollen Sanieren und insbesondere davon, das passende Holz für die richtige Feuerung zu nutzen. Man müsse sich überlegen, welches Holz man in den kommenden zwanzig Jahren zur Verfügung habe und sich dementsprechend für eine geeignete Feuerung entscheiden. Keel zeigte anhand einer Folie, dass schweizweit der Holzanteil in Sachen Wärmeenergie erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg über die 10 %-Marke gestiegen ist. Ein Vergleich aller Anlagen in der Schweiz, die mit Holz Strom erzeugen, mit der Leistung des AKW Leibstadt, welches alleine 23-mal soviel Energie produziert, macht allerdings deutlich, dass der Holzenergieanteil sehr minim ist. «Es wäre vermessen, zu behaupten, Holzenergie leiste einen grossen Beitrag an die Energieversorgung unseres Landes», konstatierte Keel.
Wohin mit der Asche?
«Das Problem mit der Asche und die Frage, wohin damit, ist nach wie vor nicht geklärt», so Keel im zweiten Teil seines Referates. Seit Inkrafttreten der neuen Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) am 1. Januar 2016 dürfe Holzasche nur noch nach eingehender Analyse abgelagert werden, wobei die Grenzwerte sehr streng seien. Dies führe dazu, dass zum Beispiel Asche aus Fernwärmeanlagen aus dem Kanton Bern hinausgeschafft werden müssten, und zwar dorthin, wo die Vorschriften weniger streng seien. Heinz Brand von der Enhosag Energieholz AG, bestätigt, dass die Asche der Fernwärmeanlage Saanen in Container verpackt und als Sondermüll entsorgt werden müsse. Er verstehe dies, weil gemäss den neuen Messmethoden Schwermetalle in der Asche nachgewiesen würden. Aber er kritisiert die diesbezügliche Bürokratie im Kanton Bern als «zu grossen Papierkrieg». Laut Andreas Keel verweigerten die Deponien hierzulande die Annahme von Asche, weil sich die Grenzwerte schlicht nicht einhalten liessen. Man arbeite nach wie vor an einer Lösung zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU). Nationalrat Erich von Siebenthal sagte zum Thema Asche: «Da sind wir gefordert.» Von Siebenthal ist überzeugt, dass es keinen besseren Rohstoff gibt, als Holz. Öl sei leider nach wie vor noch wesentlich günstiger als Holz, was die Situation nicht einfacher mache. «In Sachen Holzenergie müssen wir beim Bund, bei den Kantonen und den Gemeinden unsere Hausaufgaben noch machen», räumt er ein.
Holzerkurse in Aussicht gestellt
Nach den Stürmen Burglind und Evi liege auch im Obersimmental und Saanenland Holz am Boden, so von Siebenthal weiter, aber glücklicherweise nicht so viel wie nach dem Sturm Lothar. Dennoch seien die Holzarbeiter jetzt gefordert. Jeder, der helfen wolle und einen Holzerkurs absolviert habe, dürfe sich gerne auf der Gemeinde melden. Solche Aufräumarbeiten seien hart und mitunter gefährlich, gibt er zu bedenken und stellt Holzerkurse in Aussicht, die man im Saanenland anbieten wolle, sofern man pro Kurs mindestens sechs Interessenten findet.