Ein überraschender Philosophieabend im Gymnasium Gstaad

  13.02.2018 Schule

Die Schülerinnen und Schüler der Philosophieklasse 18s des Gymnasiums in Gstaad gestalteten am vergangenen Freitagabend einen Diskussionsabend zum Thema Rausch. Neben Schülern aus anderen Klassen hatten sich auch Lehrpersonen, Gastreferenten und einige andere interessierte Besucher in die Aula im OSZ Ebnit begeben.

JENNY STERCHI
Der Abend begann mit einer sehr gut vorbereiteten Podiumsdiskussion und hielt im weiteren Verlauf die kontrovers diskutierte Legalisierung von Cannabis und die Frage nach dem Sinn des Rausches beim Menschen bereit.

Von Schülern organisiert
Das Gymnasium Interlaken organisiert unter dem Motto «Hintersinne» immer wieder Themenabende und Diskussionsrunden, zu denen sowohl Jugendliche als auch Erwachsene eingeladen sind.

Am vergangenen Freitag luden die Schülerinnen und Schüler der Philosophieklasse 18s des Gymnasiums Gstaad zu solch einem Themenabend ein. Die Themenwahl oblag ebenso den Schülerinnen und Schülern wie auch die Verpflichtung der Gastreferenten und die Gliederung, wie der Abend ablaufen sollte. Unterstützt wurden die Jugendlichen dabei von ihrer Lehrerin Martina Josi, die zwar wertvolle Inputs lieferte, ihnen jedoch die Verantwortung überliess. Entsprechend nervös starteten die Schüler, die auch die Moderation des Abends übernahmen, in die Diskussionsrunde. Mit der sehr offenen Aussage, dass sie in der Klasse zu jener Gruppe gehörten, die bereits einmal in ihrem Leben gekifft haben, überraschten sie zum ersten Mal an diesem Abend das Publikum.

Wie kommt man zum Rausch?
Die Nervosität legte sich aber deutlich, als der Gastreferent Micha Suter angekündigt wurde. Suter ist als Mitarbeiter des Blauen Kreuzes in der Fachstelle für Suchtprävention tätig. Er lieferte in seinem Vortrag zunächst die Definition für den Begriff Rausch. Demnach sei für das Auslösen eines Rausches der Botenstoff Dopamin zuständig. Als körpereigenes Hormon könne dessen Ausschüttung durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Man unterscheide grob zwischen Tätigkeiten und substanzgebundenen Auslösern. So könnten Glücksspiel, Social Media, Sport und auch Drogen diesen Zustand auslösen.

Suter erklärte, dass Drogen, die das Bewusstsein verändern und die Selbstwahrnehmung beeinflussen, bei routinemässigem Konsum zur Sucht führten. Dabei dürfe man nicht den Alkohol als legale Droge und als Suchtmittel unterschätzen, mit dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft der Schweiz jährlich Kosten von 4,2 Milliarden Franken entstünden. Etwa ein Viertel der Schweizer Bevölkerung bewege sich laut Suter mit dem Alkoholkonsum im Risikobereich. Auch diese Zahlen überraschten an diesem Abend und so fand man den Übergang zu Cannabis als Droge.

Für und Wider zur Legalisierung von Cannabis
Damit war man schnell beim Thema, das die Diskussion über weite Strecken beherrschte. Neben Cannabis gebe es eine Reihe weiterer illegaler Rauschmittel. Mit dem Beschrieb ihrer Auswirkungen beendete Micha Suter seine Ausführungen. Cannabis als Rauschgmittel wurde in den Fokus der Diskussion gerückt. Der zweite Gastreferent, Adrian Aulbach, Co-Präsident der Grünen Interlaken-Oberhasli, sprach sich in seinem Kurzreferat für die Legalisierung von Cannabis aus. Die Schülerinnen und Schüler begegneten diesem Ansatz mit kritischen Fragen zu Umsetzbarkeit der Legalisierung und eventuell ansteigenden Knsumentenzahlen. Aulbach wies darauf hin, dass der Verkauf von Alkohol an Minderjährige in erster Linie eine Strafe für den Verkäufer nach sich ziehe. Er stelle das Suchtpotenzial beim Cannabiskonsum keinesfalls über das des Alkohols. Von daher seien die Konsumenten von Cannabis keinesfalls noch länger zu kriminalisieren. Weiterhin griff der junge Politiker die Problematik auf, dass die Illegalität von Hanf eine standardisierte Qualitätskontrolle sowie die Kontrolle des Jugendschutzes verunmögliche. Ausserdem mache die Verstecktheit des Cannabishandels und -konsums die gezielte Prävention schwierig.

Die Schülerinnen und Schüler setzten diesen Argumenten die herabgesetzte Hemmschwelle, legal erworbenes Cannabis zu konsumieren, entgegen. Weiter stellten sie die geplante steuerbare Verfügbarkeit, wie sie Aulbach beschrieben hatte, in Frage und machten ihre Zweifel an der vorausgesagten Austrocknung des Schwarzmarktes deutlich. Und diese Haltung überraschte zum Dritten.

Am Ende des Abends, nachdem auch in den einzelnen kleinen Tischrunden bei Kaffee und Kuchen diskutiert worden war, wurde klar, dass in dieser Frage wohl kein eindeutiges «Richtig» oder «Falsch» zu definieren sei. Während sich die einen noch ausführlicher mit der Legalisierung des Cannabishandels auseinandersetzten, fragte man sich an einem anderen Tisch, was den Menschen denn eigentlich antreibe, sich in einen Rauschzustand zu begeben. Viele verschiedene Ansichten und Erfahrungen mussten für einmal nicht zu einem Konsens führen, regten aber durchaus zum Nachdenken an.


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