500 Jahre Kirche Lauenen ist eine Pilgerreise wert

  08.05.2018 Lauenen

Die Kirchgemeinde Launen lud zum Pilgern ein. Und zwar, weil Peter Tüller für die Genehmigung des Kirchenneubaus 1518 nach Rom gereist war. Gegen 130 Menschen nahmen den Weg von Lauenen zum Lauenensee am vergangenen Sonntag unter die Füsse. Unterwegs wurden sie verpflegt, aber auch überfallen.

BLANCA BURRI
Vor 500 Jahren nahm der Abgesandte Peter Tüller unermessliche Beschwerden auf sich, um das Einverständnis des Papstes für den Kirchenneubau zu erhalten. Er lief nach Rom und zurück, was rund 1900 km Marsch in Hitze, Kälte, unbekanntes Gebiet und gefährliche Situationen bedeutete.

Mehr als erwartet
«Doch nach dieser langen Zeit ist – wie an vielen anderen Orten auch – das gottesdienstliche Feiern ins Stocken geratten», sagte Pfarrerin Kornelia Fritz zu Beginn des liturgischen Gottesdienstes, der auf dem Weg zum Lauenensee gefeiert wurde. Deswegen gebe es nichts Besseres, als sich wieder in Bewegung zu setzen. Erst einmal äusserlich, in der Hoffnung, dass diese Bewegungen auch die Gedanken und den Geist wieder in Bewegung setzten. Diesem Ruf folgten gegen 130 Personen. «Das sind viel mehr, als ich erwartet hätte», freute sich die Pfarrerin. Eigentlich wären 158 Personen nötig gewesen, um gemeinsam die 1900 km zu bewältigen, die Tüller gewandert war. Mit den am Sonntag gewanderten Kilometern wäre der Wandere wohl nach Rom und wieder zurück in die Po-Ebene gekommen. «Von dort hätte er ja das Postauto nehmen können», witzelte eine Pilgerin, als über das Thema gesprochen wurde.

Teurer als gedacht
Die Kirchgemeinde schaute gut zu ihren Pilgern. Es gab einen Fahrdienst für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuss sind. Auch wurde für das leibliche Wohl gesorgt.

Reisen und Pilgern war früher ein sehr teueres Vorhaben. Zum Beispiel musste man Brücken- und Wegzoll bezahlen. Das kamen auch die Lauener zu spüren, als sie den Weerebach passieren wollten. Plötzlich hiess es: «Halt, halt! Hier muss Brückenzoll bezahlt werden!» Die Pilger kamen aber glimpflich davon, denn die passend gekleideten Kinder zogen Tannzapfen, Blumen und Tannenzweige statt Goldmünzen ein.

Gefährlicher als angenommen
Es war im späten Mittelalter gefährlich, alleine zu reisen. Viel besser war es, sich einer Gruppe anzuchliessen, denn überall lauerten Räuber, die sich an den Reisenden bereichern wollten. Diesem Schicksal entkamen die neuzeitlichen Pilgerer auch nicht. Sie wurden von furchterregenden Banditen überfallen. Glücklicherweise bürgte Stephan Addor für die Reisegruppe und bezahlte für deren Schutz einen rechten Batzen. So kamen die Pilger sicher am Lauenensee an, wo sie zusammen sangen, den Schluss des Gottesdienstes feierten und später den köstlichen Aperitif genossen.

Video: https://tinyurl.com/ycb8uk6c
Fotogalerie: https://tinyurl.com/ybg9m47u


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