Der «Bären» ist ab Dezember wieder offen

  29.05.2018 Gsteig

Nur die Jahresrechnung und Verschiedenes waren an der Gemeindeversammlung in Gsteig am vergangenen Freitag traktandiert. Aber beide gaben genug zu reden. Die Jahresrechnung schliesst mit einem grossen Verlust ab. Ein neues Pächterehepaar für den «Bären» sorgt hingegen für Optimismus.

JENNY STERCHI
Nur zwei Dutzend Gsteiger waren der Einladung an die Gemeindeversammlung am Freitag gefolgt. Unter dem Traktandum Verschiedenes ging es um die Frage «Wie weiter mit dem Bären?» Nach den in der Vergangenheit gescheiterten Versuchen verschiedener Pächter, den traditionellen «Bären» erfolgreich zu führen, hatte sich Ernüchterung breitgemacht. Im Zweifel, ob der «Bären» überhaupt noch gewinnbringend geführt werden könne, beauftragte die Gemeinde Gsteig Gastro Bern, den kantonalen Arbeitgeberverband für Restauration und Hotellerie, mit einer Situations- und Betriebsanalyse. Die Aussage des Gutachtens, dass der Bären als Gastro- und Hotelbetrieb durchaus profitabel zu bewirtschaften sei, überraschte die Auftraggeberin positiv.

Ab Dezember wieder offen
Auf die Ausschreibung meldeten sich einige Interessenten. Die Entscheidung fiel zugunsten des Wirtepaares Christian und Gabi Hefti-Felber. Die beiden führen im Moment noch das Restaurant Seebad Baldegg. Christian Hefti-Felber ist ursprünglich aus Gsteig und so ist es für ihn wie ein Heimkommen. Auch für seine Frau Gabi Hefti-Felber ist das Saanenland nicht unbekannt. Sie hat das Gastro- und Hotelgewerbe von der Pike auf gelernt und hat dabei auch Erfahrungen in Restaurants und in der Hotellerie in der Region gesammelt.

Die Hochsaison in ihrem Betrieb am Baldegger See hat bereits begonnen. Es wäre deshalb für den Betrieb nicht gut, zu diesem Zeitpunkt alle Zelte abzubrechen, um nach Gsteig zu kommen. So gaben Christian und Gabi Hefti-Felber ihre Zusage, dem «Bären» in Gsteig ab dem kommenden Dezember wieder neues Leben einzuhauchen.

Wie Tom Schild, Vizepräsident des Gemeinderates und verantwortlich für Liegenschaften, informierte, möchte die Gemeinde Gsteig diese Zeit nutzen, um einige Sanierungen vorzunehmen, damit der Betrieb in bestmöglichem Zustand an die neuen Pächter übergeben werden kann. So ist der Einbau eines neuen Warenliftes ebenso geplant wie ein Umbau der Lüftung. Mit einer optimierten Lüftungsführung könnten längerfristig Kosten gesenkt werden, welche das Lüftungssystem im aktuellen Zustand jedes Jahr mit einer komplizierten und kostenintensiven Reinigung verursacht.

Gemeindepräsident Markus Willen zeigte sich optimistisch im Hinblick auf das neue Wirtepaares: «Wir sind zuversichtlich, diesmal eine langfristige Lösung für den ‹Bären› gefunden zu haben.»

Jahresrechnung mit grossem Verlust
Die Jahresrechnung hätte laut Finanzverwalter Karl Graa mit einem Gewinn von rund 125 000 Franken abgeschlossen, wenn da nicht das unerwartete Urteil des Bundesgerichtes zu Ungunsten der Gemeinde Gsteig gewesen wäre. Der Betrag von 600 000 Franken, der als Grundstücksgewinnsteuer aus dem Verkauf einer Liegenschaft zu zahlen war, jedoch als aufgeschoben galt, wurde durch einen überraschenden Bundesgerichtsentscheid im vergangenen Herbst plötzlich fällig. «Mit diesem Entscheid war nicht zu rechnen», erklärte Karl Graa. Nachdem die Käuferin aus dem Kanton Genf Beschwerde gegen diesen Aufschub eingelegt hatte und von einer Reihe juristischer Instanzen Absagen erhalten hatte, entschied das Bundesgericht völlig unerwartet zugunsten der Beschwerdeführerin und begründete dieses Urteil mit dem Erwirken einer Praxisänderung. Danach geht die besagte Steuerzahlung an den Kanton Genf, den Heimatkanton der Käuferin.

Nach diesem unvorhergesehenen Aufwand resultierte eine Schlechterstellung von rund 500 000 Franken gegenüber dem Budget. Dank der Finanzreserven der Gemeinde Gsteig habe man die Deckung dieser Forderung sicherstellen können, so der Finanzverwalter. Wären diese nicht vorhanden,

hätte ein solcher Entscheid und eine derart spontan beschlossene Praxisänderung schwerwiegende Liquiditätsprobleme der Gemeinde zur Folge gehabt.

Diverse Anliegen
Unter Verschiedenem kamen Anfragen aus der Versammlung zu diversen Themen. Zum einen interessierte die Rechnung für die Errichtung des Spielplatzes, die bereits zwei Jahre zurückliegt. Finanzverwalter Karl Graa erklärte, das diverse Nachbesserungen einen Rechnungsabschluss verzögerten, man aber mit der Rechnung für das laufende Geschäftsjahr rechne.

Zum anderen wurde die Frage nach der Position zur laufenden Diskussion über den Spitalstandort in den Raum gestellt. Markus Willen erklärte, dass die Gemeinde Gsteig zurzeit neutral bleibe und die Ergebnisse der aktuell eingesetzten Kommission abwarte.

 


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