«Das Saanenland ist mein Zuhause»

  17.07.2018 Interview, Saanen

Daniel Hope ist teilweise im Saanenland aufgewachsen, weil seine Mutter Elanor Hope während Jahrzehnten Jehudi Menuhins Assistentin war. So verbindet er seine frühsten Kindheitserinnerungen mit dem Saanenland.

BLANCA BURRI

Daniel Hope, Sie sind ein Star und auf der ganzen Welt engagiert. Wie kommt es, dass Sie dem Gstaad Menuhin Festival trotzdem immer die Treue halten?
Ich bin auf der ganzen Welt unterwegs und es gibt nur zwei Orte, die ich als mein Zuhause bezeichne: Das ist London und das Saanenland. Meine frühsten Kindheitserinnerungen verknüpfe ich mit Gstaad.

Welche Erinnerungen?
Die ersten Gerüche, Klänge, Worte und Musikstücke habe ich im Saanenland kennengelernt. Das ist ein so gewaltig positiver Effekt, dass es mich wie ein Magnet ins Saanenland zieht. Wenn ich die Gelegenheit habe, bin ich hier.

Wen haben Sie am Konzert wiedererkannt?
In der ersten Reihe sass Familie Fiedler, mit der ich gross geworden bin. Sie wohnte im selben Quartier wie wir. Deshalb kenne und schätze ich die Mutter Ruth sehr. Stefan und Michael sind im selben Alter wie ich. Als ich am vergangenen Donnerstag angekommen und durch die Strassen gelaufen bin, habe ich mit vielen Leuten gesprochen, die ich spontan wiedererkannt habe oder umgekehrt. Das sind zum Teil Leute, die sehr wohl mit Musik zu tun haben, aber nicht nur. Das Saanenland ist tief in meiner DNA.

Wann waren Sie zum letzten Mal hier?
Das war vor zwei Jahren, als wir den Film «Daniel Hope – Der Klang des Lebens» gedreht haben. Wenn ich im Sommer nicht im Saanenland bin, juckt es mich jeweils.

Sie haben erst Vivaldis «Vier Jahreszeiten» gespielt, bevor Sie den Remix von Max Richter interpretierten. Was bedeutet diese Reihenfolge?
Das Original ist noch immer ein Meisterwerk, an dem man nicht vorbeikommt. Deshalb war es mir wichtig, ihm diesen Respekt zu zollen. Danach kam eine Weiterführung des Meisterwerks, wie wenn jemand von ihm inspiriert zu träumen beginnt. Max Richter hat das mit grossem Respekt getan und trotzdem ist es gewagt. Bei der Zugabe sind wir bewusst wieder zu Vivaldi zurückgekehrt.

Welche Emotionen verbinden Sie mit Vivaldi und welche mit Richter?
Es ist egal, was ich hier spiele, es ist einfach ein gewaltiges Gefühl, auf der Bühne der Kirche Saanen zu stehen. Es geht schon los, wenn ich zur Probe gehe. Ich erinnere mich dann, wie ich mit meiner Mutter am Stammplatz von Yehudi Menuhin sass und zuhörte. Wenn ich zur Garderobe bei der Empore hochsteige und das Holz sich bemerkbar macht, bin ich ganz in den früheren Bildern. Zum Beispiel erwischte ich einen berühmten Musiker dabei, wie er eine Flasche Whiskey leerte. Man musste ihn fast die Treppe hinuntertragen, damit er überhaupt ins Schiff gelangte – anschliessend spielte er sein Konzert wie ein Gott. Was mich auch tief beeindruckt, ist der Gedanke, dass ich in Saanen ein Orchester das erste Mal Vivaldis «Die vier Jahreszeiten» spielen hörte. 40 Jahre später stehe ich als Musikdirektor dem Orchester vor, das ist ein ungewöhnlicher Werdegang.

Wie schätzen Sie das Publikum von Saanen ein?
Es ist sehr konzentriert und aufmerksam. Am Anfang war auch eine gewisse Spannung zu spüren, die sich schliesslich auflöste. Das ist besonders schön.


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