Berner und Zürcher spannen zusammen

  07.08.2018 Saanen

Das diesjährige Segelfluglager geht in die Geschichte ein: Die beiden Segelfluggruppen Bern und Zürich haben sich zusammengetan und die meteorlogischen Bedingungen lassen Rekordflüge zu.

ANITA MOSER
Während vielen Jahren haben die beiden Segelfluggruppen Zürich und Bern in Saanen getrennte Lager durchgeführt. Beide litten jedoch in den vergangenen Jahren unter einem Teilnehmerrückgang und Überalterung – die Berner mehr als die Zürcher. Nun haben die beiden Gruppen fusioniert und den Verein «Alpines Segelfluglager Saanen» gegründet. Domiziliert ist der Verein in Saanen. «Das war mir ein grosses Anliegen», betonte Jean-Fritz «Schafi» Weber am vergangenen Donnerstag am traditionellen Segelfliegerfest im Huus-Hotel. «Damit zeigen wir die Verbundenheit zu und mit Saanen.» Und nur so habe das Lager Zukunft, ist der Vereinspräsident und Lagerleiter überzeugt.

Vizepräsident und ebenfalls Lagerleiter ist Felix Deutsch, Ivan Hausmann ist zuständig für den Flugbetrieb und Markus Pitschen für die Finanzen und Administration. Vor Jahresfrist wurde Markus Pitschen nach 25 Jahren als Lagerleiter der Zürcher Segelfluggruppe auf dem Wasserngrat verabschiedet, nun engagiert er sich im neuen Verein im Vorstand. «Er ist offensichtlich so angetan von der Idee, dass er sich weiter zur Verfügung stellt», so Schafi Weber.

Neu vier Wochen
Das Lager dauert neu vier Wochen – in diesem Jahr vom 14. Juli bis 12. August. 78 Piloten haben sich über die vier Wochen angemeldet, allein in der dritten Woche waren es 45. Viele verbringen einen Teil ihrer Familienferien in Saanen. «Gesamthaft dürften es zwischen 300 und 400 Personen sein. Der Campingplatz ist voll, die Flugzeuge im Dauereinsatz», freut der Vereinspräsident. Es gibt Paare, die sich als Kinder im Segelfliegerlager kennengelernt haben und die heute mit ihren Kindern wiederum zu den Lagerteilnehmern gehören. «Die Segelfliegerlager gehören zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen», betonte etwa Schafi Webers Tochter.

Traumwetter für die Segelflieger
Die anhaltende Sommerhitze und Trockenheit setzt vor allem der Landwirtschaft zu. Quellen drohen zu versiegen, Bäche auszutrocknen. Vereinzelte Zuflüsse der Saane wurden schon ausgefischt und auf immer mehr Alpbetriebe muss das Wasser hinaufgeführt oder mit Helikoptern hinaufgeflogen werden.

Über das Wetter Hoch freuen sich hingegen die Segelflieger. «Die Wetterbedingungen, die meteorologischen und die thermischen Voraussetzungen sind grandios», schwärmte Lagerleiter Jean-Fritz «Schafi» Weber am Segelfliegerfest. Bis jetzt konnte täglich geflogen werden. «Und die Wetteraussichten sind weiterhin gut», so Weber. Dieser Sommer sei vergleichbar mit dem Hitzesommer 2003.

Nach Südfrankreich und zurück
«Das Wetter ermöglicht weite Flüge, sehr weite Flüge.» Im Durchschnitt sei jeder Pilot vier Stunden in der Luft, der längste Flug bisher habe achteinhalb Stunden gedauert. «Es gab Flüge übers Mittelland in den Jura oder ins Engadin. Vereinzelte Piloten haben das Kunststück fertiggebracht, an einem Tag von Saanen nach Südfrankreich zu fliegen und wieder retour – ohne Zwischenlandung.» Im Cockpit sei es von den Temperaturen her sehr angenehm. «Sie entspricht in etwa der Aussentemperatur. Die Nullgradgrenze liegt auf rund 4000 Metern über Meer. Im Cockpit hat es auf dieser Höhe zwei bis drei Grad.»

«Wir fühlen uns willkommen»
Schafi Weber nahm das Segelfliegerfest zum Anlass, sich im Namen der Lagerteilnehmenden zu bedanken. «Danke, dass wir auf diesem Platz fliegen dürfen – das ist nicht selbstverständlich», betonte er. Ebenfalls dankte er den Landbesitzern und Pächtern für die Unterstützung und den Goodwill. «Wir spüren, dass wir willkommen sind, dass wir Gäste sind. Und wir verhalten uns auch als Gäste.»

Walter Egger, Präsident der Flugplatzgenossenschaft Gstaad-Saanenland, lobte die Zusammenarbeit. «Wir haben Freude an euch!»

«Es ist schön, dass ihr einen Weg gefunden habt, ein gemeinsames Lager zu machen», betonte Gemeinderätin Therese Mösching in ihren Grussworten und bedankte sich bei der Lagerleitung für die Rücksichtnahme wegen des Baus des neuen Trinkwasserpumpwerkes auf dem Flugplatz. «Die aktuelle Situation zeigt, dass es dringend notwendig ist, dass wir das Pumpwerk jetzt endlich realisieren können.» Ernest Marmet bedankte sich im Namen der Landeigentümer und Anstösser für die Einladung zum traditionellen Segelfliegerfest. Für den Tourismus und insbesondere für das Dorf Saanen sei das Segelfluglager eminent wichtig, sagte er im Namen der Dorforganisation Saanen. Die Segelflieger belebten das Dorf. Seien sie da, habe man das Gefühl «molmol, in däm Saanedorf louft de scho öppis», betonte Marmet und fügte unter Gelächter hinzu: «Könntet ihr das Lager nicht auf zwei, drei Monate verlängern?»


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