Mehr als 30 Jahre …

  12.10.2018 Leserbriefe

… haben wir von der Modellfluggruppe Münchenbuchsee im Saanenland unser Modellsegelfluglager mit bis zu 40 Personen jeden Alters durchgeführt. Während der ganzen Zeit haben wir darauf geachtet, die einheimischen Lebensmittellieferanten sowie die Berghäuser und Bergbahnen zu berücksichtigen. Wir haben sicher eine ansehnliche Summe ins Saanenland gebracht und dies jedes Jahr, unabhängig von der Wettersituation. Zudem haben wir durch unsere Aktivitäten auch immer wieder neue, treue Gäste ins Saanenland gebracht. Wir sind in all den Jahren immer wieder zufrieden ins Mittelland zurückgekehrt, haben uns dabei aber bereits auf die nächste Woche in Schönried gefreut!

Das Rellerli hat in dieser Lagerwoche immer eine grosse Rolle gespielt, sei dies als Zubringer zu ausgedehnten Höhenwanderungen in Richtung Sparenmoos oder als ausgezeichnetes Fluggebiet für unsere Modellsegelflugzeuge, dies in Absprache mit dem Flugplatz in Saanen.

Auch wenn bei uns vergleichsweise zahlreiche Jugendliche aktiv sind, so ist über all die Jahre das Durchschnittsalter tendenziell gestiegen. Wir wären also auf die Bergbahn mehr denn je angewiesen, denn den Aufstieg zu Fuss schaffen nicht mehr alle Lagerteilnehmer/innen. Ob das Lager im Saanenland eine Zukunft haben wird, weiss ich noch nicht; ich werde mich sicher nach Kräften dafür einsetzen. Der eine oder andere langjährige Lagerteilnehmer in fortgeschrittenem Alter liess aber bereits durchblicken, dass er in Zukunft nicht mehr wird teilnehmen können, wenn die Gondelbahn auf das Rellerli nicht mehr fahren wird.

Auf der Homepage wird das Rellerli als «Der Sonnenberg mit einer atemberaubenden Aussicht» angepriesen, der die Gäste mit «ausgedehnten Wanderwegen und zahlreichen Attraktionen» anlockt. Während den Herbstwochen in den vergangenen Jahren hat die Werbung funktioniert: Der Parkplatz und das Berghaus waren sehr häufig gut besetzt. Umso unverständlicher ist es, dass ausgerechnet dieser «Sonnenberg» geschlossen werden soll.

Die Tourismus-Organisationen im Saanenland bemühen sich um mehr Gäste; das ist ihre Aufgabe. Mit dem Abbruch einer sehr beliebten Bergbahn gewinnt man aber keine neuen Gäste; im Gegenteil: Ein wertvolles Angebot verschwindet und beschert der Tourismus-Destination negative Schlagzeilen. Es kommt noch dazu, dass genau in dem Zeitpunkt, wo man vermehrt Angebote im Segment des Sommer-Tourismus sucht bzw. generiert, ausgerechnet der im Sommerhalbjahr wertvolle «Sonnenberg» aus dem Angebot gestrichen wird. Gemäss Schweizer Tourismus-Verband STV waren im Kalenderjahr 2017 (Wintersaison 2016/17) bereits fast 57 % der Gäste während der Sommersaison in der Schweiz; wäre es in Anbetracht der Tourismus-Entwicklung nicht eine Überlegung wert, den «Sonnenberg» in einer finanziell verträglichen Art für die Sommersaison in Betrieb zu behalten? Nebenbei muss erwähnt werden: Auf der gegenüberliegenden Talseite werden zahlreiche «Winterberge» für eine tendenziell kürzer werdende Saison mit viel Geld gepflegt. Die Gästezahlen werden in diesem Segment mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht markant steigen. Die Investitionen sind aber sehr teuer; ein «Sonnenberg» müsste finanzierbar sein!

Entscheidungsträger haben nicht selten das Gefühl, nur dann als «stark» eingestuft zu werden, wenn sie den einmal eingeschlagenen Weg um jeden Preis weiterverfolgen. Entscheidungsträger können aber auch Stärke zeigen, indem sie neue Fakten analysieren und mit verschiedensten Interessengruppen eine Richtungsänderung zum Wohle aller anstreben.

RES DAUWALDER, MÜNCHENBUCHSEE


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